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Hafermilch-Pulver: So funktioniert der Vegan-Trend

Hafermilch-Pulver: Was ist dran am Trend?
Fotos: © Organic Labs (L), irina - stock.adobe.com (R)

Statt Haferdrinks im Getränkekarton zu kaufen, kann man sie auch einfach selbst anrühren – aus Pulver und Leitungswasser. Wir haben uns den Trend um die Hafermilch-Pulver genauer angesehen.

Putzmittel in Tablettenform, Shampoo und Duschgel als Pulver, Fleischersatz-Pulver und jetzt auch Haferdrink-Pulver – dass wir unsere Alltagsproduke selber anrühren scheint zum neuen Trend zu werden.

Was alle Selber-Anrühr-Erzeugnisse gemeinsam haben: Geliefert werden quasi nur die trockenen Zutaten, erst zuhause mit Wasser gemischt ergeben sie ein fertiges Produkt.

Was alle Hersteller versprechen: Dadurch, dass nur Pulver oder Tabs transportiert werden müssen, sind die Produkte erheblich kleiner und leichter und sparen so beim Transport CO2-Emissionen. Außerdem sollen die vergleichsweise kleineren Verpackungen Müll einsparen.

Der Gedanke ist nicht schlecht ­– Wasser haben wir in Form von Leitungswasser schließlich alle quasi unbegrenzt und extrem kostengünstig zuhause. Warum es also in Tüten, Flaschen oder Kartons verpacken und durch die Republik fahren?

Allerdings: Noch nachhaltiger (und günstiger) als sie aus Pulver anzurühren, ist es, Hafermilch aus Haferflocken und Wasser selbst zu machen. Das spart noch viel mehr Verpackung – vor allem, wenn man die Möglichkeit hat, Haferflocken unverpackt einzukaufen.

Fans der Pulver entgegnen: Für unterwegs sind sie praktischer. Wir haben uns die Sache mit den Hafermilch-Pulvern genauer angesehen.

Hafermilch-Pulver: Was ist das überhaupt?

Alle Hafermilch-Pulver, die wir bei unserer Recherche gefunden haben, funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Die Hauptzutat ist speziell (in der Regel mit Enzymen) behandeltes Hafermehl, das man mit Wasser oder anderen Flüssigkeiten mischt, um ein fertiges Getränk zu erhalten. Ein paar Esslöffel Pulver mit Wasser gemischt ergeben einen Haferdrink, der mehr oder weniger denen entsprechen soll, die man inzwischen fast überall im Tetrapak im Supermarktregal findet.

Mitunter werden dem Hafermehl noch weitere Zutaten hinzugefügt, die Empfehlungen zum Mischverhältnis und dazu, wie man Pulver und Wasser am besten vermengt, unterscheiden sich etwas, aber das Prinzip ist immer dasselbe.

Hinweis: Seit unserer ersten Recherche im Frühjahr 2021 ist der Markt rasant gewachsen. Aus kaum einer Handvoll Anbieter ist eine schwer zu überblickende Menge geworden – wir stellen hier daher nur exemparisch eine kleine Auswahl vor.

Haferdrink-Pulver: Marken

Organic Labs

Das Unternehmen Organic Labs mit Firmensitz im württembergischen Bad Wurzach trägt den Begriff organic (biologisch) im Namen. Während das zu Beginn nicht der Fall war, sind inzwischen tatsächlich alle Produkte Bio-zertifiziert.

Die Hafermilch-Pulver lässt Organic Labs in Süddeutschland produzieren, abfüllen und verpacken. Dabei wird Hafer aus Deutschland und den Nachbarländern verarbeitet.

Um Haferdrinks herzustellen wird Hafer fein gemahlen und mit Wasser und einem Enzym (alpha-Amylase) vermengt und erhitzt. Dadurch wird Stärke teilweise in Zucker umgewandelt. Organic Labs nutzt anschließend die Wärme um das Gemisch zu trocknen. Im Gegensatz zur Herstellung von „normaler“ Hafermilch muss das Pulver anschließend nicht ultrahocherhitzt und pasteurisiert werden, was Energie spart.

Die Pulver haben nach Unternehmensangaben ein rund 90 Prozent geringeres Transportgewicht als herkömmliche Haferdrinks und verursachen so weniger transportbedingte Emissionen. Ausgehend vom Verpackungsgewicht sollen sie 94 Prozent weniger Verpackungsmüll verursachen. Außerdem verspricht Organic Labs: „Kein Wegkippen von abgelaufenen Resten mehr“: Dadurch, dass die Kund:innen ihre Haferdrinks selbst portionieren können, soll sich Lebensmittelverschwendung reduzieren.

