Roher Honig ist die naturbelassene Form von Honig. Doch welcher Honig ist roh und woran erkennst du das? Hier findest du alle Fakten rund um den natürlichen Süßstoff.
Was genau ist roher Honig?
Bei rohem Honig handelt es sich um reinen, nicht verarbeiteten Honig, der weder gefiltert noch erhitzt wurde. Es ist also naturbelassener Honig. Er wird lediglich gesiebt, um grobe Partikel wie Wachs, abgestorbene Bienen oder Verunreinigungen zu entfernen.
Grundsätzlich ist jeder in Deutschland hergestellte Honig roh, denn laut Anlage 2 der deutschen Honigverordnung
- dürfen Honig „[…] keine anderen Stoffe als Honig zugefügt werden.“
- Ferner muss Honig „soweit möglich, frei von organischen und anorganischen honigfremden Stoffen sein“ und
- ihm dürfen „weder Pollen noch andere honigeigene Stoffe entzogen werden, soweit dies beim Entfernen von anorganischen oder organischen honigfremden Stoffen nicht unvermeidbar ist.“
- Ebenso wenig darf Honig – mit Ausnahme von Backhonig – „so stark erhitzt worden sein, dass die Enzyme erheblich oder vollständig inaktiviert wurden.“
Die Verordnung schreibt also vor, Honig in seinem naturbelassenen Zustand zu verkaufen – deutscher Honig ist damit fast immer roh. Ausnahmen bilden lediglich Backhonig und gefilterter Honig, dem Pollen entzogen werden dürfen. Diese Arten von Honig müssen allerdings als solche deklariert sein und dürfen nicht als „Echter Deutscher Honig“ in den Handel kommen.
Ein „Echter Deutscher Honig“ muss nicht nur den Qualitätsrichtlinien der deutschen Honigverordnung, sondern auch den Kriterien des Deutschen Imkerbundes e. V. (D.I.B.) entsprechen. Letztere sind in einigen Punkten deutlich strenger (etwa was das Erwärmen betrifft). Prüfer messen beispielsweise Invertaseaktivität und Hydroxymethylfurfural-Gehalt (HMF-Gehalt) des Honigs. Sie zeigen, ob und wie stark Honig erhitzt wurde. Die erlaubten Grenzwerte sind beim D.I.B. sehr niedrig. Ein hoher HMF-Gehalt ist laut D.I.B. ein Indiz dafür, dass der Honig erhitzt wurde, was die Honigqualität mindert (erlaubt sind nach D.I.B. maximal 15 Milligramm pro Kilogramm Honig). Ist Honig also mit der Kennzeichnung „Echter Deutscher Honig“ versehen, kannst du sicher sein, dass es sich um rohen Honig handelt.
Die Honig-Sorte spielt bei der Frage, ob es sich um rohen Honig handelt oder nicht, keine Rolle. Das bedeutet: Welche Pflanzenart die Bienen ansteuern, ist nicht von Bedeutung. Entscheidend ist die weitere Verarbeitung des Honigs.
Roher Honig: In den USA eine seltene Delikatesse
In anderen Ländern kann die Gesetzeslage anders aussehen. So ist US-amerikanischer Honig standardmäßig gefiltert und teilweise pasteurisiert – und damit nicht mehr roh. In den USA gilt „raw honey“ daher als Delikatesse. Honig zu filtern bedeutet, ihn durch ein sehr feines Sieb zu pressen. Dadurch bleiben selbst kleinste Teilchen im Filter hängen, was der Honigqualität abträglich ist.
So erkennst du rohen Honig
Am einfachsten erkennst du rohen Honig an der Kennzeichnung „Echter Deutscher Honig“. Bei importiertem Honig kann dir die Konsistenz einen Hinweis darauf geben, ob es sich um rohen Honig handelt.
- Dickflüssiger, cremig-trüber Honig ist meist ein Indiz für rohen Honig, denn die meisten Sorten in Deutschland kristallisieren recht schnell aus.
- Klarer sirupartiger Honig kann ein Indiz dafür sein, dass er erhitzt oder gefiltert wurde.
Aber Vorsicht: Die Konsistenz kann ebenso von der Honig-Sorte abhängen. Honig der Robinie, Edelkastanie oder Waldhonig bleiben beispielsweise lange flüssig. Bei anderen Sorten in flüssigem Zustand solltest du dagegen vorsichtig sein, denn diese könnten erwärmt oder anderweitig homogenisiert worden sein. Die Kennzeichnung „Echter Deutscher Honig“ ist damit ein verlässlicheres Zeichen, dass es sich um rohen Honig handelt.
