Wer wenig oder kein Fleisch isst, tut damit schon viel für Umwelt und Klima. Doch auch vegane Produkte können eine miese Ökobilanz haben, wenn sie um die halbe Welt geflogen werden. Das muss nicht sein: vegane Ernährung geht auch mit regionalen Produkten.
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Unter jedem Beitrag, den wir über vegane oder vegetarische Ernährung veröffentlichen, kommt mit einiger Sicherheit mindestens ein Kommentar, der sagt: „Das Soja, das die Veganer:innen essen, kommt aber aus Südamerika und dafür wird Regenwald abgeholzt.“ Das kommt definitiv vor, aber: Soja ist für Veganer:innen erstens kein Grundnahrungsmittel und zweitens gibt es auch vegane Alternativ- und Ersatzprodukte, die regional in Deutschland oder den angrenzenden Nachbarländern gefertigt werden.
Das ist auch als Aufforderung an Veganer:innen zu verstehen: Wer durch seinen Lebensstil nicht „nur“ seine eigene Gesundheit oder die Tiere schützen will, sondern das große Ganze im Blick hat, sollte auch Wert auf regionale und biologische Erzeugung legen. Nur so ist echter, langfristig gedachter Umwelt- und Klimaschutz möglich. Die kurzen Transportwege bedeuten weniger schädliche Klimagas-Emissionen, der Anbau vor Ort stärkt die Region.
Regionale vegane Fleisch- und Käsealternativen
1. Lupine
Unser Tipp: Der Räuchertofu Mandel-Sesam schmeckt kräftig, nussig und eignet sich kalt aufs Brot oder in den Salat und zum Anbraten (ca. 2,60 Euro).
Lord of Tofu
Das Lörracher Unternehmen ist derzeit der einzige Bioland-zertifizierte Tofuhersteller. Verarbeitet werden ausschließlich Sojabohnen aus Bioland-Anbau, „bevorzugt aus Süddeutschland“. Nach Firmenangaben stammten 2015 etwa 90 % des Sojas aus Deutschland, circa 10 % aus Österreich.
Von Lord of Tofu gibt es verschiedene Tofusorten, Tofuwürste, Tofu-„Käse“, Brotaufstriche und viele Fleisch- und Fischalternativen.
Die Produkte gibt es in vielen Rewe-Filialen im Südwesten Deutschlands, bei Edeka, in ausgewählten Bioläden (z.B. Denn’s) und in Online-Shops wie Vantastic Foods.
Nagel
Die Nagel Tofumanufaktur aus Schleswig-Holstein stellt neben Tofu-Fleischalternativen auch vegane Käsealternativen her („VegiBelle“). Für diese stammen die verarbeiteten Sojabohnen ausschließlich aus Bio-Anbau in Österreich. Übrigens hat Nagel auch Seitan im Sortiment, der aus in Deutschland angebautem Weizen hergestellt wird.
Die Produkte gibt es bei Denn’s sowie in vielen Bioläden und Reformhäusern in Nord- und Mitteldeutschland.
3. Seitan
Die vielseitige Fleischalternative Seitan wird aus Weizeneiweiß hergestellt. Weizen wächst in Deutschland auf riesigen Ackerflächen – es sollte also eigentlich kein Problem sein, Seitan aus regional angebautem Weizen zu bekommen. Dennoch lohnt es sich auch hier, auf die Herkunft des Weizens und der anderen Zutaten zu achten.
Tatsächlich gibt es eine Reihe von Herstellern, die regionalen Weizen verarbeiten. Auch hier ist es wichtig, auf die Bio-Zertifizierung zu achten: So ist sichergestellt, dass keine umweltschädlichen synthetischen Pestizide und Dünger auf den Weizenfeldern eingesetzt werden.
Wheaty
Wheaty ist der bekannteste Hersteller von Fleischalternativen aus Seitan. Die „Hauptrohstoffe“ bezieht Wheaty nach eigenen Angaben „aus der Nähe“: Weizeneiweiß aus Deutschland und angrenzenden EU-Ländern, Sonnenblumenöl aus Frankreich, Italien, Südosteuropa.
Im Sortiment sind rund 50 verschiedene Produkte: Würste, Aufschnitt, Schnitzel, Steak und sogar Döner, Braten und Rouladen. Die Produkte von Wheaty kommen derzeit „echtem“ Fleisch in Aussehen und Konsistenz am nächsten. Es gibt sie in vielen Bioläden und Bio-Supermärkten, in Reformhäusern, Vegan-Shops und online bei Vantastic Foods.
Unser Tipp: Für Grillfans passt der Wheaty Grill-Mix (ca. 3,80 Euro) gut, darin gibt es verschiedene Seitan-Grillwürste und sogar Steak. Als Snack und für Kinder sind die „Winzi-Weenies“ – kleine, geräucherte Seitan-Würstchen – lecker (ca. 3,50 Euro).
