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Kräuterzigarette: Wieso du auf den Tabakersatz verzichten solltest

Zigarette
Foto: CC0 / Pixabay / Kruscha

Viele Raucher:innen halten Kräuterzigaretten für weniger schädlich als herkömmlichen Tabak – hauptsächlich, weil sie kein Nikotin enthalten. Der Gesundheit schaden sie aber trotzdem.

In Deutschland gibt es die Kräuterzigarette schon seit Mitte der 70er Jahre – und immer noch schreiben ihr viele Menschen gesundheitliche Vorteile zu. Anders als gewöhnliche Zigaretten enthält sie keine getrockneten Tabakblätter, sondern Kräuter oder Kräutermischungen wie beispielsweise:

In den USA ist derzeit eine Variante mit grünem Tee besonders populär. Ihr wichtigstes Merkmal: Weil sie ohne Verwendung von Tabak hergestellt wird, ist sie nikotinfrei

Kräuterzigaretten gelten nicht als gleichwertige Alternative zu nikotinhaltigen Standardzigaretten, sondern vor allem als Tabakersatz für Menschen, die mit dem Rauchen aufhören möchten. Besonders in der Übergangsphase sollen sie bei der Entwöhnung helfen. Äußerlich unterscheidet sich die kräuterhaltige Alternative dabei kaum von „Original“. Im Aroma dagegen hebt sie sich deutlich ab – nicht zuletzt deshalb sind Kräuterzigaretten Geschmackssache. 

Umstritten sind aber auch ihre Auswirkungen: Macht das fehlende Nikotin sie tatsächlich weniger schädlich? 

Kräuterzigaretten sind ungesund – auch ohne Nikotin

Ob mit oder ohne Nikotin: Beim Rauchen werden grundsätzlich Schadstoffe freigesetzt.
Ob mit oder ohne Nikotin: Beim Rauchen werden grundsätzlich Schadstoffe freigesetzt.
(Foto: CC0 / Pixabay / Robert-Owen-Wahl)

Der amerikanische Mediziner Richard J. O’Connor kam in einer Studie zu dem Schluss, dass Raucher:innen oft ein falsches Bild von Ersatzprodukten haben. Sie neigen dazu, Kräuterzigaretten und ähnliche Übergangslösungen gesünder einzuschätzen, als sie nach wissenschaftlichen Erkenntnissen tatsächlich sind.

Zu dieser Unsicherheit trägt die Tatsache bei, dass der Begriff relativ vage definiert ist: Als Kräuterzigaretten können zum Beispiel auch Produkte ausgewiesen sein, die nur anteilig aus Kräutern bestehen und ansonsten Tabak enthalten. Eine Studie chinesischer Krebsforscher:innen stufte solche „gemischten“ Kräuterzigaretten als ebenso krebserregend und suchtgefährdend wie gewöhnliche Zigaretten ein.

Auch im Rahmen von O’Connors Studie nannten die Befragten oft Mischprodukte als vermeintlich gesündere Alternativen. Verbraucher:innen sollten also darauf achten, dass es sich beim Produkt ihrer Wahl tatsächlich um hundertprozentig nikotinfreie Kräuterzigaretten handelt.     

https://utopia.de/ratgeber/eine-zigarette-am-tag-das-passiert-in-deinem-koerper/  

Warum Rauchen auch ohne Nikton schädich ist

   Für Kräuterzigaretten wird zum Beispiel Pfefferminze verarbeitet. Verwende diese stattdessen lieber beim Kochen.
Für Kräuterzigaretten wird zum Beispiel Pfefferminze verarbeitet. Verwende diese stattdessen lieber beim Kochen.
(Foto: CC0 / Pixabay / congerdesign)

Das Argument für die vermeintlich geringere Schädlichkeit reiner Kräuterzigaretten lautet, dass bei ihnen die gesundheitlichen Risiken wegfallen, die man mit Nikotin verbindet. Nikotin verengt bei regelmäßigem Konsum die Blutgefäße und erhöht deshalb zum Beispiel das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall

Weniger schädlich bedeutet aber nicht automatisch unschädlich: Auch wenn in Ersatzprodukten kein Nikotin steckt – beim Rauchen entstehen daneben noch andere Schadstoffe wie:

Dass das auch für Kräuterzigaretten gilt, bestätigt zum Beispiel das Informationsportal „rauchfrei!“ im Dienst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Wenn du eine Kräuterzigarette rauchst, nimmst du dabei dieselbe Menge Kohlenstoffmonoxid auf wie bei einer mit Tabak gefüllten. Ein Gesundheitsrisiko bleibt prinzipiell also bestehen.   