Auch Zuckerkristalle am Glasrand sind ein Indiz für naturbelassenen Honig. Häufig wird Honig nicht direkt abgefüllt, sondern zunächst in größeren Behältnissen gelagert. Für den Verkauf wird der Honig dann auf maximal 40 Grad Celsius erwärmt, damit er leichter abfüllbar ist. Dadurch blüht der Zucker später nicht aus – das heißt, es bilden sich keine Zuckerkristalle am Glas. Dies mag zwar optisch ansprechender wirken, ist aber ein Zeichen verminderter Honigqualität, denn durch die Hitze gehen wertvolle Enzyme verloren (beispielsweise das Enzym Invertase ist laut D.I.B. sehr wärmeempfindlich).
Roher Honig: So gesund ist er
Honig wird häufig als gesunder Zuckerersatz propagiert. Allerdings besteht er hauptsächlich aus Zucker. Etwas besser als Haushaltszucker ist Honig aber dennoch, wie den Angaben des D.I.B. zu entnehmen ist:
- Honig enthält wertvolle Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium, Kalzium, Natrium oder Phosphor sowie C- und B-Vitamine. Weitere Infos zu den Inhaltsstoffen von Honig findest du hier.
- Ferner wirkt Honig dank bestimmter Enzyme antibakteriell und antiseptisch. Nach Angaben des Universitätsklinikums Bonn, können bestimmte Honig-Sorten sogar die Wundheilung fördern – hier solltest du allerdings nur keimfreien medizinischen Honig einsetzen.
- Honig kann unterstützend auf Verdauung und Immunsystem wirken.
Insbesondere in rohem Honig bleiben diese gesunden Inhaltsstoffe erhalten. Auch Pollen sind in rohem Honig noch zu finden, die laut D.I.B. den Appetit anregen und die Verdauung fördern können. Wird Honig gefiltert oder erhitzt, gehen diese gesunden Inhaltsstoffe zum Teil verloren (die Enzyme sind teilweise wärmeempfindlich). Gesünder als roher Honig ist nur Wabenhonig: Im Wachs sind noch mehr wertvolle Nährstoffe, Pollen und Propolis enthalten. Propolis (oder auch Bienenharz genannt) ist ein von den Bienen eigens produzierter harziger Stoff. Er schützt den Bienenstock vor Eindringlingen und Krankheiten. Propolis ist für seine antimikrobielle Wirkung bekannt.
Roher Honig ist damit etwas gesünder als gefilterter Honig; der Zuckeranteil bleibt aber derselbe. Genieße rohen Honig deshalb nur in Maßen.
Rohen Honig kaufen: Das solltest du beachten
Generell gilt: Honig kaufst du am besten regional und in Bio-Qualität. Auch wenn das Bio-Siegel nicht garantieren kann, dass Honig vollkommen frei von Pestiziden ist, steht es vor allem für eine artgerechte Bienenhaltung.
Ein Großteil des in Deutschland konsumierten Honigs kommt aus dem Ausland. Achte beim Kauf daher immer auf die Herkunftsangabe und unterstütze wenn möglich lokale Imker – Honig ist schließlich auch in Deutschland überall verfügbar. So vermeidest du lange Transportwege und leistest einen wichtigen Beitrag gegen das Bienensterben vor Ort. Denn nicht nur die veränderte Umwelt, sondern auch die immer weniger werdenden kleinen Imkerbetriebe sind eine Bedrohung für Bienen.
Bioläden, Reformhäuser, Wochenmärkte oder Hobby-Imker aus der Nachbarschaft sind gute Anlaufstellen für regionalen Honig. Die Online-Plattform „nearBees“ hilft dir dabei, Honig in deiner Umgebung zu finden. Solltest du dennoch zu importiertem Honig greifen, achte unbedingt auf ein Fair-Trade-Siegel. Weitere Tipps zum Kaufen von Honig findest du hier: Honig – vom Imker nebenan, Bio-Honig oder Fairtrade – ein Vergleich.
Übrigens: Lass dich nicht von Werbeversprechen wie „ohne Zusatzstoffe“ in die Irre führen – denn laut Honigverordnung dürfen deutschem Honig ohnehin keine Stoffe zugefügt werden, die nicht deklariert sind. Auch die Angabe „kalt geschleudert“ ist kein Qualitätsmerkmal, denn Honig wird immer kalt geschleudert.
Auch wenn laut Honigverordnung keine Zusatzstoffe erlaubt sind, kann es vorkommen, dass Rückstände von Pestiziden im Honig zu finden sind. Öko-Test hat 2016 verschiedene Honig-Marken geprüft.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Akazienhonig: Was die Sorte so besonders macht
- Löwenzahnhonig selber machen: Das macht den Sirup so besonders
- Veganer Honig: Die 6 besten Alternativen zu Bienenhonig
War dieser Artikel interessant?