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Verband will Arztpraxen zusätzlich einen Tag schließen

Arztpraxen
Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Antoni Shkraba

Der Ärzteverband Virchowbund fordert niedergelassene Ärzt:innen dazu auf, die Praxen für einen zusätzlichen Tag zu schließen. Statt fünf sollen die Praxen nur noch vier Tage geöffnet haben.

Der Verband der niedergelassenen Ärzt:innen Deutschlands e. V. (Virchowbund) ruft Arztpraxen dazu auf, eine Vier-Tage-Woche einzuführen. Die Versorgung solle laut einer Pressemitteilung des Verbandes an Montagen, Dienstagen, Donnerstagen und Freitagen stattfinden. Mittwochs sollten demnach Praxen für Patient:innen geschlossen bleiben. Diesen Tag könnten Ärzt:innen zur „Bewältigung der Bürokratie“ und für Fortbildungen nutzen, heißt es in der Mitteilung. Akutfälle sollten dann, wie an den Wochenenden, vom ärztlichen Bereitschaftsdienst übernommen werden.

Arztpraxen stehen unter finanziellem Druck

Den Vorschlag begründet der Verband damit, dass Arztpraxen unter „enormem Kostendruck“ stehen. Diese entstehe durch die Inflation und die hohen Energiepreise, die durch das Beheizen der Praxen und das Betreiben von medizinischen Geräten entstehen. Zusätzlich sei das Finanzierungssystem budgetiert, somit können Ärzt:innen nur eine begrenzte Anzahl an Leistungen erbringen, die sie bezahlt bekommen.

Außerdem erhalten Ärzt:innen immer weniger finanzielle Mittel. Beispielsweise wurde 2019 von der Bundesregierung die Neupatientenregelung eingeführt, die finanzielle Anreize bieten sollte, damit Ärzt:innen in ihrer Praxis neue Patient:innen aufnehmen und kurzfristig zusätzliche Termine anbieten. Diese Regelung wurde nun gestrichen. Das bedeutet finanzielle Einbußen für die Arztpraxen.

Der Bundesvorsitzende des Virchowbunds, Dr. Dirk Heinrich erklärt: „Für uns ist deshalb klar: Leistungen, die nicht bezahlt werden, können auch nicht erbracht werden. Deshalb müssen wir unsere Leistungen einschränken.“

Geschlossener Tag zur Bewältigung von Bürokratie und Fachkräftemangel

Den zusätzlich geschlossenen Tag unter der Woche sieht Heinrich als Zeichen gegen die „immer stärker ausufernde Bürokratie“ in den Arztpraxen und als Mittel gegen den Fachkräftemangel. Durchschnittlich sei dem Verband zufolge eine Praxis 61 Arbeitstage pro Jahr mit Verwaltungsarbeit belastet.

Heinrich kritisiert in dem Zuge die „politische Untätigkeit und Fehlsteuerung der letzten Jahrzehnte“ und fordert Ärzt:innen auf, die „Notbremse zu ziehen“. Ansonsten befürchtet der Verbandsvorsitzende „noch schlimmere Folgen“ für Ärzt:innen und Patient:innen.

Vorteile für Ärzt:innen von einer Vier-Tage-Woche

Durch die Praxisschließungen bei vollem Lohnausgleich könnte laut Verband der Beruf der/des medizinischen Fachangestellten (MFA) attraktiver werden. Auch als Ausbildungsplatz könnten Praxen dadurch wieder gefragter werden. Momentan leiden laut Virchowbund 75 Prozent der haus- und fachärztlichen Praxen unter dem Fachkräftemangel.

Zudem könnten Praxen durch den zusätzlichen geschlossenen Tag die Energiekosten senken. Im Gegensatz zu Kliniken profitieren Arztpraxen nicht von staatlichen Hilfspaketen.

Auch für junge Ärzt:innen könnte die Vier-Tage-Woche ein Anreiz für eine Niederlassung sein. Jede:r dritte bis vierte niedergelassene Ärzt:in fühlt sich dem Virchowbund zufolge durch die Arbeit ausgebrannt.

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