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Octocrylen in Sonnencreme: Warum du auf den kritischen Inhaltsstoff verzichten solltest

Sonnencreme ohne Octorylen: Warum das besser für deine Gesundheit und die Umwelt ist
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay, chezbeate

Sonnencreme soll vor schädlicher UV-Strahlung und den damit verbundenen Folgen schützen. Doch der Sonnenschutz hat auch Schattenseiten: Wenn er schädliche Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel den UV-Filter Octocrylen enthält, ist er gefährlich für die Gesundheit und die Umwelt. Hier erfährst du, wie du Sonnencreme ohne Octocrylen findest.

Die Haut vor schädlicher UV-Strahlung zu schützen, ist zu jeder Jahreszeit wichtig. Wer Sonnencreme verwendet, sollte nicht nur darauf achten, dass der Lichtschutzfaktor hoch genug ist, sondern auch darauf, dass das Produkt frei von problematischen Inhaltsstoffen ist. Denn die Inhaltsstoffe der Creme gelangen über die Poren in der Haut in den ganzen Körper.

Sonnencreme ohne Octocrylen: Warum eigentlich?

Immer wieder in der Diskussion: Der Lichtschutzfilter Octocrylen in Sonnencreme. Dieser Stoff kann allergische Hautreaktionen auslösen und wird als vermutlich krebserregend beim Menschen eingestuft.

Wenn Octocrylen sich bei längerer Lagerung der Sonnencreme zersetzt, kann sich dabei die gefährliche Substanz Benzophenon bilden. Laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) haben Tierversuche gezeigt, dass Benzophenon krebsauslösend wirken kann.

Was sind Octocrylene?

Octocrylen ist ein in der EU zugelassener chemischer UV-Filter, der noch immer in Sonnenschutzmitteln und Anti-Aging-Cremes eingesetzt wird. Im Unterschied dazu gibt es Sonnencremes ohne Octocrylen, die andere Filter verwendet oder mineralische Sonnencreme, die ganz ohne chemische Filter auskommt. Hier wird meist Zinkoxid oder Titanium Dioxid eingesetzt.

 Chemische UV-Filter wie das Octocrylen stehen in der Kritik. Immer mehr Sonnencremes verzichten auf den Filter.
Chemische UV-Filter wie das Octocrylen stehen in der Kritik. Immer mehr Hersteller von Sonnencremes verzichten auf den Filter. (Foto: Utopia.de, bw)

Wie gefährlich ist Octocrylen?

Octocrylen steht im Verdacht, hormonwirksam zu sein. Laut Deutscher Apothekerzeitung deuten Untersuchungen darauf hin, dass solche Beeinflussungen der Hormone die Entwicklung der Geschlechtsorgane beeinträchtigen – und damit auch die Fortpflanzungsfähigkeit.

Hautreizungen wie die sogenannte Mallorca-Akne lassen sich teilweise auf die UV-Filter in Sonnenschutzmitteln zurückführen. In einigen Ländern machen Ärzt:innen zunehmend Octocrylen als Ursache aus.

Öko-Test kritisiert den Filter schon seit Jahren und wertet ihn in Sonnenschutzprodukten in Tests regelmäßig ab.

Warum du Sonnencreme nicht länger als eine Saison nutzen solltest

Das ist vor allem wichtig, wenn du noch Sonnencreme mit Octocrylene nutzt. Denn: Ist Sonnencreme abgelaufen, zerfällt der Filter, es entsteht Benzophenon, das als „wahrscheinlich krebserregend“ gilt. Der Stoff steht auch im Verdacht, Beeinträchtigungen der Schilddrüse zu begünstigen und ähnlich wie ein Hormon zu wirken. 

Eine Studie der Universität Sorbonne, die im Fachmagazin Chemical Research in Toxicology veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Konzentration von Benzophenon in Kosmetika, die Octocrylen enthalten, mit zunehmendem Alter des Produkts rasch ansteigt.

Auch die Deutsche Dermatologi­sche Gesellschaft (DDG) empfiehlt, ältere Cremes, die Octocrylen enthalten, nicht mehr zu nutzen.

Wie gefährlich ist Benzophenon?

Das wissenschaftliche Beratergremium der EU (SCCS) beurteilte das Benzophenon in Produkten mit Octocrylen 2021 als „gefährliche Verunreinigung“, die nicht über den „Spurenbereich“ hinausgehen sollte.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht vorläufig davon aus, dass keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Aber, so äußert sich das Institut gegenüber Öko-Test: „Da dem BfR bislang keine repräsentativen Daten für eine Beurteilung der Situation in Deutschland vorliegen, ist eine grundsätzliche Empfehlung nicht möglich.“

Seit Dezember 2023 ist Benzophenon in kosmetischen Produkten verboten. Dazu erklärt der BUND: „Ein entsprechendes Verbot wäre jedoch umgehend auch für den Ersatzstoff Octocrylene notwendig.“

Wie finde ich Sonnencreme ohne Octocrylene?

Viele Hersteller haben das Problem erkannt und setzen mittlerweile mehr und mehr auf Sonnencremes ohne Octocrylen. Diese sind oft an einem gut sichtbaren Aufdruck zu erkennen.

