Blühstreifen: Warum sie wichtig für Insekten sind Von Martina Naumann Kategorien: Umweltschutz Stand: 22. Juni 2020, 06:55 Uhr Foto: CC0/pixabay/Didgeman Blühstreifen fördern durch Blumen und Wildkräuter die Artenvielfalt in Feldern und Gärten. Woran das liegt, warum es so wichtig ist und wie du Blühstreifen selbst anlegen und pflegen kannst, liest du hier. Blühstreifen: Bedrohte Lebensräume Blühstreifen bezeichnen Ackerränder, an denen blühende Blumen und Kräuter wachsen. Ein Anblick, der vor wenigen Jahrzehnten noch völlig alltäglich war. Heutzutage drohen diese bunten Ackerränder immer mehr zu verschwinden. Die industrielle Landwirtschaft und ein hoher Verbrauch an Pestiziden bewirken, dass an den Rändern immer weniger Pflanzen und Tiere ihren Lebensraum finden. Auch zu viel Dünger auf den Feldern kann den wilden Ackerkräutern am Rand zusetzen. Einige von ihnen sind auf nährstoffarme Böden angewiesen und kommen mit dem Überangebot durch den Dünger nicht klar. Der NABU berichtet, dass die Artenanzahl der Wildkräuter auf bewirtschafteten Feldern teilweise um bis zu 95 Prozent zurückgegangen ist. Oft lassen sich nur noch fünf bis sieben verschiedene Arten auf einem Feld zählen. Das beschränkt den Lebensraum für viele Tierarten wie Insekten, Reptilien oder Vögel. Einige von ihnen sind dadurch sogar stark gefährdet, zum Beispiel die Wildbiene. Der NABU fordert daher, Blühstreifen zu schützen und weiter neue Streifen rund um die Äcker anzulegen. Mit den Blühstreifen verschwindet mehr als nur Blumen Verschwinden die Blühstreifen, sind viele Tierarten gefährdet. (Foto: CC0/pixabay/Hans) Blühende Ackerränder und umweltgerechte Landwirtschaft gehören zusammen. So argumentiert der NABU, dass die Blühstreifen in der Landwirtschaft wichtige Aufgaben erfüllen. Biologische Schädlingsbekämpfung: In den Blühstreifen leben Insekten, die sich von den Schädlingen auf den Feldern ernähren. Dadurch kann die Landwirtschaft mit weniger Pestiziden auskommen oder sogar ganz auf die chemischen Mittel verzichten. Bestäubung: Insekten bestäuben die Blüten und helfen so, die Ernte zu sichern. Erosionsschutz: Blühstreifen oder wilde Hecken wirken als Windbrecher zwischen den Äckern. Ohne sie trägt der Wind fruchtbaren Boden vom Feld weg. Im Extremfall können landwirtschaftliche Flächen so unfruchtbar werden. Der Landesverband für Vogelschutz nennt weitere Funktionen, mit der die Blühstreifen zur Artenvielfalt beitragen. Nahrung: Die Samen vieler Wildkräuter bieten unter anderem Nahrung für Vögel. Lebensraum: Die Gräser und kleinen Sträucher gewähren Reptilien und kleinen Säugetieren Unterschlupf. Heimische Vögel wie Feldlerchen oder Rebhühner finden hier geschützte Nistplätze. Schutz im Winter: Die dicht bewachsenen Streifen schützen den Boden vor Frost und Schnee. Kleine Tiere quartieren sich hier im Winter ein. Verbindung zu anderen Lebensräumen: Die Blühstreifen sind Verbindungswege, auf denen sich die Tiere im Schutz der Pflanzen bewegen können. Rückzugsorte vor den Menschen: In die Streifen am Feldrand können sich die Tiere flüchten, wenn Traktoren und Erntemaschinen im Einsatz sind. Blühstreifen in der Landwirtschaft Für Blühstreifen in der Landwirtschaft gibt es Fördermittel. (Foto: CC0/pixabay/KRiemer) Das EU-Förderprogramm für die Landwirtschaft unterstützt seit einigen Jahren auch Blühstreifen. Im Rahmen der „Gemeinsamen Agrarpolitik