Wer steckt dahinter? Sofd GmbH aus Bad Wurzach. Das Unternehmen vertreibt CBD-Öl. Der Geschäftsführer steht außerdem einer Kapitalgesellschaft vor.

Verpackung: Der Beutel, in dem das Pulver verpackt ist, besteht nach Firmenangaben komplett aus Papier und kann im Altpapier entsorgt und recycelt werden.

Zutaten: Vollkornhafer (glutenfrei)

So funktioniert’s: 4 Esslöffel Pulver in 400 Millilitern Wasser in einer Flasche auflösen. Flasche 10 Sekunden kräftig schütteln.

Preis: 400 Gramm Pulver (für 4 Liter Haferdrink) kosten 9,95 Euro (zzgl. 3,90 Euro Versand bis 30 Euro Bestellwert). Das entspricht etwa 2,50 Euro pro Liter. Außerdem gibt es diverse Sets mit Glasflasche.

Kaufen: im eigenen Onlineshop

Blue Farm

Das Startup Blue Farm aus Berlin tritt mit viel Selbstbewusstsein an: „Wir schaffen Produkte, die gut für dich und die Umwelt sind.“ Das Hafer-Pulver gibt es in einer Bio-Variante ud einer konventionellen (mit und ohne Calcium). Hergestellt wird das Pulver in Deutschland aus europäischem Hafer. Im Herstellungsprozess wird das Getreide „enzymatisch behandelt“, damit der fertige Drink leicht süß und cremig wird. Weitere Angaben zum Herstellungsprozess wollte Blue Farm auf Nachfrage nicht machen. Für den Versand arbeitet das Unternehmen mit einer Berliner Werkstatt für Menschen mit Behinderung zusammen.

Eine Packung „Oat Base“ soll – je nach Größe – bis zu 20 Milchkartons einsparen und damit bis zu 90 Prozent weniger Verpackungsmüll verursachen als herkömmliche Haferdrinks. Durch das geringe Gewicht sollen die Pulver „signifikant“ Transportemissionen einsparen im Vergleich mit fertigen Drinks im Getränkekarton.

Wer steckt dahinter? Iconic Drinks UG aus Berlin. Die Geschäftsführer:innen sind gleichzeitig in mehrere andere Unternehmen involviert.

Verpackung: Die Beutel bestehen aus recyceltem und recycelbarem Mono-Kunststoff, d.h. es wird nur eine Kunststoffart verwendet, das macht das Recycling einfacher.

Zutaten: Hafer

So funktioniert’s: 2 Esslöffel Pulver (20 Gramm) mit 200 Millilitern Wasser mischen, dann schütteln oder rühren.

Preis: Die „Oat Base“ für 4 Liter Haferdrink kostet 7,95 Euro (Bio: 9,39 Euro), größere Packungen sind im Verhältnis etwas günstiger. Dazu kommen 2,90 Euro Versand. Das entspricht in etwa 2 Euro bis 2,30 Euro pro Liter. Es gibt auch ein Abo-Modell und ein Set mit Glasflasche.

Kaufen: im eigenen Online-Shop oder bei Amazon

Drink Mi:ch

Das Unternehmen „Drink Mi:ch“ wirbt vollmundig mit dem „Pflanzendrink von Morgen“. Allerdings ist das Haferdrink nicht Bio. Und auch weitere im Shop angebotene Pflanzendrink-Pulver haben kein Bio-Siegel.

Der Hafer für die Pulver von „Drink Mi:ch“ stammt aus unterschiedlichen EU-Staaten. Die gesamte Verarbeitung – vom Mahlen bis zum Abpacken – findet in Deutschland statt. Den Herstellungsprozess erklärt das Unternehmen so: Zuerst wird der Hafer zu Hafermilch verarbeitet, d.h. die gemahlenen Haferflocken werden mit Wasser vermengt, püriert und abgesiebt. Die Hafermilch wird dann maschinell sprühgetrocknet („Zerstäubungstrocknung“) und in Beutel abgepackt.

Im Sortiment gibt es derzeit die Sorten Hafer Klassik und Hafer glutenfrei, der Hersteller kündigt aber weitere Sorten an.

