Süßstoffe schaden der Darmflora – das beweisen verschiedene Studien. Hier erfährst du, wie genau Süßstoffe in deinem Körper wirken und welche Folgen das haben kann.
Du möchtest Industriezucker meiden und greifst deshalb auf Süßstoffe zurück? Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge triffst du damit nicht unbedingt die gesündere Wahl. Denn Süßstoffe können die Darmflora beeinflussen, indem sie gesunde Darmbakterien in krankmachende Mikroben umwandeln.
Süßstoffe vs. Zuckeraustauschstoffe: Das sind die Unterschiede
Getränke, Kaugummis, Joghurts, Süßigkeiten – all diese Produkte gibt es inzwischen zuckerfrei. Viele Konsument:innen greifen zu sogenannten „Light“-Produkten, um Zucker zu vermeiden. Schließlich ist Zucker nicht nur kalorienreich, sondern kann auch Karies und Krankheiten wie Diabetes auslösen.
Lebensmittelhersteller süßen ihre Produkte stattdessen mit Zuckerersatzstoffen oder künstlichen Süßstoffen. Zwischen diesen beiden Zuckeralternativen gibt es Unterschiede:
- Zuckerersatzstoffe: Zuckeraustauschstoffe sind Alkohole von Ein- und Zweifachzuckern und werden daher auch Zuckeralkohole genannt. Die Zuckeraustauschstoffe sind chemisch mit Zuckern wie Traubenzucker (Glucose), Fructose und Saccharose verwandt. Sie haben jedoch deutlich weniger Kalorien als Haushaltszucker (Saccharose), lassen den Blutzucker nur minimal ansteigen und wirken wenig bis gar nicht kariogen (kariesverursachend). Sie haben etwas weniger Süßkraft als weißer Zucker. Zu dieser Kategorie gehören beispielsweise Erythrit (E 968), Sorbit (E 420), Isomalt (E 953) und Maltit (E 965).
- Süßstoffe: Süßstoffe sind chemisch gesehen etwas ganz anderes als Zuckeraustauschstoffe, da sie keine nahen Verwandten des Haushaltszuckers sind. Es handelt sich um sehr verschiedene und chemisch teils komplexe Stoffe, die kaum Kalorien enthalten, aber eine wesentlich größere Süßkraft besitzen. Einige Süßstoffe (wie Stevia) kommen natürlicherweise in der Natur vor. Die meisten sind jedoch synthetische Stoffe aus dem Labor. Dazu gehören unter anderem Acesulfam K (E 950), Aspartam (E 951), Cyclamat (E 952), Sucralose (E 955), Aspartam-Acesulfam-Salz (E 962) und Saccharin (E 954).
Zuckeraustauschstoffe gelten laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als unbedenklich. Bei größeren Mengen können sie jedoch Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen verursachen, da sie schwer verdaulich sind.
Das BfR hält auch alle Süßstoffe in den angegebenen Tageshöchstmengen für unbedenklich. Lediglich die Stoffe Aspartam und Aspartam-Acesulfam-Salz sind giftig für Menschen, die an der Stoffwechselstörung Phenylketonurie leiden und daher den Stoff Phenylalanin meiden sollen. Dieser steckt jedoch in Aspartam. Deshalb muss auf Produkten mit Aspartam der Hinweis „enthält eine Phenylalaninquelle“ stehen.
Doch der Verdacht, dass Süßstoffe auch darüber hinaus negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben können, erhärtet sich zunehmend.
So wirken sich Süßstoffe auf die Darmflora aus
Bereits 2014 konnten israelische Forscher:innen nachweisen, dass künstliche Süßstoffe zu Gewichtszunahmen führen und eine Glucose-Intoleranz, eine Vorform von Diabetes, auslösen können. Denn Süßstoffe können die Darmflora so verändern, dass eine Störung des Zuckerstoffwechsels auftritt. Das geschieht, weil Süßstoffe die Verbreitung von Mikroben fördern, die sich ungünstig auf den menschlichen Stoffwechsel auswirken können.
Zwar sind Süßstoffe an sich kalorienärmer als Haushaltszucker, doch sie verändern die Stoffwechselaktivität der Darmflora so, dass aus der verzehrten Nahrung mehr Energie aufgenommen wird. Das heißt: „Light“-Produkte können aufgrund der besseren Energieausbeute trotzdem zu Übergewicht führen.
2021 knüpfte eine Studie an diese Ergebnisse an und untersuchte, wie genau Süßstoffe wie Aspartam, Sucralose und Saccharin die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen. Die Wissenschaftler:innen an der Anglia Ruskin University in Cambridge konnten zeigen, dass Süßstoffe gesunde Darmbakterien dazu bringen können, pathogen, also krankheitsfördernd, zu werden. Bei diesen pathogenen Bakterien handelt es sich um Escherichia coli und Enterococcus faecalis.
Laut der Biomedizinerin und Studienleiterin Havovi Chichger zeichnen sich Escherichia coli und Enterococcus faecalis unter anderem durch eine erhöhte Adhäsion und Invasion in menschliche Darmzellen aus. Das bedeutet, dass sich die pathogenen Bakterien an sogenannte Caco-2-Zellen anheften. Die Zellen befinden sich in der Darmwand. Die Mikroben dringen mit der Zeit in sie ein und töten sie ab. Dadurch können die schädlichen Bakterien in den Darm eindringen. Dies kann wiederum zu Infektionen und im schlimmsten Fall einer Blutvergiftung führen.
Die in zwei Dosen Diät-Limonade enthaltene Süßstoffmenge reicht der Studie zufolge bereits aus, um die Darmflora zu verändern.
Besser als Süßstoffe: Weniger Zucker
Süßstoffe können also ernsthafte gesundheitliche Risiken bergen. Eine gesunde Alternative sind „Light“-Produkte daher nicht. Sie mögen zwar kalorienärmer und weniger kariesverursachend sein, begünstigen jedoch verschiedene Krankheitsbilder.
Ein gesünderer Ansatz ist es, auf „Light“-Produkte zu verzichten und Haushaltszucker in moderaten Mengen zu genießen oder durch Obst und Trockenfrüchte zu ersetzen. Das gelingt mit einer zuckerfreien Ernährung, in die du auch süße, aber zuckerfreie Snacks integrieren kannst.
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