Alberts
Zwar ist Alberts vor allem für seine regional hergestellten Lupinen-Produkte bekannt, doch die Firma hat auch einige Seitan-Produkte im Sortment: Seitan-Burger, Seitan-Würstchen und „Pfefferscheiben“ (Aufschnitt als Brotbelag). Das Weizeneiweiß bezieht Alberts von einem deutschen Hersteller, der den Weizen wiederum in erster Linie aus Deutschland bezieht. Die Produkte gibt es in Bioläden, Reformhäusern und online bei Vantastic Foods.
Unverpackt für Alle
Das Start-Up Unverpackt für Alle bietet Bio-Lebensmittel im Pfandglas an – darunter zwei Varianten Seitan: Dinkel-Seitan in Tamarisauce und Dinkel-Seitan-Hack. Der verarbeitete Seitan stammt aus Baden-Württemberg, nach eigenen Angaben aus einer kleinen Mühle in Familientradition. Die Produkte sind Bio-zertifiziert; es gibt sie für ca. 10 Euro/Glas online sowie in vielen Bio- und Unverpackt-Läden.
Regionale vegane Milchalternativen
Sojadrinks sind längst nicht mehr die einzige Milchalternative: In jedem Supermarkt finden sich inzwischen Drinks aus Mandeln, Haselnüssen, Reis, Hafer, Dinkel usw. Viele der Rohstoffe kommen von weit her, doch es gibt auch regional erzeugte Produkte: aus in Deutschland angebauten Sojabohnen, aus Hafer, Dinkel oder Hanf.
Hofgut Storzeln
Das Hofgut Storzeln stellt Sojadrinks, Haferdrinks und Dinkeldrinks aus regionalen Rohstoffen her: die verarbeiteten Sojabohnen, der Hafer und Dinkel werden am Bodensee ökologisch angebaut. Die Drinks sind vom Anbauverband Bioland zertifiziert.
Die Produkte gibt es in vielen Bioläden und Bio-Supermärkten sowie online zum Beispiel bei Bioaufvorrat.
Provamel
Auch der bekannte Hersteller Provamel bekommt das Hafer für seine Haferdrinks aus Deutschland. Provamel-Produkte gibt es in vielen Supermärkten, Bioläden, veganen Läden und online bei Vantastic Foods
granoVita
Die Naturkost-Marke granoVita verwendet für ihre Soja-Drinks ausschließlich Sojabohnen aus Österreich. Die Produkte bekommt man in fast jedem Reformhaus.
Natumi
Für die Hafer- und Dinkeldrinks bezieht Natumi das Bio-Getreide aus Deutschland. Die Sojabohnen für die Sojadrinks kommen aus Italien und Frankreich – nicht direkt regional, aber besser als aus China oder Südamerika.
Die Milch- und Sahnealternativen gibt es in vielen Bioläden oder online bei Bioaufvorrat
Noch ein absolutes Nischenprodukt sind Milchalternativen aus Hanf. Dabei könnte Hanf eigentlich in Deutschland und darum herum problemlos angebaut werden. Derzeit gibt es aber nur einen nennenswerten Hersteller in Mitteleuropa.
Frenkenberger Hanfprodukte
Der österreichische Hersteller verkauft „Trinkhanf“ in verschiedenen Geschmacksrichtungen, die verarbeiteten Hanfsamen stammen aus Österreich, die Drinks sind frei von Zusatzstoffen. Allerdings sind die Produkte nur in wenigen Bioläden oder im Online-Shop erhältlich.
Übrigens kann man fast alle Milchalternativen auch – aus regional angebauten Rohstoffen und Wasser – selber machen. Einfach mal Google fragen: Auf Vegan- und DIY-Blogs findest du dazu jede Menge Anleitungen.
Vegane Brotaufstriche
Statt Käse, Wurst oder Butter streichen sich viele fleischlos lebenden Menschen gerne würzige Brotaufstriche aufs Brot. In Bioläden, Bio-Supermärkten, Reformhäusern, Vegan-Shops, aber auch in ganz normalen Supermärkten und Discountern gibt es inzwischen viele verschiedene Aufstriche. Ein Großteil davon ist Bio-zertifiziert. Die meisten Brotaufstriche bestehen jedoch aus so vielen Zutaten, dass es kaum möglich ist, alle davon aus Deutschland und den angrenzenden Ländern zu beziehen. Deshalb können wir hier nur sehr vorsichtige Empfehlungen geben.
- Zwergenwiese bietet mit der „LupiLove“-Serie einige Produkte, die auf in Deutschland angebauter Süßlupine basieren. Auch ein Großteil des verarbeiteten Gemüses stammt aus Deutschland. Doch gleichzeitig sind auch Zutaten wie Kokosöl und Agavendicksaft verarbeitet – ein Kompromiss.
- Alberts hat mit den „LUSTreich“-Brotaufstrichen ebenfalls Produkte auf Basis von regional angebauten Süßlupinen im Sortiment. Auch hier sind allerdings ein paar Zutaten enthalten, die nicht regionaler Herkunft sind (z.B. Kurkuma, Ingwer, Sojasauce). Leider sind die Aufstriche außerdem in Plastik verpackt.
