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„Risiko einer Vogelgrippe-Pandemie gerade vermutlich so hoch, wie noch nie“

"Risiko einer Vogelgrippe-Pandemie gerade vermutlich so hoch, wie noch nie"
Foto: Cesar Machado / stock.adobe.com // Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix/AP/dpa

Ein Ausbruch des Virus H5N1 auf einer Nerzfarm in Spanien beunruhigt Expert:innen. Sie sehen darin einen Hinweis, dass sich die Vogelgrippe nun auch unter Säugetieren ausbreitet. Was aber bedeutet das für den Menschen?

Ein Vogelgrippe-Ausbruch auf einer spanischen Nerzfarm wird derzeit mit Sorge beobachtet. Expert:innen werten den Vorfall als ein Indziz, dass sich das Virus H5N1 inzwischen an Säugetiere anpasst – und dadurch auch dem Menschen gefährlicher werden könnte.

„Das Risiko einer Vogelgrippe-Pandemie ist gerade vermutlich so hoch, wie es noch nie gewesen ist“, zitiert die Zeit Influenzaforscher Richard Webby vom St. Jude Forschungskrankenhaus in Memphis. Bislang ist der Vogelgrippe-Erreger vereinzelt in anderen Säugetierarten nachgewiesen worden – etwa in Waschbären, Füchsen, Mardern oder Seehunden. Jedoch waren dies Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, zufolge Übertragungen, bei denen das Virus von einem Vogel auf einen Säuger gelangt sei. Nun aber sehen Forschende Anhaltspunkte, dass sich der Erreger von Säugetier zu Säugetier ausbreitet.

Vogelgrippe: „Influenzaviren sind sehr mutationsfreudig“

Mettenleiter wertet im Interview mit dem Spiegel den Vogelgrippe-Vorfall auf der spanischen Nerzfarm als „Warnsignal“. „Influenzaviren sind sehr mutationsfreudig, daher können weitere Anpassungen nicht ausgeschlossen werden. Einige wenige Mutationen an geeigneten Stellen könnten möglicherweise dem Virus den Weg auch zum Menschen hin öffnen“, so der Experte. Laut ihm wurden weltweit mit dem aktuellen H5N1-Stamm fünf Infektionen an Menschen gemeldet:  je eine in Großbritannien, den USA und Ecuador und zwei in Spanien. Alle Betroffenen sollen engen Kontakt mit infiziertem Geflügel gehabt haben.

Wie die Deutsche Presse-Agentur schreibt, handelt es sich derzeit um die größte jemals dokumentierte Vogelgrippewelle bei Vögeln, die sich über mehrere Erdteile erstreckt. Experte Mettenleiter warnt mit Blick auf die Nerzfarm-Ausbreitung trotzdem vor voreiligen Schlüssen. Der Ausbruch dort, bei dem das Virus von Tier zu Tier gesprungen ist, „könnte auch ein Einzellfall bleiben“. „Ob es eine weitere Verbreitung dieses Virus aus dem Bestand heraus gegeben hat, wissen wir nicht, genauso wenig, ob eine Tier-zu-Tier-Verbreitung bei anderen Säugetieren für das Virus aus dem Nerzbestand möglich ist.“

Haltungsbedingungen der Tiere: „Menschgemachtes Problem“

Förderlich für die Ausbreitung sind Forschenden zufolge die engen Haltungsbedingungen der Nerze. Thijs Kuiken, Wildtierpathologe am Erasmus University Medical Center in Rotterdam, betont gegenüber der Zeit, dass das H5N1 für die betroffenen Tiere Qualen bedeute. Kuiken sagt: „Vielen Menschen ist nicht klar, was für eine verheerende Wirkung das Virus auf die Wildvögel hat und welches Elend es beim Geflügel anrichtet.“

Wird das Virus in Geflügelbetrieben entdeckt, muss aus Sicherheitsgründen der gesamte Bestand getötet werden. Oftmals werden dabei die Tiere erstickt, indem die Lüftung abgeschaltet wird – eine effiziente wie grausame Methode. Kuiken stellt klar: Derartige Ausbrüche seien ein „menschgemachtes Problem“.

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