Viele Wissenschaftler raten: Besser eine Sonnencremes ohne Octocrylen verwenden.
Viele Wissenschaftler raten: Besser eine Sonnencremes ohne Octocrylen verwenden. (Foto: Utopia.de, bw)
  • Achte beim Kauf von Sonnencreme, Sonnenmilch oder Sonnenspray auf den Hinweis „ohne Octocrylen“.
  • Auch in der Liste der Inhaltsstoffe kannst du sehen, ob Octocrylen enthalten ist.
  • Octocrylen kann sich hinter verschiedenen Namen verbergen. Das Infoblatt der Europäischen Kommission nennt etwa die Bezeichnung Octocrilene und die chemischen Namen 2-Cyano-3,3-Diphenyl Acrylic Acid 2-Ethylhexyl Ester. Der INCI-Name lautet Octocrylene.

Vorsicht bei diesen Sonnencremes

Der Test von Stiftung Warentest (07/2024) zeigt: Die allermeisten Mittel im Test verzichten auf Octocrylen. In einem Produkt (Lush Million Dollar Sun Cream) haben die Forscher:innen allerdings Octocrylen gefunden.

Die Tester:innen von Öko-Test fanden in der Sonnencreme von Hawaiian Tropic und der Vichy Capital Soleil Gel-Milch SPF 30 die UV-Filter Homosalat und Octocrylen. Octocrylen ist auch in der Sonnenmilch von Lancaster und der Garnier Ambre Solaire Hydra 24 h Sonnenschutz-Milch LSF 30 enthalten.

Octocrylen: Auch ein Problem in Kindersonnencreme?

Die aktuellen Tests von Kindersonnencreme von Stiftung Warentest (07/2023) und Öko-Test (06/2024) zeigen eine erfreuliche Entwicklung: Im Test von Stiftung Warentest enthielt kein Produkt im Test Octocrylen, im Test von Öko-Test ein Produkt. In früheren Tests wurde immer wieder Octocylen, bzw. Benzophenon gefunden.

Wichtig: Vorsicht also bei älteren Sonnencremes! Die solltest du in keinem Fall über das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus verwenden.

Octocrylen in der Sonnencreme: Auch schädlich für die Umwelt

Nicht nur für die eigene Gesundheit, auch für die Umwelt ist es sinnvoll, Sonnencreme ohne Octocrylen zu benutzen. Denn der UV-Filter ist auch problematisch für die Umwelt: Octocrylen schädigt Korallen in Badegebieten und verringert so möglicherweise die Widerstandsfähigkeit von Korallenriffen gegenüber dem Klimawandel. Octocrylen in Sonnenschutzprodukten ist in einigen Gebieten wie den Amerikanischen Jungferninseln und der Republik der Marshallinseln bereits verboten. Kosmetikprodukte, die Octocrylen enthalten, sind seit dem 2020 auch in der Republik Palau (Mikronesien) verboten. 

Was die Bezeichnung „korallenfreundlich“ bedeutet

Auf einigen Sonnencreme-Verpackungen ist auch die Bezeichnung „korallenfreundlich“ zu finden. Hersteller verzichten hier auf bestimmte UV-Filter, die besonders schädlich für Korallenriffe sein können. Zum Beispiel auf Octocrylen. Gelangt er in Gewässer, kann er sich in Meeresorganismen anreichern und Kleinkrebsen und Fischen zusetzen.

Öko-Test betrachtet die Angabe „korallenfreundlich“ als Greenwashing: „Hintergrund ist, dass die Hersteller auf zwei ganz besonders korallenschädliche UV-Filter verzichten, was erst einmal gut ist. Daraus aber einen Marketinggag zu machen und die Sonnencreme, die ja trotzdem andere Inhaltsstoffe wie etwa chemische UV-Filter in die Meere spült, im Umkehrschluss als „korallenfreundlich“ zu bezeichnen, ist aus unserer Sicht nichts anderes als Greenwashing.“

Octocrylen vermeiden – so geht’s

  • Fachleute aus Wissenschaft und Medizin raten, vorsichtshalber Sonnencreme ohne Octocrylen zu verwenden.
  • Die Deutsche Dermatologi­sche Gesellschaft empfiehlt zudem, ältere Sonnencremes, die Octocrylen enthalten, nicht mehr zu nutzen.
  • Wenn die Creme häufig großer Hitze ausgesetzt war, zum Beispiel in der Strandtasche, solltest du sie entsorgen – auch, wenn das Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten ist, so der Rat der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft.

Bitte beachten: Wer Sonnencreme im Ausland kauft, findet zum Teil Produkte mit anderen Rezepturen und damit anderen Inhaltsstoffen vor. Zudem können sich die Rezepturen von Saison zu Saison verändern. Um sicherzugehen, dass die Sonnencreme ohne Octocrylene auskommt, sollte man daher immer einen Blick auf die Inhaltsstoffliste werfen.

Weitere Inhaltsstoffe sind problematisch

Octocrylen ist nicht der einzige umstrittene Inhaltsstoff in Sonnencreme. Andere Problemstoffe sind:

  • Weichmacher (DnHexP, DEHP und DiBP)
  • Ethylhexylmethoxycinnamat, 4-Methylbenzylidencampher
  • Octyl-Dimethyl-Para-Amino-Benzoic-Acid (OD-PABA), Etocrylen und Homosalat

Aber: Auch wenn die Stoffe Octocrylen und Benzophenon im Verdacht stehen, gesundheitsschädliche Nebenwirkungen zu haben: „Das Hautkrebsrisiko ist viel, viel größer“, warnt der Dermatologe Christoph Liebich.

Die bessere Alternative: Naturkosmetik verzichte auf chemische UV-Filter wie Octocrylen und schützt die Haut stattdessen mit mineralischen Filtern.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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