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Gerichts-Urteil: Mann muss Ex-Frau 200.000 Euro für Hausarbeit zahlen

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Foto: CC0 / Pexels / cottonbro studio

Weil sie über zwei Jahrzehnte im Haushalt und dem Gewerbe ihres Mannes ohne Entlohnung gearbeitet hat, hat ein Gericht einer Frau in Spanien jetzt, nach der Scheidung, eine Entschädigung zugesprochen.

Für 25 Jahre Hausarbeit muss ein Mann in Spanien seiner Ex-Frau eine Entschädigung von gut 204 000 Euro zahlen. Das habe ein Richter in Vélez-Málaga entschieden, berichteten am Donnerstag die Zeitung „La Vanguardia“ und andere Medien. Freuen darf sich nicht nur die 48 Jahre alte Ivana Moral, die sich vor Gericht durchsetzte. „Es ist ein Urteil, das Klagen anderer Frauen die Tür öffnet“, stellte „La Vanguardia“ fest.

„Getreten, unterdrückt und missbraucht“

Sie sei „sehr verliebt“ gewesen, als sie mit 20 geheiratet habe, erzählte Moral „La Vanguardia“. Doch schon bald habe sie gemerkt, dass ihre Ehe alles andere als ein Rosengarten sein würde. „Ich habe mich getreten, unterdrückt und missbraucht gefühlt“, erzählte sie. Sie habe sich nicht nur um Haushalt und Kinder kümmern, sondern auch in den Fitnessstudios ihres Mannes arbeiten müssen. Mindestens zehn Stunden pro Tag habe sie geschuftet. Dafür habe sie aber weder finanzielle noch moralische Anerkennung erhalten.

„Ich hatte nicht einmal eine Bankkarte.“ Haus, Grundstücke, Autos und andere Besitztümer seien auf den Namen des Mannes eingetragen gewesen. Sie sei sehr oft gedemütigt worden und habe ihren sehr wohlhabenden Mann regelrecht um Geld anbetteln müssen – sogar für Menstruationsprodukte. Sie habe daher unter Depressionen gelitten. Wegen der zwei gemeinsamen Töchter, die heute 19 und 14 Jahre alt sind, und der Angst, allein nicht zurechtzukommen, habe sie sich aber erst nach rund 25 Jahren im Jahr 2020 scheiden lassen.

Spanisches Gesetzbuch sieht finanzielle Entschädigung für Hausarbeit vor

Nach Angaben von Expert:innen ist es wohl das erste Urteil dieser Art in Spanien – obwohl Artikel 1438 des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Landes unter bestimmten Bedingungen, etwa der Unterzeichnung einer Gütertrennungsvereinbarung, eine finanzielle Entschädigung für Hausarbeit nach einer Trennung vorsieht. Moral erzählte, dass viele Anwält:innen, die sie kontaktiert habe, sie trotz der geltenden Gesetze gewarnt hätten, sie würde mit einer solchen Klage nur Zeit und Geld verschwenden. Die ihr nun zugesprochene Entschädigung wurde anhand des Mindestgehalts berechnet.

Zudem wird sie gemäß Urteil Unterhalt für sich und ihre Töchter bekommen. „Ich rede mit den Medien nur, damit Frauen ermutigt werden, das einzufordern, was ihnen zusteht“, beteuerte Moral. „Es gibt viele Frauen, die hilflos sind.“

In Deutschland gibt es keine explizite Entschädigung für Haushaltsaufgaben. Über Vermögensteilung, Rentenanwartschaften oder Ehegattenunterhalt soll je nach Situation ausgeglichen werden, dass auch unbezahlt tätige Partner:innen zum Familienleben während der Ehe beigetragen haben.

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