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Hinweise: Daran erkennt man im Gespräch, ob jemand narzisstisch ist

Narzisstischen Personen wird oft Selbstverliebtheit zugeschrieben.
Foto: Unsplash / Lesly Juarez

Narzisstischen Personen wird oft Selbstverliebtheit zugeschrieben. Woran man sie erkennt und woher Narzissmus kommen könnte, erklärt ein Professor für Persönlichkeitspsychologie.

Narzissmus hat unterschiedliche Ausprägungen. Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung etwa zeichnet sich durch einen Mangel an Empathie aus. Oder dadurch, dass Betroffene ihre Fähigkeiten maßlos überschätzen. Woran aber erkennt man im Gespräch, ob jemand narzisstisch ist?

Im Interview mit Spektrum teilt Mitja Back seine Einschätzungen. Er ist Professor für Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie an der Universität Münster. Der Experte forscht unter anderem dazu, was narzisstische Menschen antreibt.

Im Gespräch selbst eine narzisstische Persönlichkeit zu erkennen ist schwierig. Laut Back kann man jedoch mithilfe der Frage „Was machst du denn so?“ Hinweise von und zu seinem Gegenüber bekommen. Denn: Bei dieser Frage erzählten Narzisst:innen oft ausführlich von ihren Errungenschaften oder besonderen Erlebnissen. „Alles wofür sie Bewunderung ernten können“, so der Wissenschaftler.

Wenn eine narzisstische Person wiederum merkt, dass eine andere Person versucht, ihrem Status zu schaden, reagiert sie meist abwertend oder aggressiv.

Woran erkennt man eine:n Narzisst:in?

Eine andere Möglichkeit, um eine narzisstische Person zu erkennen, sei Back zufolge, das Gegenüber einfach zu fragen, ob er oder sie Narzisst:in sei. Der Professor erklärt: „Narzissten wissen, dass sie narzisstisch sind“, und verweist auf eine Studie in der Studierende gebeten wurden, sich selbst zu beschreiben. Dabei hätten narzisstische Menschen angegeben, dass sie besonders intelligent, witzig und auch arrogant seien. Außerdem würden sie davon ausgehen, dass andere ihnen diese Merkmale auch zuschreiben.

Laut Back weisen Narzist:innen drei Kernmerkmale auf. Demnach seien Betroffene davon überzeugt,  anderen überlegen zu sein. Zweitens bestehe das Anspruchsdenken, durch die eigene angebliche Besonderheit mehr als andere Personen verdient zu haben. Sich auf den eigenen Status zu fokussieren – also zu denken, man stehe im Mittelpunkt und andere würden einen bewundern – stelle Back zufolge das dritte Merkmal dar.

Wie werden Menschen zu Narzisst:innen?

Wie Menschen zu Narzisst:innen werden, könne nach aktuellem Forschungsstand nur vermutet werden, so der Psychologieexperte. Zwei Vermutungen stehen dabei im Vordergrund. Erstens, dass Narzissmus durch Vernachlässigung in der Erziehung entsteht. Durch diese werde eine innere Leere hervorgerufen, die dann wiederum Narzissmus erzeugen könne, lautet die These.

Die zweite Vermutung besteht darin, dass die Betroffenen übermäßiges Lob – beispielsweise seitens der Eltern – erfahren haben. Sie wurden schlichtweg in ihrer Kindheit überbewertet. Ob eine der beiden Erziehungsarten Narzissmus nun direkt hervorruft, sei jedoch ungeklärt. Tatsächlich, so Back, wiege der Erklärungsansatz der Überbewertung etwas schwerer. Untersuchungen dazu hätten aber bislang nur wenig Aussagekraft.

Wie der Experte weiter ausführt, kann Narzissmus auch genetisch vererbt werden. Was aber wird genau weitergegeben? Back sagt: „Eine plausible Idee: das Streben nach sozialem Status, nach der Aufmerksamkeit von Menschen, die ich noch nicht kenne. Die Gene könnten die Bereitschaft dazu vermitteln, auf diese Aufmerksamkeit stark zu reagieren, zum Beispiel über das dopaminerge System.“

Wie geht man mit Narzisst:innen in Partnerschaften um?

Ist eine Person narzisstisch, kann das ihre Beziehungen zu Mitmenschen belasten. So haben die Betroffenen oft ein ausgeprägtes Interesse daran, neue Reize zu erfahren, auch in Form neuer Partner:innen. Dies steigere die Tendenz, fremdzugehen. Außerdem würden sich narzisstische Personen im Vergleich zu nicht-narzisstischen egoistischer verhalten. Konflikte seien oft „häufiger und härter, und danach sind Narzissten weniger bereit, sich zu entschuldigen oder zu verzeihen“, ordnet der Experte ein.

Wie geht man also mit ihnen als Partner:in um? Narzisst:innen sind laut Back nicht per se schlechten Partner:innen. Sie würden auch für Spannung und Abwechslung sorgen, vor allem in der Anfangsphase einer Beziehung. In späteren Phasen kann es jedoch zu Konflikten kommen. Prioritäten in der Beziehung festzulegen, könne Auseinandersetzungen ein Stück weit reduzieren, so der Experte. 

Wann ist Narzissmus eine Störung?

Zur Störung wird Narzissmus, wenn durch ihn „Leiden oder Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen entstehen“, so der Professor weiter. Etwa, wenn die Betroffenen ständig in Konflikte verwickelt sind, auch weil sie sich selbst nicht genügen.

Letztendlich mag eine Therapie dabei helfen, mit narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen umzugehen. Narzisst:innen nehmen diese laut Back dann in Anspruch, wenn der Narzissmus psychische Probleme wie Depressionen oder Alkoholprobleme auslöst.

Back betont jedoch, dass es nicht darum gehe, den Narzissmus durch therapeutisches Eingreifen zu beseitigen. Vielmehr würden Therapeut:innen die Patient:innen in einem ersten Schritt dazu bringen, den Einfluss ihres Verhaltens auf Situationen, sich selbst sowie andere Menschen zu erkennen.

Grundsätzlich gilt: Die Diagnose einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung können nur Expert:innen stellen. Einige narzisstische Tendenzen lassen sich aber auch als Lai:in erkennen. 

Verwendete Quellen: Spektrum

Hinweis: Wer sich psychisch belastet fühlt, kann etwa bei der Telefonseelsorge Hilfe finden: Unter der Telefonnummer 0800/1110111 oder 0800/1110222. Alternativ gibt es das Chat-Angebot unter: online.telefonseelsorge.de 

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