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Kakao, Äpfel, Beeren: Halten Pflanzenfarbstoffe geistig fit?

Kakao, Äpfel, Beeren: Halten Pflanzenfarbstoffe geistig fit? Flavnoide Flavanole
Foto: CC0 Public Domain - Pexels/ samer daboul, – Unslash/ Ravi Patel

Immer wieder beschäftigen sich Wissenschaftler:innen mit der Frage, wie man im Alter geistig leistungsfähig bleibt. Eine neue US-Studie liefert Hinweise darauf, dass ein Pflanzenfarbstoff dabei eine Rolle spielt. Er ist in bestimmten Obst- und Gemüsesorten enthalten – und in Kakao.

Zahlreiche Studien liefern Hinweise darauf, dass die Ernährung beeinflussen kann, ob man im Alter geistig fit bleibt. Eine Studie aus China, die Menschen über einen Zeitraum von 10 Jahren mehrmals untersucht hat, hebt beispielsweise „gesunde Ernährung“ als einflussreichsten Faktor gegen Gedächtnisverlust hervor. Doch welche Stoffe genau sind für ein alterndes Gehirn besonders wichtig? Unter anderem Flavanole könnten dazu beitragen, darauf deuten diverse Studien hin.

Flavanole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in Kakao, Früchten und Tee vorkommen. Sie gehören zur Gruppe der Flavonoide, welche für die rote, blaue, hellgelbe und violette Farbe bei vielen Obst- und Gemüsesorten verantwortlich sind – zum Beispiel bei Äpfeln und bestimmten Beeren. Eine neue Studie der Columbia University in New York hat den Effekt des Stoffs genauer untersucht und älteren Proband:innen Flavanole verabreicht.

Geistige Leistung im Alter: Studie untersucht Effekt von Flavanolen

Insgesamt nahmen 3.562 gesunde Erwachsene im Alter von rund 70 Jahren an der Studie teil. Die Hälfte von ihnen nahm über drei Jahre hinweg Flavanole aus Kakaoextrakt ein – 500 Milligramm pro Tag. Die andere Gruppe erhielt ein Placebo.

1.361 Proband:innen gaben zu Beginn des Experiments Urinproben ab, anhand derer die Forscher:innen untersuchten, wie viele Flavanole sie insgesamt aufnahmen. Außerdem wurde erfasst, wie gesund die Teilnehmer:innen sich ernährten und die geistige Leistungsfähigkeit mehrmals mithilfe von Tests bestimmt. 

Die Forscher:innen stellten dabei fest, dass die geistige Leistungsfähigkeit bei dem Drittel der Proband:innen, das sich am gesündesten ernährte, am wenigsten nachließ. Bei dem Drittel der Teilnehmer:innen, die sich besonders ungesund ernährten oder besonders wenige Flavanole aufnahmen, verbesserten die Präparate die Gedächtnisfunktion. Wer sich schon gesund ernährte, also viele Flavanole aufnahm, profitierte von den Präparaten aber nicht zusätzlich. Der Effekt konnte also – anders als angenommen – nicht bei allen Teilnehmer:innen nachgewiesen werden.

Wie aussagekräftig ist die Studie?

Den Autor:innen zufolge legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass ein niedriger Flavanolkonsum bestimmte Komponenten des kognitiven Alterns beeinflussen kann. Wie dieser Effekt zustande kommt, ist noch nicht abschließend geklärt.

Die Studie weist auf frühere Studien an Mäusen hin, die ähnliche Effekte von Flavanolen auf das Gedächtnis von Mäusen untersucht haben. Hier hatten die Stoffe die Synapsen- und Blutgefäßdichte erhöht, insbesondere in einer Unterregion des Hippocampus. Der Hippocampus ist eine Region des Gehirn, der für die Bildung von Gedächtnisinhalten verantwortlich ist.

Die Forscher:innen weisen jedoch selbst auf Einschränkungen ihrer Studie hin. Beispielsweise wurden vornehmlich weiße Menschen mit hohem Bildungsniveau untersucht. „Künftige Studien müssen auch Teilnehmer mit einem vielfältigeren Hintergrund einbeziehen, die die gesamte Bevölkerung repräsentieren“, heißt es in der Studie. Außerdem wurden nur Flavanole aus Kakao untersucht, was damit zusammenhängen könnte, dass die Arbeitsgruppe vom Süßwaren-Konzern Mars gesponsert wird.

David Curtis, Wissenschaftler am UCL Genetics Institute des University College London, kritisierte die Studie gegenüber dem britischen Science Media Centre. Ihm zufolge belege die Studie den positiven Nutzen der Flavanole auf die Gedächtnisfunktion nicht – sonders zeige höchstens, dass Flavanol-Nahrungsergänzungen keinen wesentlichen Einfluss auf die Gedächtnisfunktion haben. „Die Autoren behaupten zwar, dass einige Ergebnisse statistisch signifikant sind, aber meiner Meinung nach liegt dies daran, dass die Analysen nicht korrekt durchgeführt wurden“, so der Wissenschaftler. Tara Spires-Jones vom UK Dementia Research Institute lobte die Studie dagegen als „gut durchgeführt“ und betonte den Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und einem besseren Gedächtnis bei älteren Erwachsenen.

Flavonoide kommen in Kakao vor, aber nur dunkle Schokolade hat einen hohen Anteil. Ob der Verzehr von Schokolade dazu beitragen kann, geistig fit zu bleiben, lässt sich nicht eindeutig feststellen.

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