Bienenarten gibt es in Deutschland vermutlich mehr, als du dir vorstellen kannst. Leider sind viele der Wild- und Honigbienen stark gefährdet. Wir zeigen dir, wie du sie erkennen und schützen kannst.
Fast jede:r kennt die Honigbiene, nicht zuletzt durch die beliebte Kinderserie „Biene Maja“. Doch sie ist nur eine von zahlreichen Bienenarten, die in Deutschland heimisch sind. Neben der Honigbiene gibt es hierzulande fast 600 Wildbienenarten – von brummenden Hummeln bis hin zu seltenen und bedrohten Arten wie der Heidekraut-Sandbiene.
Jede dieser Bienenarten besetzt spezifische ökologische Nischen, indem sie bestimmte Pflanzen bestäubt und somit essenziell zur Aufrechterhaltung der biologischen Vielfalt beiträgt und unsere Nahrungsmittelversorgung sichert. Angesichts des alarmierenden Rückgangs vieler Bienenpopulationen ist es wichtiger denn je, das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Insekten zu schärfen und Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen.
1. Gesellig lebende Bienenarten: Die westliche Honigbiene
Die Honigbiene ist wahrscheinlich die bekannteste Biene. Dabei gibt es weltweit nur sieben verschiedene Arten von ihr. In Afrika und Europa lebt die Apis mellifera oder westliche Honigbiene, die durch die Imkerei auch in Deutschland heimisch geworden ist.
Aussehen: Ob du eine Biene oder Wespe vor dir hast, erkennst du am besten am Hinterleib des Tieres. Bei der westlichen Honigbiene ist das Hinterteil mit hellen und dunklen Streifen überzogen und insgesamt viel dicker als die schwarz-gelb gefärbte „Wespentaille“. Die Brust der Apis mellifera ist außerdem leicht behaart.
Verhalten: Die Honigbiene kann ohne den sozialen Kontakt zu ihren Artgenossen nicht überleben und ist deshalb immer in Bienenschwärmen und in einem Bienenstock anzutreffen. Im Frühling und Sommer sammeln die Arbeiterbienen des Bienenstaates Blütennektar und legen Honigvorräte an, von denen das gesamte Volk im Winter zehrt. Währenddessen legt die Bienenkönigin im Frühjahr pro Tag bis zu 2.000 Eier und sichert damit das Überleben des Bienenstaates. Die Arbeiterinnen füttern und pflegen die schlüpfenden Larven, bis sie sich verpuppen und den Kokon schließlich als erwachsene Honigbiene verlassen.
So kannst du sie schützen: Schädlinge wie die Varroamilbe machen es der Honigbiene schwer. Am besten unterstützt du eine artgerechte Bienenhaltung, indem du deinen Honig möglichst regional bei Imker:innen um die Ecke kaufst.
2. Einzeln lebende Bienenarten: Die Erdbiene
Im Gegensatz zur Honigbiene leben Erdbienen (Andrena flavipes) als Einzelgänger in der freien Natur. Über 100 verschiedene Unterarten gibt es allein im deutschen Raum. Da sie nur bestimmte Futterpflanzen anfliegen, also oligolektisch leben und ihr natürlicher Lebensraum immer mehr schrumpft, stehen Erdbienen unter strengem Naturschutz.
Aussehen: Erdbienen erreichen eine Größe von sieben bis 17 Millimetern. Der in Kopf, Brustteil und Hinterleib unterteilte Körper ist meist vollständig von einem schwarzen, weißen, gelblichen oder rötlichen Pelz bedeckt. Farbe und Muster hängt stark von der genauen Art der Erdbiene ab. Eine Gemeinsamkeit sind die dreiteiligen Flügel. Weibliche Erdbienen haben auf der Innenseite der Augen außerdem flache Gruben, die samtig behaart sind und sie von anderen Bienenarten unterscheiden.
Verhalten: Im Frühling begeben sich die Männchen der Erdbienen auf Partnersuche und schlüpfen aus ihren Erdnestern im Boden. Die etwas später schlüpfenden Weibchen beginnen nach der Paarung damit, neue unterirdische Nester zu bauen. Die Nistplätze der Erdbiene sind kleine Erdhaufen mit einem Loch in der Mitte, die bevorzugt an sonnigen und trockenen Plätzen liegen. Die Paarungszeit selbst dauert meistens nur etwa vier Wochen. Danach sterben die Männchen ab, während die Weibchen als wichtige Bestäuber von Pflanze zu Pflanze fliegen.
So kannst du sie schützen: Je mehr bienenfreundliche Pflanzen du in deinem Garten ansiedelst, desto mehr Nahrung kannst du den wählerischen Erdbienen bieten. Besonders beliebt sind bei ihnen zum Beispiel die Glockenblume, Weiden und auch verschiedene Kreuzblütler wie Levkojen. Du kannst auch gleich deine eigene Bienenweide anlegen.
