Wer viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt, könne seine Augen mithilfe einer Blaulichtfilter-Brille schützen – so lauten zumindest die Versprechen der Hersteller. Einer neuen Studie zufolge kann diese Aussage jedoch nicht gestützt werden.
Um die Augen vor Überanstrengung bei langer Bildschirmzeit zu schützen, verwenden viele Menschen Blaulichtfilter-Brillen: Dadurch wird der Anteil an blauem Licht, der ins Auge fällt, reduziert. So könnten Nutzer:innen laut Werbeversprechen unter anderem Schlafstörungen vorbeugen.
Eine neue Überblicksstudie, die in der Cochrane Database of Systematic Reviews veröffentlicht wurde, zeigt jedoch, dass für die beworbenen Effekte keine wissenschaftlichen Belege existieren.
Blaulichtfilter-Brillen: Nutzen nicht bewiesen
Die Überblicksstudie kommt zum Ergebnis, dass Blaulichtfilter-Brillen die kurzfristige Augenbelastung im Vergleich zu herkömmlichen Brillen nicht beeinflussen. Auch dass sie die visuelle Müdigkeit der Augen nach Computernutzung reduzieren, könne nicht nachgewiesen werden. Zudem fehlten hinreichende Belege, um Aussagen über die Effekte auf die Schlafqualität zu treffen.
Darüber hinaus prüfe keine der analysierten Studien die Kontrastempfindlichkeit oder allgemeine Sehzufriedenheit des Patient:innen – daher müssten auch diese Effekte erst noch wissenschaftlich geprüft werden.
Keine Aussagen über langfristige Wirkungen möglich
Ziel der Überblicksstudie war es, mögliche Vorteile sowie die Sicherheit von Blaulichtfilter-Brillen zu prüfen. Grundsätzlich verfolgt der Cochrane-Forschungsverband die Absicht, die Studienlage nach strengen Kriterien zu analysieren. Insgesamt wurden 17 Studien aus sechs verschiedenen Ländern ausgewertet, wobei 619 Menschen befragt wurden.
Die Effekte der Brillen wurden über Zeitspannen von einem Tag bis hin zu fünf Wochen geprüft. Insgesamt könnten jedoch aufgrund des kurzen Beobachtungszeitraums keine Aussagen über langfristige Wirkungen der Brillen getroffen werden, erklären die Forscher:innen.
Schaden durch Blaulichtfilter-Brillen?
Die Wissenschaftler:innen betonen die Notwendigkeit weiterer Studien, um unter anderem die Kontrastsensitivität, die Gesundheit der Netzhaut im hinteren Teil des Auges sowie die Schlafqualität genauer zu untersuchen.
Im Rahmen ihrer Überblicksstudie stellten sie zudem fest, dass Blaulichtfilter-Brillen auch mit schädlichen Effekten wie zum Beispiel Kopfschmerzen oder verstärkten depressiven Symptomen in Verbindung gebracht werden können.
Jedoch würden ähnliche Effekte auch im Zusammenhang mit dem Tragen von herkömmlichen Brillen auftreten. Die Datenlage sei nicht ausreichend, um sichere Aussagen über negative Effekte treffen zu können.
Blaues Licht als Wachmacher
Studien zufolge gilt blaues Licht als Wachmacher. Da Computerbildschirme über mehr blaue Lichtanteile verfügen als normales Sonnenlicht, wird eine lange Bildschirmzeit in einen Zusammenhang mit Überanstrengung der Augen und Schlafstörungen gebracht. Hier sollen Blaulichtfilter-Brillen ansetzen – laut Werbeversprechen können sie diese Effekte abmildern.
Sehforscher Michael Bach vom Universitätsklinikum Freiburg versichert jedoch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Die Menge an Blaulicht, die vom Bildschirm kommt, ist lächerlich klein verglichen mit dem, was man bei einem Sonnentag draußen abkriegt. Und dafür ist das Auge gebaut“.
Eine Überanstrengung der Augen bei langer Bildschirmzeit begründe sich eher darin, dass Betroffene über längere Zeit in die gleiche Richtung beziehunsgweise Entfernung schauten. Diese Überanstrengung aufgrund der Ausrichtung des Blicks in die selbe Richtung könne mit regelmäßigen Blicken in die Ferne ausgeglichen werden.
Verwendete Quellen: Cochrane Database of Systematic Reviews, dpa
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