E-Zigaretten statt Kräuterzigaretten?

Eine weitere vermeintliche Möglichkeit, sich das Rauchen zu entwöhnen, sind E-Zigaretten. Das sogenannte „Dampfen“ oder „Vaping“ macht durch Nikotin abhängig und spricht durch seine meist sehr süßlichen vielfältigen Aromen vor allem viele junge Menschen an.

Ob sie weniger schädlich sind als traditionelle Zigaretten, oder sogar mehr, wird viel diskutiert. Da es aber noch nicht so lange in großer Menge praktiziert wird, gibt es darüber nicht viele verlässliche Daten. „Rauchfrei!“ weist jedoch auf eine Studie aus dem Jahr 2023 hin, die darauf hindeutet, dass das Dampfen zu Atemwegsbeschwerden führen kann.

Vom Nikotin können E-Zigaretten also niemanden entwöhnen und welche anderen gesundheitlichen Auswirkungen sie noch haben könnten, ist nicht völlig klar. Doch ist das bei Kräuterzigaretten anders?

Sind Kräuterzigaretten zur Entwöhnung geeignet?

Ob Kräuterzigaretten tatsächlich helfen, mit dem Rauchen aufzuhören, ist umstritten.
Ob Kräuterzigaretten tatsächlich helfen, mit dem Rauchen aufzuhören, ist umstritten.
(Foto: CC0 / Pixabay / Trostle)

Ersatzprodukte sollen die Entwöhnung leichter machen und langfristig ganz vom Zigarettenkonsum wegführen. Ob das mithilfe der Kräuterzigarette tatsächlich funktioniert, ist bisher weniger eindeutig erforscht als ihre Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit, wie auch „rauchfrei!“ betont.

Denn auch wenn der Körper keinen Tabak mehr bekommt, besteht gerade bei langjährigen Raucher:innen weiterhin eine psychische Abhängigkeit. Das Festhalten an vertrauten Ritualen und ähnlichen Produkten kann diese unter Umständen nur verstärken – und eine Sucht gegen eine neue austauschen. Auf dieses Risiko verweist beispielsweise das Ratgeberportal Nichtraucherhelden.de im Hinblick auf Kräuterzigaretten.

Welche positiven oder negativen Erfahrungen einzelne Raucher:innen mit Kräuterzigaretten machen, ist letztlich sehr subjektiv und lässt sich schwer verallgemeinern. Dennoch steht fest, dass sich auch Ersatzprodukte auf die Dauer gesundheitsschädlich auswirken können. Dessen solltest du dir auf jeden Fall bewusst sein, wenn du dich für eine Entwöhnung mithilfe von Kräuterzigaretten entscheidest.  

Wie kann die Entwöhnung sonst funktionieren?

Natürlich kannst du versuchen, deine Sucht durch gesündere Gewohnheiten zu ersetzen. Wenn du zum Beispiel zuckerreiche Süßigkeiten isst statt zu rauchen, ist für deine Gesundheit wahrscheinlich nichts gewonnen. Greifst du jedoch zu ökologischen Kaugummis oder Obst statt zu Zigaretten, könnte dir das helfen, vom Rauchen loszukommen. Es gehört jedoch viel mehr dazu als Zigaretten nur zu ersetzen. 

Wer Nichtraucher:in werden möchte, hat neben dem Umstieg auf Tabakersatz auch weitere Möglichkeiten zur Verfügung: Sinnvoll ist es zum Beispiel, sich in einer Verhaltenstherapie zusätzlich bei der Entwöhnung begleiten und unterstützen lassen. Auf Infoportalen wie den genannten „rauchfrei!“ und „Nichtraucherhelden“ oder beim Rauchfrei-Programm von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kannst du dich weiter darüber informieren.

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Überarbeitet von Denise Schmucker

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