Mit dem Hafermilch-Pulver im Beutel soll man nach Unternehmensangaben 85 Prozent Verpackungsmüll gegenüber Haferdrinks im Getränkekarton einsparen. Ein 1-Kilogramm- Beutel soll acht 1-Liter-Getränkekartons ersetzen. Das Unternehmen hat sich „der Mission verschrieben, Getränketüten, Milchtüten und sonstige Verpackungen aus den heimischen Vorratsschränken zu verbannen.“

Wer steckt dahinter? Drink MI:CH UG aus Berlin, ursprünglich gegründet von einem geschäftsmäßigen „Gesellschaftsgründer“. Die Geschäftsführerin hat bereits mehrere andere Startups gegründet.

Verpackung: Die Beutel bestehen aus Papier mit einer Kunststoffbeschichtung. In Zukunft sollen zellstoffbasierte Alternativen kommen, die man im Altpapier entsorgen kann.

Zutaten: Hafer

So funktioniert’s: Zwei Esslöffel Haferpulver mit 200 Millilitern Wasser vermengen und umrühren.

Preis: Der „Hafer Mi:ch“ Haferdrink kostet in der günstigsten Variante für acht Liter 16,69 Euro, kleinere Packungen sind im Verhältnis teurer. Das entspricht knapp 2,10 Euro pro Liter. (Glutenfrei: 18,99 Euro/8 l, entspricht ca. 2,40 Euro/l)

Kaufen: im eigenen Onlineshop oder bei Amazon.

Weitere Marken

  • Ecomil: Haferdrink-Pulver in der Dose mit Bio- und Vegan-Siegel. Hafer aus Ungarn. Zutaten: Instant-Hafer, Maltodextrin aus Mais, Sonnenblumenöl, Tricalciumcitrate, kalkhaltige Meeresalgen: Lithothamnium calcareum, Pflanzenextrakt, natürliches Vanille-Aroma. Preis: ca. 10 Euro / 400 g (für ca. 4 l Haferdrink), entspricht ca. 2,50 €/l
  • Fairfood Freiburg: Haferdrink-Pulver im Mehrweg-Pfandglas mit Bio-Siegel. Hafer vom Bodensee. Zutaten: fermentierter Vollkornhafer. Preis: 7,90 / 360 g (für ca. 4 l Haferdrink), entspricht ca. 2 €/l.
  • Fairnatural: Haferdrink-Pulver aus 100% Bio-Hafer aus regionalem Anbau (bei Heidelberg), nach eigenen Angaben regional und energieautark produziert. Zutaten: hydrolysiertes Hafermehl. Preis: 14,90 Euro/600 g (für 6 l Haferdrink), entspricht ca. 2,50 €/l.
  • KoRo Bio-Haferpulver: Hafermilch-Plver aus Bio-Anbau im Kunststoffbeutel. Zutaten: Hafervollkornmehl, α-Amylase. Preis: 16,50 Euro/1 kg (für ca. 10 l Hafermilch), entspricht 1,65 €/l.
  • Share: Bio-Haferdrink-Pulver in der „kartonbasierten“ Dose. Zutaten: Hafervollkornpulver hydrolysiert. Preis: 7,95 Euro/400 g (für ca. 4 l), entspricht ca. 2 €/l. Gibt es z.B. bei dm
  • Zimmermann Sportnahrung: Haferdrink-Pulver im Plastikbeutel. Nicht Bio, hergestellt in Deutschland mit Zutaten aus der EU. Nach Herstellerangaben zum Aufschämen geeignet. Zutaten: Hafermehl hydrolisiert. Preis: 11,90 € / 1000 g (für bis zu 10 l Haferdrink), entspricht ca. 1,20 €/l. Kaufen: Bei Amazon oder Ebay

Utopia meint: Haferdrink ist grundsätzlich eine sinnvolle, weil emissionsarme Alternative zu Kuhmilch. Sie ist tierleidfrei und meist einigermaßen regional. Die Idee, nur die trockenen Zutaten des Produkts anzubieten und so das Transportgewicht und damit die Transportemissionen sowie Plastikverpackungen zu reduzieren, ist clever.

Schade finden wir, dass Bio bei den Haferdrink-Pulvern noch nicht Standard zu sein scheint – wie das bei Haferdrinks aus dem Supermarkt ist. Wirklich massentauglich werden die Produkte vermutlich erst, wenn es sie auch im lokalen Einzelhandel zu kaufen gibt und sie etwas preiswerter werden. Bis dahin ist Selbermachen eine mindestens so gute Lösung.

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