3. Die Rostrote Mauerbiene
Die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) bekam 2019 den Titel „Insekt des Jahres“ verliehen. Auch wenn die pelzige Wildbiene bisher nicht zu den bedrohten Bienenarten zählt, soll sie als Botschafterin auf das Artensterben ihrer Artgenossen aufmerksam machen. Weil die Mauerbiene wenig stechfreudig ist, kannst du das friedliche Insekt ruhigen Gewissens in deinem Garten ansiedeln und gefahrlos beobachten.
Aussehen: Die weibliche Mauerbiene trägt zwei schaufelähnliche Hörnchen am Kopf, die ihr beim Pollensammeln helfen. Daher kommt auch ihr lateinischer Namenszusatz bicornis (= zweihörnig). Insgesamt sehen die rostrot behaarten Wildbienen ein bisschen aus wie kleine, schlanke Hummeln.
Verhalten: Im Frühling begeben sich die Weibchen auf die Suche nach Nisthöhlen, die sie mit Blütenpollen füllen und in denen sich der Larvennachwuchs entwickelt. Die männlichen Bienen nagen sich dann als Erstes im folgenden Frühjahr aus dem verschlossenen Nest heraus und warten auf die Weibchen, um sich mit ihnen zu paaren.
So kannst du sie schützen: Rostrote Mauerbienen suchen sich ihre Nistplätze besonders gerne in der Nähe von Menschen. Du findest sie zum Beispiel in Trockenmauern, Lehmwänden oder Totholz. Möchtest du den Nützlingen zusätzliche Nisthilfen bieten, kannst du zum Beispiel ein Insektenhotel bauen und in deinem Garten aufstellen. Eine solche Nistgelegenheit werden auch andere Bienenarten dankend annehmen.
4. Die Garten-Wollbiene
Die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) wirkt äußerlich eher gedrungen und ein bisschen wie eine zu dick geratene Wespe. Langsam und behäbig ist sie aber sicher nicht: Sie kann äußerst schnell fliegen und schafft es sogar, im Schwirrflug in der Luft stehenzubleiben wie ein Kolibri.
Aussehen: Die männliche Garten-Wollbiene ist mit 14 bis 18 Millimetern deutlich größer als die zehn bis 12 Millimeter großen Weibchen. Der Körper dieser Bienenart weist eine wespenähnliche schwarz-gelbe Zeichnung auf, wobei besonders der Hinterleib sehr auffällig ist. Von Wespen kannst du die Wollbiene aber gut anhand ihrer dicht behaarten Hinterbeine und dem runden Hinterteil unterscheiden. Außerdem tragen sowohl Männchen als auch Weibchen dieser Art ein viereckig geformtes Ringsegment am Ende des Hinterleibs.
Verhalten: Die Männchen verteidigen ihr Revier und ihre Futterpflanzen mit dem dornenförmigen Fortsatz an ihrem Hinterleib. Dabei machen sie auch vor großen Hummeln nicht Halt. Die Weibchen bauen ihre Nester in verschiedenen Hohlräumen wie Mauerspalten oder Holzlöchern. Als wichtigsten Baustoff verwenden sie dafür Pflanzenwolle, die sie von behaarten Pflanzen absammeln. Als Futterpflanze bevorzugt die Wollbiene unter anderem Salbei, Hornklee und auch Herzgespann.
So kannst du sie schützen: Um die Garten-Wollbiene zu schützen, solltest du viele einheimische Blütenpflanzen anbauen und im Garten auf Insektizide verzichten. „Wolle“ tragende Pflanzenarten wie der Wollziest dienen der Wildbiene als wichtiger Baustoff für ihr Nest.
5. Die Frühlings-Pelzbiene
Die kugelige Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) wirkt wie eine kleine Hummel. Wie so viele wildlebende Bienenarten nistet sie am liebsten in selbst gegrabenen Erdlöchern oder in Trockenmauern.
Aussehen: Männchen und Weibchen dieser Wildbienenart haben beide einen dichten Pelz, der ihren ganzen Körper bedeckt. Die weibliche Pelzbiene trägt dabei einen schwarzen oder hellbraunen Pelz, während die männlichen Tiere eher rötlich-braun behaart sind. Ihre kugeligen Körper können zwischen 14 und 15 Millimeter groß werden.
Verhalten: Trotz ihrer kugelrunden Gestalt fliegt die Frühlings-Pelzbiene sehr geschickt und schnell von Blüte zu Blüte und sammelt dabei die Pollen mit ihren Hinterbeinen auf. Als polylektische Wildbiene ernährt sie sich vom Blütenstaub mehrerer Pflanzenfamilien, wobei sie Lippenblütler bevorzugt.
So kannst du sie schützen: Möchtest du diese pelzige Wildbienenart bei der Nahrungssuche unterstützen, kannst du einige ihrer Lieblingspflanzen in deinem Garten anbauen. Dazu gehören zum Beispiel das Echte Lungenkraut, der Lerchensporn und die Gefleckte Taubnessel.
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Überarbeitet von Annika Reketat
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