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Wir sollten endlich aufhören, Wasser in Plastikflaschen zu kaufen

5 Argumente gegen Mineralwasser
Foto: © S.Kobold - stock.adobe.com

Ist Mineralwasser wirklich gesünder als Leitungswasser? Und ist dir klar, wie viel mehr du dafür bezahlst? Wasser ist das wichtigste Lebensmittel überhaupt – darum sollten wir nicht blind denen vertrauen, die es uns verkaufen wollen. 5 Argumente gegen Wasser in Plastikflaschen.

1. Tests zeigen: Mineralwasser ist nicht ganz sauber

Wasser ist rein, frisch und gesund. Oder? So klar das Wasser im Glas aussieht, so undurchsichtig ist oft seine Qualität.

In Mineralwasser-Tests findet Stiftung Warentest regelmäßig Verunreinigungen:

  • Im Juni 2015 fand sie in 14 von 20 getesteten Mineralwässern Rückstände – von einem synthetischen Süßstoff, von Pestiziden und von einem Korrosionsschutzmittel.
  • Im erneuten Test 2016 fanden die Tester Keime sowie Spuren eines Glyphosat-Abbauproduktes.
  • Auch 2017 bewertete Stiftung Warentest nur jedes dritte Mineralwasser mit „gut“.
  • 2019 wurde stilles Wasser getestet. In jedem zweiten Produkt fielen erhöhte Gehalte an kritischen Stoffen, Verunreinigungen aus Land­wirt­schaft und Industrie oder unerwünschte Keime auf.
Öko-Test Ausgabe 07/2019
Öko-Test Ausgabe 07/2019 (© ÖKO-TEST)

Zu ähnlichen Ergebnissen kam Öko-Test:

  • 2012 fanden die Tester in vielen stillen Wässern Abbauprodukte von Pestiziden, Keime und sogar Uran. Gut jedes fünfte Wasser fiel mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ durch.
  • 2013 wurden in rund einem Fünftel der getesteten Produkte Pestizidrückstände gefunden.
  • Im Juni 2019 enthielten 11 von 53 Wässern Abbauprodukte von Pestiziden, vier Produkte Süßstoffe, die über Haushaltsabwässer ins Mineralwasser gelangen. Nur die Hälfte der getesteten Wässer war laut Öko-Test empfehlenswert.

Laut den beiden Test-Magazinen sind die Rückstände in den gefundenen Mengen zwar harmlos für unsere Gesundheit. Zweifel an der angeblichen Reinheit des Wassers bleiben dennoch.

Auch am gesundheitsfördernden Nährstoffgehalt darf man zweifeln: Stiftung Warentest fand heraus, dass lediglich etwa jedes fünfte der getesteten Mineralwässer einen hohen Mineralstoffgehalt hat – und bemängelte 2019, dass einige stille Mineralwässer sogar weniger Mineralien als Trinkwasser aus dem Hahn enthalten.

Zudem finden Wissenschaftler in Mineralwasser immer wieder chemische Substanzen, deren Ursprung weitgehend ungeklärt ist. Es ist möglich, dass sie zumindest zum Teil aus den PET-Flaschen stammen.

Leitungswasser kannst du bedenkenlos trinken
Leitungswasser ist in Deutschland das am strengsten kontrollierte Lebensmittel. (Foto: CC0 / Pixabay / Skitterphoto)

Zwar sind Verunreinigungen durch Pestizide, Bakterien oder Medikamentenrückstände auch im Leitungswasser nicht ausgeschlossen. Grundsätzlich aber gilt Trinkwasser aus dem Hahn in Deutschland als das am strengsten und häufigsten kontrollierte Lebensmittel. Bei Messungen erfüllen regelmäßig über 99 Prozent der Proben sämtliche Anforderungen.

Stiftung Warentest kam im Juli 2016 nach der Untersuchung von Leitungswasser-Proben aus 13 deutschen Bundesländern zu dem Schluss: Leitungswasser ist meist besser als Mineralwasser. Keine der 28 Proben überschritt die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte.

Die Vorgaben der Trinkwasserverordnung sind dabei deutlich strenger als jene der Mineral- und Tafelwasserverordnung. Das bedeutet andersherum: In Mineralwasser dürfen mehr Schadstoffe enthalten sein als in Leitungswasser.

