Regionale Bio-Lebensmittel direkt von den Erzeuger:innen – das klingt gut? Dachte sich auch das Team von FoodHub und eröffnete vor einem Jahr einen solidarischen Mitglieder-Supermarkt in München. Wir zeigen, was hinter dem Konzept steckt und ziehen eine erste Bilanz.
Auf den ersten Blick sieht es hier aus wie in einem ganz normalen Supermarkt: Du kannst mit deinem Einkaufswagen oder -korb durch die Gänge schlendern und aus Obst, Gemüse, Müsli, Nudeln, Wein und Hygieneprodukten wählen. Der Unterschied zu Rewe oder Alnatura ist das Konzept hinter FoodHub im Münchner Stadtteil Giesing. Denn seit Juli 2021 kann man hier solidarisch einkaufen gehen.
FoodHub: Das steckt dahinter
Der Münchner FoodHub ist ein solidarischer Mitmach-Supermarkt. Das bedeutet, dass der Supermarkt einer Genossenschaft gehört, die nicht renditeorientiert ist. Nur, wer Mitglied in der Genossenschaft ist, darf auch im Markt einkaufen.
Das Prinzip entspricht dem der solidarischen Landwirtschaft. Kristin Mansmann, eine der drei Gründer:innen von FoodHub, die sich selbst viel mehr als Initiatoren betrachten, erklärte uns kurz nach der Eröffnung: „Angefangen hat alles mit dem Volksbegehren Artenvielfalt. Dort entstand die Idee, Erzeuger:innen und Verbraucher:innen näher zusammenzubringen. Als das Volksbegehren geschafft war, sammelten wir im Sommer 2019 Ideen, wie man Bio-Landwirt:innen besser direkt vermarkten könnte.“
So kannst du dich dem Mitmach-Supermarkt anschließen
Rund zwei Jahre später eröffnete der FoodHub seine Pforten. Und nach einem Jahr machen nun bereits über 1.600 Menschen mit. Mitglied und damit Miteigentümer:in kann jede Person werden, die mindestens 18 Jahre alt ist, einen Jahresbeitrag gibt es hier – im Unterschied zu vielen anderen Genossenschaften – nicht. Als Bedingung muss aber jedes Mitglied pro Monat drei Stunden Arbeit im oder für den FoodHub leisten und mindestens fünf Anteile à 36 Euro an der Genossenschaft erwerben, die als Einlage auf das Genossenschaftskonto eingezahlt werden. Es gibt auch einen Sozialtarif, mit dem man nur einen Anteil kaufen muss.
Für alle Nicht-Münchner:innen: Eine Art stille Teilhabe oder Fördermitgliedschaft ist ebenfalls möglich. Da diese Personen in der Regel nicht im FoodHub einkaufen, entfallen auch die zu leistenden Arbeitsstunden.
Was kann ich einkaufen und wie viel kostet es?
FoodHub bietet ein Vollsortiment an, das von frischem Obst und Gemüse über Trockenwaren bis zu einigen Drogerieprodukten reicht. Der Supermarkt will möglichst viele Lebensmittel in Mehrwegbehältern anbieten. Auch unverpackte Produkte gibt es: Nüsse und große Käselaibe etwa portionieren die Mitarbeiter:innen vor Ort in Mehrwegbehälter.
Die meisten Lebensmittel kannst du hier in Bio-Qualität, lokal und saisonal kaufen. Ist ein Produkt nicht bio-zertifiziert, prüft der Mitmach-Supermarkt nach eigenen Angaben neben dem Preis, ob die Qualität hochwertig genug ist, die Inhaltsstoffe sauber sind und die Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette fair.
Und was kostet das? Bei FoodHub gibt es bewusst keine billigen Lockangebote. Da der Supermarkt aber direkt bei den Erzeuger:innen einkauft und das in großen Mengen, sind die Lebensmittel ziemlich preiswert zu haben.
Um die Kosten zu decken, wird einheitlich 30 Prozent auf den Einkaufspreis aufgeschlagen. FoodHub zufolge können damit die Produzent:innen fair bezahlt und die Verkaufspreise niedrig gehalten werden.
Manche Produkte sind sogar günstiger als im Bio-Supermarkt. „Da wir Butter in großen Mengen bestellen und selbst abpacken, ist sie bei uns deutlich billiger“, erklärt uns Kristin Mansmann.
Uns interessierte auch, was FoodHub mit Lebensmitteln macht, die bald ablaufen. Zum einen gibt es ein Ampelsystem, das die Haltbarkeit anzeigt, zum anderen arbeitet der Markt mit „Kauf mich heute“-Schildern. Abgelaufene Lebensmittel landen in einer Kiste, aus der sich die Mitglieder bedienen dürfen, die gerade im Supermarkt arbeiten. Das seien aber nicht viele, wie uns Kristin Mansmann versicherte.
FoodHub München auf einen Blick:
- Adresse: Deisenhofener Str. 40, 81539 München (Obergiesing)
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, von 8 bis 20 Uhr
Wie geht’s bei FoodHub weiter?
Der Mitmach-Supermarkt möchte weiter wachsen – und muss das auch, um kostendeckend arbeiten zu können. „Rund 5.000 Mitglieder könnte unser Laden versorgen“, erzählte Mansmann im Gespräch mit Utopia. Je mehr Menschen bei FoodHub mitmachen und einkaufen, desto mehr frische Produkte könne man auch in den Markt bringen, die Logistik wird einfacher und die Produktpalette noch größer.
Auch die Veranstaltungen möchte FoodHub ausbauen, um die Mitglieder untereinander besser zu vernetzen, aber auch für ein Kennenlernen von Erzeuger:innen und Verbraucher:innen. „Wir möchten die Städter mit den Bauern zusammenbringen“, so Mansmann.
Kann man auch woanders solidarisch einkaufen?
In München gibt es außerdem den Mitgliederladen Ökoesel mit zwei Filialen. Auch in anderen deutschen Städten gibt es ähnliche Supermarktkonzepte und Mitgliederläden, beispielsweise:
- Supercoop in Berlin
- WirMarkt in Hamburg (noch nicht eröffnet, aber der erste Popup-Supermarkt war erfolgreich)
- Köllektiv in Köln (hat noch nicht eröffnet)
Auch in anderen Ländern wird das Konzept gelebt, etwa bei La Louvre in Paris und in der Park Slope Food Coop in New York.
Utopia meint: Wir finden das gemeinschaftliche Konzept hinter dem solidarischen Supermarkt eine sinnvolle Idee – ebenso wie die Wertschätzung für gute Lebensmittel. Durch eine Mitgliedschaft kann man beim regionalen und saisonalen Bio-Einkauf die Erzeuger:innen direkt unterstützen, lange Transportwege vermeiden und zugleich bei der Arbeit im Markt Menschen kennenlernen, die ähnlich ticken wie man selbst.
Doch auch ohne eine Mitgliedschaft in einem Mitglieder-Supermarkt kannst du plastikfrei in Unverpackt-Läden einkaufen, frische und regionale Lebensmittel auf dem Wochenmarkt kaufen oder online bestellen, eine Gemüsekiste von einem regionalen Anbieter beziehen und Obst und Gemüse nach Saison kaufen. Unser Saisonkalender hilft dir dabei.
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