der EU“ (kurz GAP) erhalten landwirtschaftliche Betriebe Fördergelder. Landwirt*innen, die wieder Blühstreifen anlegen wollen, erhalten Unterstützung. Sie haben dafür jedoch einige Vorgaben einzuhalten. Wichtig! Die verwendeten Samen müssen von heimischen Pflanzen stammen. Für jede Region ist die Samenmischung vorgegeben. Damit sind die Pflanzen auf die dort vorkommenden Insekten und den Boden abgestimmt. Nur so erfüllen die Blühstreifen auch ihre Aufgabe als Nahrungsquelle. Findet das Insekt nicht die passenden Blumenart, kann es nicht einfach zu dem Nektar einer anderen Art wechseln. Blume und Insekt sind meist perfekt aufeinander eingespielt. An die Förderung geknüpft ist ein Verbot, Pflanzenschutzmittel zu verwenden. Die Landwirtschaftkammer Nordrhein-Westfalen erläutert, dass Blühstreifen meist im Bündel mit anderen Maßnahmen zum Artenschutz in der Landwirtschaft Förderungen erhalten. Die Namen für diese Maßnahmen sind vielfältig: Ob Greening, also Begrünung, oder produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahm – bei solchen Begriffen kann es auch um Blühstreifen gehen. Der NABU kritisiert allerdings, dass die bisherige Förderung zu kompliziert, bürokratisch und nicht immer zielgerichtet verläuft. Die Umweltorganisation sieht in den aktuellen Verhandlungen zur neuen Förderperiode der EU 2021 bis 2027 eine Chance für eine grundlegende Reform. Die Landwirtschaft soll den Umweltschutz stärker berücksichtigen und die Biodiversität fördern, zum Beispiel mit Blühstreifen. „Blühstreifen“ haben auch im Garten oder auf dem Balkon Platz Blühstreifen im Garten sind eine Bienenweide. (Foto: CC0/pixabay/Pixaline) Den heimischen Artenschutz durch Blühstreifen fördern kannst du auch bei dir zu Hause. Du hast einen Rasen in deinem Garten? Prima, lass einfach mal den Rasenmäher stehen. Es hilft auch schon, wenn du in einer Ecke Wildwuchs zulässt. Im Frühjahr oder Herbst streust du dort einfach gemischte Samen von Wildblumen aus. Wenn du keinen Garten hast, kannst du zum Beispiel auch einen Balkongarten anlegen, in dem die Wildblumen Platz finden. Achte darauf, dass du heimische Blumen säst. Auf der Website des Netzwerks Blühende Landschaft kannst du auf einer Übersichtskarte von Deutschland deine Region dem passenden Saatgut zuordnen. Dort findest Du auch Adressen, wo du gebietsheimisches Saatgut erhalten kannst. Das bedeutet, dass die Pflanzen, von denen die Samen stammen, in der näheren Umgebung deines Wohnortes heimisch sind. Dadurch bleiben die vielfältigen regionalen und genetischen Anpassungen der Pflanzen erhalten. Wenn du Bienen füttern möchtest, stellst du so sicher, dass sie und andere Insekten aus deiner Region das richtige Futter erhalten. Zusätzlich zum Futter brauchen die Insekten auch eine Wassertränke. Ein Teller mit Steinen oder Korken reicht dafür oft schon aus. Denke auch daran, den Insekten Nistplätze zur Verfügung zu stellen: Dazu kannst du zum Beispiel leicht selbst ein Insektenhotel bauen. Die Initiative des Landesbauernverbands Baden Württemberg #BWblühtauf erinnert daran, dass nicht nur Blumen zum Blühstreifen dazugehören, sondern auch Kräuter, die sonst als Unkraut gelten. Lass zum Beispiel Brennnesseln oder Disteln wachsen, wenn du im Garten einen Blühstreifen anlegst. Tipp: Brennesseln sind ein heimisches Superfood und richtig gesund. 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