Unsere eigentliche Empfehlung: Neben den deutschlandweit erhältlichen Marken-Produkten gibt es fast überall auch regional hergestellte Brotaufstriche kleiner Manufakturen, die zum Beispiel auf Wochenmärkten und Kunsthandwerkermärkten oder in Hofläden verkauft werden. Es lohnt sich auf jeden Fall, am eigenen Wohnort nach solchen Herstellern und Produkten Ausschau zu halten. Hier werden oft Rohstoffe verarbeitet, die praktisch „ums Eck“ angebaut werden und zudem unterstützt du lokale Produzenten.
Wochenmärkte in ganz Deutschland findest du zum Beispiel bei ortsdienst.de.
Hofläden, Direktvermarkter und Läden, die Lebensmittel direkt vom Erzeuger verkaufen findest du zum Beispiel bei dein-bauernladen.de.
Vegane Brotaufstriche kann man auch ganz einfach selber machen – und dabei regional erzeugte Rohstoffe verwenden, zum Beispiel Gemüse wie Karotte, Paprika, Tomate oder Zwiebeln, Sonnenblumen- oder Kürbiskerne, Linsen, Bohnen und Kräuter. Ideen und Rezepte findest du zum Beispiel bei smarticular.net.
Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst aus der Region
Genau wie „echtes“ Fleisch sollten auch Fleischersatzprodukte immer nur einen kleinen Teil der veganen Ernährung darstellen. Und: nicht jeder Veganer oder Vegetarier hat Lust auf Produkte, die wie Fleisch aussehen oder schmecken.
Eiweißreiche Lebensmittel müssen nicht in Form von Würsten oder Schnitzeln gepresst werden, um lecker und gesund zu sein: Hülsenfrüchte liefern auch in ihrer natürlichen Form viele wertvolle Eiweiße und Nährstoffe – und viele Hülsenfrüchte wachsen in Deutschland, manche sogar im eigenen Garten.
Regionale Hülsenfrüchte
Neben Soja und Süßlupine sind im Idealfall auch Linsen, Bohnen, Erbsen und Zuckerschoten aus regionalem Anbau Teil einer abwechslungsreichen und gesunden veganen Ernährung. Praktisch alle Hülsenfrüchte sind reich an Eiweiß, Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen und haben einen hohen Anteil an Ballaststoffen. Sie enthalten zudem sehr wenig Fett.
Linsen, Bohnen, Erbsen und Zuckerschoten gibt es inzwischen in jedem Supermarkt – getrocknet, gefroren, in Dosen und Gläsern oder frisch. Allerdings sollte man hier ganz genau auf die Herkunft achten und Bio kaufen. Denn oft stammen die Produkte im Supermarkt aus fernen Ländern wie zum Beispiel China. Das muss bei Produkten, die auch hier ohne Probleme wachsen, wirklich nicht sein.
Achte darum beim Einkauf im Supermarkt, Bioladen oder Reformhaus immer zumindest auf die Angabe „aus EU-Landwirtschaft“ unter dem Bio-Siegel. Noch besser ist es natürlich, von Produzenten zu kaufen, welche die Hülsenfrüchte in Deutschland oder im angrenzenden Ausland anbauen.
- Frische Erbsen, Zuckerschoten und Gartenbohnen aus der Region bekommst du zum Beispiel auf dem Wochenmarkt – auch hier aber am besten nachfragen, woher das Gemüse stammt!
- Auch Ackerbohnen findet man im Handel aus deutschem Anbau – allerdings meist unter den Namen „Dicke Bohnen“ oder „große Bohnen“, manchmal auch „Favabohnen“.
- Die Naturkost-Marke Rapunzel hat einige Linsen und Bohnen im Sortiment, die von Bauern aus Deutschland oder Norditalien stammen. Rapunzel-Produkte gibt es in fast jedem Bioladen oder Bio-Supermarkt.
- Auch zum Beispiel in diesem Onlineshop gibt es Linsen aus Deutschland – Bioland-zertifiziert und in Großpackungen
- Auf der schwäbischen Alb wird die Linsensorte „Alb-Leisa“ angebaut, sie bekommt man in vielen Bioläden und online.
Saisonales Obst und Gemüse aus der Region
Egal ob vegan, vegetarisch oder flexitarisch: am gesündesten ernährt man sich immer noch, wenn man den Schwerpunkt seiner Ernährung auf frisches Gemüse und Obst legt – und davon gibt es in der eigenen Region wirklich genug (übrigens auch echte Superfoods). Allerdings sollte man auch hier beim Einkaufen aufmerksam sein und bewusst auf die Herkunft des Gemüses und Obstes achten, um regional Angebautes zu bevorzugen.
Das bedeutet auch, regionale Lebensmittel dann zu kaufen, wenn sie hier Saison haben – also zum Beispiel Tomaten und Gurken im Sommer und Kohl und oder Lauch im Winter. Wann welches Gemüse bei uns Saison hat, kannst du in unserem Utopia-Saisonkalender nachschauen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Der Utopia Saisonkalender
- Wintergemüse: 5 saisonale Gemüsesorten
- Lupine: die regionale Soja-Alternative
- Bio, fair nachhaltig? Warum vegan nicht genug ist
- Die besten vegetarischen und veganen Schnitzel
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