Morgens eine Tasse Kakao? Das Getränk ist nicht nur bei Kindern beliebt. Öko-Test hat sich Kakaopulver jetzt genauer angesehen – und kommt zu einem vernichtenden Ergebnis: In den Pulvern steckt meist zu viel Zucker, in einigen auch Mineralöl. Zudem kann kein Hersteller im Kakaopulver-Test lückenlos belegen, dass bei der Kakaoernte keine Kinderarbeit stattfindet.
Ein heißer Kakao hebt die Stimmung und versetzt uns in glückliche Kindheitstage zurück. Was wir dabei ausblenden: Den weiten Transportweg des Kakao und die unfairen Arbeitsbedingungen der Arbeiter:innen in Westafrika und anderen Teilen der Welt.
Doch Öko-Test wollte es beim aktuellen Kakaopulver-Test genau wissen: Das Augenmerk der Verbraucherschützer:innen lag nicht nur auf den Inhaltsstoffen und möglichen Schadstoffen, sondern auch auf der Herkunft der Hauptzutat, dem Kakao. Die Hersteller sollten ihre Lieferkette belegen sowie Auskunft zu Zertifizierungen und der Zahlung von Mindestpreisen, existenzsichernden Löhnen und Prämien geben. Öko-Test wollte auch wissen, wie Menschenrechte entlang der gesamten Lieferkette eingehalten werden und ob kontrolliert wird, dass keine Kinderarbeit stattfindet.
Kakaopulver bei Öko-Test: Kein Produkt ist „gut“ oder „sehr gut“
Das Ergebnis ist ernüchternd: Vor allem bei den sozialen Aspekten machten Hersteller keine oder lückenhafte Angaben. Doch auch bei den Zutaten der Kakaopulver haben einige Produkte Luft nach oben. Von den insgesamt 15 Kakaopulvern im Test war kein einziges „sehr gut“ oder „gut“. Insgesamt drei Kakaos fallen bei Öko-Test durch, davon eines der sechs überprüften Bio-Produkte.
Hinweis: Öko-Test veröffentlichte die Testergebnisse erstmalig in der Ausgabe 05/2023. Haben sich zwischenzeitlich Änderungen bei den Produkten oder gesetzlichen Grenzwerten ergeben, ließen die Verbraucherschützer:innen eine neue Laboranalyse durchführen. Die Testergebnisse sind aktuell im Öko-Test Jahrbuch Kinder & Familie abrufbar.
Die Hauptzutat in Kakaopulver von Nesquik und Co.? Zucker!
Kakaopulver besteht vor allem aus Kakao? Mitnichten. Oft enthalten die Produkte mehr Zucker als Kakao. In neun der 15 Pulver ist der Zuckeranteil nach Einschätzung von Öko-Test „erhöht“ oder sogar „stark erhöht“. Bei zwei Kakaopulvern nehmen Kinder mit einer Portion bereits mehr Zucker auf, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) pro Tag empfiehlt.
Zu viel Zucker steckte unter anderem in diesen Produkten:
- Nesquik von Nestlé, Gesamtnote: ungenügend
- Kaba Das Original Kakao, Gesamtnote: mangelhaft
- Schovit Kakaohaltiges Getränkepulver von Aldi, Gesamtnote: ausreichend
- Gut & Günstig Choco Drink von Edeka, Gesamtnote: ausreichend
- Ja! Kakao Drink von Rewe, Gesamtnote: ausreichend
Die Bio-Produkte schneiden beim Zuckergehalt insgesamt besser ab: Bei allen sechs Bio-Kakaopulvern ist der Zuckergehalt „in Ordnung“. Der Rapunzel Tiger Quick Trinkkakao hat mit den geringsten Zuckergehalt im Test.
Kakaopulver-Test: Öko-Test findet Mineralöl und weitere Schadstoffe
Bei der Schadstoffbelastung können die Bio-Kakaopulver dagegen nicht punkten. In insgesamt sieben Produkten wies das Labor Mineralölbestandteile nach, genauer gesagt gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH). Die Stoffe reichern sich laut Öko-Test in der Leber und im Fettgewebe an. Neben Nesquik und Schovit von Aldi sind auch vier Bio-Produkte betroffen, darunter der Trink-Kakao von Rapunzel und der „Cocoba Frühstückskakao mit Honig“ von Gepa.