Leitungswasser also ist in der Regel mindestens genauso „sauber“ wie Flaschenwasser.

Mehr dazu: Kann man Leitungswasser in Deutschland bedenkenlos trinken?

Übrigens: Mineralwasser muss keinen Mindestgehalt an Mineralstoffen enthalten. So ist es ortsabhängig gut möglich, dass Leitungswasser mehr Mineralstoffe enthält als abgefülltes Mineralwasser. Zudem nehmen wir mit der Nahrung eigentlich schon genügend Mineralstoffe auf und sind nicht auf jene aus dem Mineralwasser angewiesen. (Siehe zum Beispiel diese Studie der Universität Paderborn)

2. Mineralwasser stammt oft nicht aus der Region

Insgesamt über 500 Mineralwässer werden in Deutschland angeboten; fast jede Region hat ihre eigenen Brunnen. Im Prinzip also kann Mineralwasser ein regionales Lebensmittel sein. Dennoch kaufen viele Konsumenten Wasser aus Quellen, die hunderte oder gar tausende Kilometer entfernt liegen.

Das beliebte Gerolsteiner etwa stammt aus Rheinland-Pfalz, verkauft wird es aber auch in Niederbayern und Mecklenburg-Vorpommern. Noch weitere Wege legen zum Beispiel Volvic und Evian zurück.

Leitungswasser ist nicht nur extrem viel billiger, sondern auch ökologischer. (Bidl © Utopia)

Die langen Transportwege sorgen für unnötige CO2-Emissionen und sind somit unter ökologischen Gesichtspunkten äußerst problematisch. Hinzu kommt, dass einige Mineralwassermarken wie etwa Apollinaris, Gerolsteiner, Vio oder Volvic Eigentums-Verflechtungen mit mächtigen internationalen Konzernen und Investoren haben, die nicht jeder unterstützen möchte – darunter Coca-Cola, Bitburger und Danone.

Anders als die Mineralwasserbrunnen befindet sich der Großteil der Wasserversorger in Deutschland – noch – in kommunalem Besitz und unser Leitungswasser stammt aus regional verfügbarem Grund-, Quell- oder Oberflächenwasser.

3. Plastikflaschen sind nicht harmlos

Die meisten Deutschen kaufen Mineralwasser inzwischen in Einweg-Plastikflaschen aus PET. PET aber wird wie die meisten Kunststoffe unter hohem Energieaufwand auf der Basis von Erdöl hergestellt und ist schon allein aus diesem Grund ökologisch fragwürdig. Glücklicherweise sind hierzulande inzwischen überwiegend Pfandflaschen im Einsatz.

Doch Einweg-Pfandflaschen – vor allem bei Discountern beliebt – werden schon nach einmaligem Gebrauch geschreddert und aufwendig recycelt. Das verbraucht viel Energie und Recycling ist bei Plastik grundsätzlich nur begrenzt möglich – anders als bei Glas. Landen die Plastikflaschen in der Natur, werden sie dort über Jahrhunderte kaum abgebaut.

Ob von Plastikflaschen auch ein Gesundheitsrisiko für uns ausgehen könnte, ist noch nicht abschließend geklärt.

Mehrwegflaschen aus PET können bis zu 25 Mal wieder befüllt werden, Glasflaschen werden sogar bis zu 50 Mal wieder verwendet. Die Ökobilanz der beiden ist ähnlich – zumindest bei kurzen Transportwegen. Bei langen Wegen verursacht der Transport von Glasflaschen aufgrund des höheren Gewichts etwas mehr CO2. Das heißt: Wenn es denn unbedingt Mineralwasser sein soll, dann kauf am besten regionales Wasser in Glasflaschen.

Mit Abstand die umweltfreundlichste Lösung ist Leitungswasser, da weder Verpackung noch Transport notwendig ist. Mithilfe eines Wassersprudlers kann auch Leitungswasser mit Kohlensäure versetzt werden, und wieder verwendbare Trinkflaschen ermöglichen es, auch unterwegs Leitungswasser zu trinken.

