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VCD-Liste umweltfreundliche Autos 2016/2017: And the winner is … keiner.

VCD Auto-Umweltliste 2016/2017
Foto © VCD

Mit seiner Auto-Umweltliste zeigt der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) alljährlich, welche Autos ökologischer sind als andere. Schon letztes Jahr sah der VCD zu wenig Bewegung bei den Herstellern und beklagte das Fehlen politischer Anreize. In diesem Jahr ließ der VCD die Liste gleich ganz ohne Sieger, denn: es fehlen die wirklich umweltfreundlichen Autos.

Bestenlisten wie die VCD-Liste für umweltfreundliche(re) Autos tragen immer einen Zwiespalt in sich: Wir alle wissen, das Autos umweltschädlich sind und dass es „umweltfreundliche Autos“ nicht gibt; doch es gibt innerhalb der Menge aller Autos natürlich solche, die ein bisschen weniger umweltschädigend sind als andere. Eine Liste umweltfreundlicher Auto kann nicht mehr, als zum geringeren Übel zu raten, und auch dieser Rat ist wichtig.

Doch nicht erst seit dem VW-Abgasskandal ist klar: Die Autoindustrie trickst bei Öko-Autos, rechnet sie mit legalen Mitteln schön. Die Politik hat dabei jahrelang zugesehen. Soll man also weiter fragwürdige Aufstellungen wie die VCD-Liste machen, weil das nicht ganz so schlechte ja immer noch besser ist als das ganz und gar schlechte (der beliebte SUV)? Oder damit aufhören?

Der ökologische Verkehrsclub VCD hat sich in diesem Jahr für den Mittelweg entschieden: Die VCD Auto-Umweltliste 2016/2017 wurde publiziert, aber sie enthält diesmal keine „Sieger“. Die „zweifelhafte Datenlage“ – die VCD-Liste basiert anders als ADAC-EcoTests weitgehend auf Herstellerangaben – erlaubt keine realistischen Platzierungen mehr. Das macht die Bewertung umweltbester Pkws schwer, wenn nicht unmöglich.

Empfehlungen für VCD-Liste 2016/2017

Dennoch ist gerade jetzt Orientierung wichtig. Deshalb gibt der VCD Verbrauchern Tipps und Fahrzeugempfehlungen.

  • Abwarten. Der VCD rät dazu, derzeit mit dem Kauf zu warten, also kein Auto zu kaufen. „Die Schere zwischen den Herstellerangaben und der Realität ist bei Verbrauch und CO2-Ausstoß immer größer geworden“, beklagt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. Die Bundesregierung dürfe da nicht länger zuschauen, müsse klare Vorgaben machen und intensiv kontrollieren. Erst wenn die Hersteller dazu gebracht worden sind, saubere Autos zu bauen und zu verkaufen und bei den Angaben nicht mehr zu tricksen, erst dann kann man Autos wieder unter ökologischen Gesichtspunkten vergleichen und verkaufen.
  • Frühere Modelle nehmen. Wer in der jetzigen Situation nicht auf den Kauf eines Autos verzichten kann, dem rät der VCD, auf Gebrauchtwagen und Fahrzeugtypen zurückzugreifen, die seit Jahren im Ökoranking des VCD gut abschneiden und darüber hinaus ihre Umwelteigenschaften auf der Straße bewiesen haben.
  • Im Stadtverkehr kleine, energieeffiziente Benziner und Erdgasfahrzeuge. Der VCD nennt hier beispielsweise die technischen Drillinge Citroen C1, Peugeot 108 und Toyota Aygo sowie die Erdgas-Drillinge aus dem VW-Konzern und für die Nummer größer der Golf Variant mit Erdgasantrieb.
  • E-Autos sind gut. Vielleicht nicht für jeden, aber vor allem in Fahrzeugflotten und bei Privatpersonen für Pendler, die tägliche Wege ab 50 Kilometer zurücklegen. In beiden Fällen lohnt sich das E-Auto ökologisch. Finanziell macht das E-Auto für Pendler Sinn, wenn der Strom am Arbeitsplatz künftig kostenlos getankt werden kann.
  • Diesel ohne Zukunft. Für den VCD hat der Diesel in der Stadt keine Zukunft. Nur bei Vielfahrern, die ständig auf der Autobahn fahren, sei der Diesel noch tragbar. Aber auch nur dann, wenn die Daten zu Abgas und Verbrauch auf der Straße gemessen werden, transparent vorliegen und den Grenzwert einhalten – und das ist nach dem Diesel-Abgas-Skandal derzeit stark in Zweifel zu ziehen. „Alternativ können für die Autobahnfahrten auch Erdgasfahrzeuge genutzt werden“, so der VCD.
  • Das Hybrid-Auto für Stadt- und Überlandfahrten. Hybrid-Autos verbrauchen weniger Benzin und sind sauberer. Den Toyota Prius beispielsweise gibt es inzwischen in der vierten Generation – auch auf der Straße mit sehr guten Verbrauchs- und CO2-Werten. Einen vergleichbaren deutschen Pkw gibt es leider nicht.
VCD-Liste 2016/2017: Ein gewisser Unmut ist nicht zu übersehen
VCD-Liste 2016/2017: Ein gewisser Unmut ist nicht zu übersehen (Foto © VCD)

„Aufgrund der massiven Vertrauenskrise gegenüber der Autoindustrie drängt sich noch einmal generell die Frage auf: Muss es unbedingt ein Auto sein und wie steht es um die Optionen e-Bike, Lastenrad, CarSharing, ÖPNV?“, so Wasilis von Rauch, Mitglied VCD-Bundesvorstand. „Die Mobilität der Zukunft basiert auf Verkehrsmittelkombinationen und wenn Auto, dann von mehreren Personen genutzt. Die Bundesregierung darf nicht nur auf Klimaverhandlungen und in Sonntagsreden den Klimaschutz preisen. Sie muss konsequent handeln, auch im Verkehrssektor.“ Für den Automobilbereich bedeute das, mehr Engagement für einen ambitionierten CO2-Grenzwert und realistische Messverfahren zu zeigen. Die deutschen Autohersteller sollten die Grenzwertgesetzgebung endlich als Innovationsanreiz begreifen, die ihre Stellung auf dem Weltmarkt fördert.

Zur VCD-Auto-Umweltliste 2016/2017.
Elektroautos werden laut VCD für den Klimaschutz gebraucht – doch weil sie so teuer sind, werden sie trotz Förderung kaum gekauft. Der VCD beklagt, dass es bei den batterieelektrischen E-Autos kaum eine Weiterentwicklung gäbe, nur ein einziges neues E-Auto seit auf den Markt gekommen. Zugleich wird der einst meistverkaufte E-Smart seit einem Jahr gar nicht mehr zum Kauf angeboten.

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