Die beiden genannten und zwei weitere Bio-Produkte fielen auch aus einem weiteren Grund negativ auf; sie alle enthalten Cadmium. Das Schwermetall gelangt vom Boden in unsere Nahrungsmittel. Nehmen wir Cadmium auf, reichert es sich in den Organen an und kann diese schädigen. Insgesamt sind fünf Kakaopulver damit belastet, zuletzt wies Öko-Test Cadmium auch in Reiswaffeln nach. Andere Rückstände von Keimen oder Schimmel fand das Testlabor nicht.
Soziale Standards beim Kakaoanbau: Öko-Test kritisiert fehlende Transparenz
Zwar lobt Öko-Test die Hersteller Gepa und Rapunzel für ihre Transparenz in der Lieferkette und bescheinigt beiden ein „hohes zusätzliches Engagement“. Doch bei den meisten anderen Herstellern fehlt diese Transparenz. „Kaba“-Hersteller Cramabar etwa ging nicht auf die Fragen von Öko-Test ein. Nestlé konnte die Lieferkette für getestete Nesquik-Charge nur teilweise belegen.
Ob Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen in Ghana, Kamerun, der Elfenbeinküste und anderen afrikanischen Ländern oder der dominikanischen Republik stattfindet, können die Hersteller zumindest nicht nachweislich ausschließen. „Echte Belege blieben aus“, so das Urteil von Öko-Test. Immerhin bescheinigen die Tester:innen vielen Herstellern Bemühungen, gegen Kinderarbeit vorzugehen.
Kakao im Test: Anbau kann der Umwelt schaden
In den vorwiegend westafrikanischen Anbaugebieten kann der Kakaoanbau die dortige Umwelt schädigen. Öko-Test verlange deshalb Belege dafür, dass hochgiftige Pestizide verboten sind und Nachweise, dass illegale Waldrohdung kontrolliert wird.
Die meisten Bio-Anbieter konnten beide Umweltbelastungen ausschließen. Bei den konventionellen Herstellern sind die Pestizide nur „teilweise“ verboten. Die Zertifizierer Fairtrade und Rainforest Alliance schließen in ihren Standards die Abholzung von Regenwald aus. Inzwischen ermöglichen Kartierungssysteme auf GPS-Basis bessere Kontrollen.
Alle Testergebnisse kannst du im Jahrbuch Kinder & Familie oder auf ökotest.de nachlesen.
Utopia-Fazit: Kakaopulver belastet Gesundheit, Umwelt und Arbeiter:innen
Fertiges Kakaopulver sollte aus gesundheitlicher Sicht nur selten auf deinem oder dem Frühstückstisch von Kindern stehen. Der Zuckergehalt ist in den von Öko-Test untersuchten Marken fast überall zu hoch. Auch die gefundenen Schadstoffe sprechen gegen das Getränk.
Doch Kakaopulver belastet auch die Umwelt und die Menschen, die den Kakao anbauen und ernten. Kakao hat einen langen Transportweg aus Afrika oder der Karibik hinter sich, bis er als Getränkepulver in unseren Supermarktregalen steht. Fairer Handel mit einer fairen Bezahlung der Arbeiter:innen ist bei Produkten aus dem globalen Süden unverzichtbar. Halte deshalb Ausschau nach dem Fairtrade-Siegel, noch besser nach den Zeichen von GEPA fair+ oder Rapunzel Hand in Hand. Öko-Test betont den Vorbildcharakter von Rapunzel und Gepa in Sachen fairer Kakaohandel.
Tipp: Am besten kaufst du fairen puren Kakao und mischst in deine heiße Schokolade nur so viel Zucker, wie du möchtest. Damit ist dein Getränk auch vegan – anders als manche fertigen Kakaopulver, denen Milchpulver beigemischt sein kann.
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