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„Selbst Verursacher dieser Leiden“: Therapeutin über Rückenschmerzen

"Selbst Verursacher dieser Leiden": Therapeutin über Auslöser von Rückenschmerzen
Foto: CC0 / Pixabay / ElvisClth

Rücken- oder Schulterschmerzen sind oft unangenehm. Häufig wird Stress als Ursache für die Schmerzen festgestellt. Dabei können sie auch durch Verspannungen im Körper entstehen.

Schulterprobleme, Rückenschmerzen oder Nackenverspannungen werden häufig mit Stress als Ursache in Verbindung gebracht. Die approbierte Psychologische Psychotherapeutin und Körpertherapeutin, Helga Pohl, fand jedoch heraus, dass die Schmerzen durch Verspannungen entstehen. Diese würden oft durch die Patient:innen selbst verursacht.

„Sehr häufig sind wir selbst Verursacher dieser Leiden„, so die Expertin. Im Interview mit Spiegel Psychologie  erklärt sie, wie die Beschwerden entstehen und was man dagegen tun kann.

Rückenschmerzen: Keine bewusste Wahrnehmung von Verspannungen

Manche Haltungen und antrainierte Weisen, den eigenen Körper zu bewegen, können Schmerzen hervorrufen, so Pohl. Die Körpertherapeutin erklärt das anhand eines Beispiels aus ihrer Praxis.

Einer ihrer Patient:innen klagte über Rückenschmerzen. Nach einer Untersuchung stellte Pohl fest, dass der Mann seine Schultern immer zurückzog und den Rücken auffällig stark aufrichtete. Diese Körperhaltung führte zu einer Verkrampfung der Muskeln und einer gestörten Durchblutung der Schulterblätter. So führte er das Leiden selber herbei, obwohl er dachte, dass eine gerade Haltung gesund sei.

Die Körpertherapeutin sagt, dass Verspannungen selbst oft nicht bewusst wahrgenommen werden, „sondern erst ihre Folgen“. Sie beschreibt, dass Sinnesorgane darauf ausgelegt seien, Unterschiede wahrzunehmen, aber der Körper gleiche Zustände gar nicht mehr zur Kenntnis nehme.

Sind also Körperteile ständig angespannt, sei die Anspannung gar nicht mehr spürbar. Denn die Unterbrechung der „sensomotorischen Schleife“ – das Zusammenwirken zwischen Reizaufnahme und Reizantwort – ist dann unterbrochen. Deshalb entstehe der sogenannte „weiße Fleck“ im sensomotorischen Teil der äußeren Gehirnhälfte. Aufgrund dessen habe der Patient seine Schultern nicht mehr in die Normalposition zurückbringen können.

Behandlung der Verspannungen

Aber was kann gegen diese Art von Verspannungen getan werden? Pohl beschreibt zunächst, dass eine Bindegewebsbehandlung der Haut die Schmerzpunkte lösen müsse. 

Der „weiße Fleck“ werde durch ein bewusstes Wieder-Spüren-Lassen der Schulterblätter überwunden. Dies geschehe durch Berührung und passive Bewegung der Schulterblätter. Durch Zurückziehen einer Schulter gegen den Widerstand der Hand der Therapeutin und einem allmählichen Nachlassen des Drucks wird sensomotorisches Feedback gegeben, welches zur Entspannung der Muskeln führe.

Aber die Selbsterkenntnis des Patienten, dass übermäßiges Aufrichten nicht gegen Schmerzen helfe, sei ein wichtiger Teil des Heilungsprozesses, so die Körpertherapeutin.

Einschränkung des Körperbewusstseins

Laut Pohl bewirken viele Alltagshaltungen, wie beispielsweise das Sitzen am Laptop, ein eingeschränktes Körpergefühl. Das gekrümmte Sitzen lässt Bauch und Brustkorb zusammenquetschen – was wiederum zu schlechter Atmung und einem daraus folgenden Unwohlsein im Körper führen kann.

Pohl spricht auch davon, dass sich die Gesellschaft in einer „körperfremden“ Kultur befinde. Das bedeute, dass das bewusste Spüren des Körpers durch beispielsweise Erfahrungen in der Kindheit, wie die fehlende Anerkennung von Schmerzen durch Eltern, verringert werde.

Wie Verspannungen behandeln?

Pohl stellt bei ihren Patient:innen fest, dass alle mit psycho-körperlichen Beschwerden auch unter chronischen Verspannungen leiden. Außerdem verstärkten sich die Verspannungen durch psychische Belastungen.

Helga Pohl beschreibt eine Übung, um Nackenverspannungen zu lindern. Dabei legt man beide Hände an den Hinterkopf, drückt den Kopf angespannt in die Hände hinein. Dann reduziert man den Druck allmählich, die Nackenmuskeln werden länger, man entspannt sich und der Kopf beugt sich sanft nach vorne.

Außerdem betont sie die Veränderung der äußeren Faktoren. Das heißt ein passend eingestellter Bildschirm beim Arbeiten und eine rechtwinklige Haltung von Armen und Beinen beim Sitzen sind entscheidend, um Verspannungen vorzubeugen.

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