Der Biodiversitäts-Fußabdruck berechnet, welche Auswirkung unsere Ernährungsweise auf die Artenvielfalt hat. Wenn du die Biodiversität schützen möchtest, solltest du mehr pflanzliche Lebensmittel essen.
Jeden Tag hinterlässt die Menschheit ihre Spuren auf der Erde. Viele unserer Tätigkeiten, ob Autofahren, Heizen oder die Produktion von Lebensmitteln, wirken sich nämlich auf die Umwelt aus.
Jeder Konsum geht beispielsweise damit einher, dass natürliche Ressourcen verbraucht werden – wie das Land, auf dem Gemüse wächst oder Nutztiere stehen, das Wasser für Pflanzen und Tiere oder fossile Brennstoffe, die für den Transport genutzt werden. Mithilfe des ökologischen Fußabdrucks kannst du dir klarmachen, wie viel Land für den Anbau deiner verbrauchten Ressourcen nötig ist. Der CO2-Fußabdruck wiederum zeigt, welche klimaschädlichen Spuren ein Mensch durch seinen Konsum auf der Erde hinterlässt.
Die Biodiversität beschreibt je nach Zusammenhang die Artenvielfalt, die Vielfalt von Ökosystemen sowie die genetische Vielfalt. Auch sie steht in direktem Zusammenhang mit unserem Konsum – und dabei ganz besonders mit unserer Ernährung, wie eine kürzlich erschienene Studie des World Wildlife Funds (WWF) darlegt. Ihre Haupterkenntnis: Je mehr pflanzliche Lebensmittel wir essen, desto geringer ist unser sogenannter Biodiversitäts-Fußabdruck.
Warum der Konsum tierischer Lebensmittel die Biodiversität reduziert
Das bedeutet demnach auch, dass der Konsum tierischer Erzeugnisse zu einem größeren Biodiversitäts-Fußabdruck führt. Tatsächlich machen laut der Studie Lebensmittel wie Wurst, Käse oder Fleisch 77 Prozent am Biodiversitäts-Fußabdruck aus – der Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Nüssen und Getreide dagegen nur 23 Prozent.
Grund für den enormen Anteil tierischer Erzeugnisse am Biodiversitäts-Fußabdruck ist der hohe Flächenbedarf für Futtermittel. In Deutschland etwa entfallen zehn Millionen Hektar und damit mehr als die Hälfte der insgesamt landwirtschaftlich genutzten Fläche auf die Produktion von Futter für Nutztiere. Dabei kann es sich um Wiesen handeln, auf denen Kühe grasen, oder um Felder, auf denen Getreide und Mais angebaut werden.
Dies geschieht zumeist in Monokulturen, welche die Biodiversität auf vielfache Weise reduzieren können: Auf den einseitig bepflanzten Felder finden viele Tiere und Insekten keine Nahrung und Lebensraum. Zudem sind Monokulturen anfälliger für Schädlinge, weswegen die Landwirt:innen vermehrt zu Pestiziden greifen müssen. Laut dem NABU sind Pestizide maßgeblich für den Rückgang der Artenvielfalt von Ackerbegleitkräutern, Gewässerorganismen, Vögeln und Insekten verantwortlich. Sie machen Insekten beispielsweise anfälliger für Parasiten und vernichten „Unkraut“, welches Tieren als Futter dient.
So berechnet sich der Biodiversitäts-Fußabdruck
Der Biodiversitäts-Fußabdruck wird mithilfe von Methoden zur Wirkungsabschätzung berechnet, mit denen sich die Auswirkungen von Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversität bewerten lassen.
Für die Studie machte der WWF Gebrauch von einer Wirkungsabschätzungsmethode:
- Die Qualität der für die Erzeugung der Lebensmittel genutzten Flächen wird bewertet.
- Dieser Wert wird dann mit der Qualität der ursprünglich auf der Fläche vorhandenen natürlichen Vegetation verglichen.
- Daraus resultiert eine Qualitätsdifferenz: die Biodiversitätsdifferenz beziehungsweise der „Fußabdruck Biodiversität“, wie er in der Studie genannt wird.
Die Qualitätsdifferenz setzten die Forschenden in Bezug zur bundesdeutschen Ernährung: Sie zogen dazu den durchschnittlichen Lebensmittelwarenkorb deutscher Bürger:innen zwischen 2015 und 2018 heran und machten daran die Konsummenge pro Lebensmittel fest. So konnten sie berechnen, wie sich verschiedene Ernährungsweisen auf die Umwelt auswirken.
Mit dieser Ernährung reduzierst du den Biodiversitäts-Fußabdruck am meisten
Je mehr pflanzliche Erzeugnisse im Warenkorb landen, desto geringer ist der Biodiversitäts-Fußabdruck durch die Ernährung, wie die Berechnungen der Studie zeigen: Bei einer flexitarischen Ernährung verringert sich der Biodiversitäts-Fußabdruck um 25 Prozent, bei einer vegetarischen Ernährung um 59 Prozent, und bei einer veganen Ernährung sogar um 63 Prozent. Das hängt damit zusammen, dass der Flächenbedarf für Futtermittel sinkt, je mehr Pflanzen man isst.
Die Ernährungsweise hierzulande hat auch globale Auswirkungen: Laut der Studie würde die Biodiversität in Brasilien davon profitieren, wenn in Deutschland der Bedarf nach tierischen Produkten absänke. Eine Umstellung der Ernährungsweise hin zu einer „planetarisch-kulinarischen“ Ernährung könnte den brasilianischen Biodiversitäts-Fußabdruck um 92 Prozent senken. Durch eine solche Umstellung würde nämlich weniger Fläche für das dort massenhaft angebaute Futtermittel Soja gebraucht – das deutsche Landwirt:innen auch für ihre Nutztiere importieren.
„Wir sind vielfältig abhängig von den Ökosystemleistungen einer intakten Natur. Unsere Ernährungsmuster gefährden daher unsere eigene Ernährungssicherheit“, stellt Anja Dräger, WWF-Ernährungsexpertin, fest. Beispielsweise sind Insekten, deren Populationen insbesondere aufgrund mangelnder Lebensräume immer weiter schwinden, für die Bestäubung vieler Pflanzen unentbehrlich.
Du kannst also direkt etwas für die Biodiversität und die globale Ernährungssicherheit tun, wenn du weniger tierische Erzeugnisse konsumierst. Als Veganer:in kannst du am meisten zur Reduzierung des Biodiversitäts-Fußabdrucks beitragen, da du Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte von deinem Speiseplan streichst. Der Schritt vom Flexitarismus oder Vegetarismus zum Veganismus kann einschüchternd sein. Daher ist es empfehlenswert, wenn du zunächst nur ein paar Tipps, um ein bisschen veganer zu werden, in deine Ernährung integrierst.
Doch Dräger betont, dass wir nicht alleine dafür verantwortlich sind, den Biodiversitäts-Fußabdruck zu verringern: Die Politik müsse einen entsprechenden Rahmen setzen, um die Ernährungssicherheit und Biodiversität zu gewährleisten.
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