Mehr lesen: Wassersprudler im Test: Sodastream, Aarke & Co. im Vergleich

Die besten Trinkflaschen aus Edelstahl
Mit guten Trinkflaschen kann man auch unterwegs immer Leitungswasser trinken. (Fotos: © 24bottles, Camelbak, Ecotanka, Klean Kanteen, Mizu, Primus)

Leitungswasser statt Plastikflaschen: Gute Trinkflaschen für unterwegs findest du hier.

BPA-freie Trinkflaschen: diese Modelle sind empfehlenswert

4. Mineralwasser ist teuer

Die billigsten Mineralwässer kosten knapp 15 Cent pro Liter, Marken-Mineralwässer schon um die 70 Cent, die Skala ist nach oben offen. Designer-Wässerchen wie zum Beispiel Voss oder Fiji Water kosten auch schon mal zwei bis drei Euro für den halben Liter. Ein Liter Leitungswasser kostet um 0,2 Cent. Für einen Sechserpack mit 1,5 Liter-Flaschen billigsten Mineralwassers zahlt der Verbraucher also in etwa 1,35 Euro. Für dieselbe Menge Leitungswasser fallen nicht einmal 2 Cent an. Wer auf Leitungswasser umsteigt, kann also eine ganze Menge Geld sparen.

Mineralwasser: Lange Transportwege, mächtige Konzerne
Mineralwasser kostet im Supermarkt zwischen 15 und 70 Cent pro Liter. Leitungswasser gerade mal 0,2 Cent pro Liter. (Foto: © Utopia)

Auch dann, wenn du dir eine wieder befüllbare Trinkflasche zulegst: Trinkflaschen für unterwegs sind zwar nicht immer billig, aber in der Regel extrem langlebig. Speziell Edelstahlflaschen machen alles mit und halten Jahrzehnte – der Kaufpreis lohnt sich also im direkten Vergleich mit dem ständigen Mineralwasserkauf sehr schnell.

5. Konzerne machen schmutzige Geschäfte mit Flaschenwasser

Seit 2010 ist das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen als Menschenrecht verankert. Doch während es Millionen von Menschen an sauberem Trinkwasser mangelt, behandeln Konzerne wie Nestlé, Coca Cola und PepsiCo es weiterhin als profitables Handelsgut. Die Unternehmen kaufen allgemein zugängliche Quellen auf, füllen das Wasser in Flaschen ab und verkaufen es dann als Mineral- oder Tafelwasser teuer an die Konsumenten.

Mehr zum Thema, wie Konzerne Wasser zu Geld machen: 7 Wasser, die dem gesunden Menschenverstand wehtun

Fiji Wasser
Wasser aus der Erde pumpen, in Plastikflaschen füllen und dann teuer verkaufen: Fiji ist nur ein Beispiel für diesen ökologischen Unsinn. (Foto © Utopia / ks)

Die Bürger einer US-amerikanischen Kleinstadt fürchteten sich 2016 so vor den Folgen, dass sie sich offen gegen die Pläne von Nestlé, dort Wasser abzufüllen, wehrten. 2017 pumpte Nestlé in Kalifornien unerlaubt Wasser ab – während einer Dürre. Danone investierte im selben Jahr in ein Start-Up, das Wasser vom Ozeanboden aufbereiten und in Flaschen abfüllen will. Die französische Gemeinde Vittel schlug vergangenes Jahr Alarm, weil der Grundwasserspiegel absinkt – unter anderem, weil Nestlé große Mengen Wasser für die Wassermarke „Vittel“ entnimmt. Und in Kanada pumpt Nestlé gegen den Willen von Ureinwohnern Wasser ab.

Nicht völlig außer Acht lassen darf man bei der Diskussion um Wasser in (Plastik-)Flaschen: Nicht überall auf der Welt kann man das Leitungswasser bedenkenlos trinken. Abgefülltes sauberes Wasser kann gerade in Entwicklungsländern durchaus seine Berechtigung haben. Die großen Mineralwasserkonzerne fördern dort zudem immer wieder Trinkwasserprojekte. Aber: Hierzulande ist niemand auf Wasser in Plastikflaschen angewiesen. Und die Grundfrage bleibt: Darf etwas so Elementares wie Wasser ein Handelsgut sein?

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