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Welcher Geist lebt in der grünen Flasche?

becks prüefstand
CC0 / Pixabay / gerlex

Beck’s Bier erfreut sich großer Popularität, sei es das Bier aus der klassischen grünen Flasche oder eines der neuen Mixgetränke. Nur ein Biobier aus der grünen Flasche lässt noch auf sich warten. Utopia hat daher den Bierbrauer auf den Prüfstand gestellt.

Von Volker Eidems

Angefangen beim Hopfenanbau, für den bei konventioneller Bewirtschaftung große Mengen Pestizide eingesetzt werden, bis hin zu Verpackung und Transport gibt es eine Menge Stellschrauben für nachhaltigen Biergenuss. „Die Gruppe Anheuser-Busch InBev steht weltweit an der Spitze der Brauereikonzerne, in Deutschland zählen neben Beck’s auch Hasseröder und Franziskaner zu den Hauptmarken“, sagt Bartelt. Beck’s gehört also zu einem Weltmarktführer, der durch sein forsches Aufkaufen kleiner Brauereien bekannt wurde. Im Januar kündigte Beck’s den Abbau von 262 Stellen an, begründet wurde dies mit einem rückläufigen Biermarkt in Deutschland bei gleichzeitig sinkenden Exportmengen.

Unternehmensleitbild: Ergebnisse der Marktforschung

Wie also stellt sich Beck’s seiner Verantwortung, warum etwa gibt es eine Menge Biermischgetränke der Marke, aber kein Produkt aus biologisch angebauten Rohstoffen? „Ein Biobier würde den Marktforschungsergebnissen zu Folge in Deutschland keinen nennenswerten Absatz bringen, im Gegenteil. Die Frage nach einem „Bio-Bier“ bei einem Pilsbier stellt sich ehrlich gesagt auch nicht bei einem Produkt, dass nach dem Reinheitsgebot gebraut wird und dies beispielsweise auch vor kurzem vom Titel „Ökotest“ durch eine durchgehende 1er Benotung der verschiedenen Marken (allen voran auch Beck’s) belegt worden ist“, verteidigt Oliver Bartelt das Unternehmenskonzept. Leider sagt die Schadstofffreiheit des Endprodukts jedoch nichts über die Situation auf dem Feld aus, für einen Kasten Bier werden immerhin rund sieben Quadratmeter Ackerfläche bearbeitet. Ob oder inwieweit die ländlichen Erzeuger von Beck’s zu einer kontrollierten Wirtschaftsweise angehalten werden, darüber möchte Bartelt keine Angaben machen: „Bezugsquellen beziehungsweise Lieferanten nennen wir aus Wettbewerbsgründen nicht“, er fügt jedoch hinzu: „Als Markenartikler legen wir entsprechend hohen Wert auf einwandfreie Produktqualität.“

Bestnoten im Recycling

Bei der eigenen Produktion unterliegt Beck’s dem Umweltprogramm der Konzernmutter: „Anheuser-Busch InBev verfolgt bis Ende 2012 branchenweit anspruchsvolle Ziele. Im Laufe der kommenden drei Jahre sollen neue Maßstäbe im Bereich Umweltschutz als Teil des „Better World“-Programms umgesetzt werden. Unter anderem soll der Wasserverbrauch im Brauwesen um fast 20 Prozent auf dann 3,5 Hektoliter Wasser pro Hektoliter produzierten Bieres gesenkt werden. Mit dem Erreichen dieser Zielmarke wäre AB-Inbev weltweit die effizienteste Brauerei im nachhaltigen Einsatz von Wasser“, zählt Bartelt auf, außerdem solle der Energieverbrauch je Hektoliter um zehn Prozent gesenkt und das Recycling weiter verstärkt werden: „Das Unternehmen plant, die Recyclingquote im Produktionsablauf weltweit bis Ende 2012 von heute 98 auf dann 99 Prozent zu steigern. […] Die Wiederrückführung der Aluhalsschleifen ist übrigens auch Bestandteil dieser Quote.“ Das Abknibbeln sollte für Beck’s-Trinker also tabu sein, denn damit würde das Aluminium dem Wertstoffkreislauf entzogen – und auf das Markenzeichen verzichten möchte das Unternehmen Beck’s trotz des Aufwands für das Recycling nicht.

Grün wäre besser als weiß, braun wäre am besten

In Bezug auf die Verpackung gibt es jedoch noch einen Haken: die weißen Flaschen der neuen Biermischgetränke, sowie Beck’s Gold. Während beim Recycling von Grün- und Braunglas bis zu zehn Prozent andersfarbige Scherben die Produktion nicht stören, dürfen Weißglasscherben überhaupt nicht mit anderen Farben vermengt sein, oder sie müssten aufwendig in Sortieranlagen getrennt werden. Oliver Bartelt verweist hierzu auf die Mehrwegflasche, bei der ein Einschmelzen erst nach vielen Durchläufen nötig ist: „Was die Weißglasflasche betrifft, verfügen wir über eine Individualflasche (mit Beck’s-Wappen am Hals), sprich die Flasche wird ausschließlich bei uns in der Brauerei eingesetzt.“ Ein höherer Aufwand ist außerdem für den Lichtschutz nötig: Da Bier als natürliches Getränk Zerfallsprozessen unterliegt, ist eine Weißglasverpackung eigentlich ungeeignet, da sie zu hohe Dosen UV-Strahlung hindurchlässt – was den Geschmack beeinträchtigt. Die Flaschen werden deshalb mit einem neuartigen Schutz versehen, der die durchgehende Strahlung verringert: „Der UV-Schutz wird durch ein inertes, lebensmitteltaugliches Additiv in der Glasschmelze sicher gestellt“, erklärt Bartelt die Funktionsweise. Probleme beim Recycling entstehen durch die neue Technik nicht, im Gegenteil: „Konsequent betrachtet ist der Effekt, den der UV-Schutz bei der Neuproduktion von Glas auslösen kann, dass auch andere Glasbehälter, die aus den recycelten Scherben produziert werden, einen – wenn hier auch unbeabsichtigten – UV-Schutz haben. Dies ist aber in punkto Lebensmittelsicherheit eher ein positiver Effekt und hat für den Verbraucher überhaupt keine Auswirkungen“, sagt Dorothée Richardt vom Bundesverband Glasindustrie e.V.

Vielleicht einen Trend mit Bio setzen?

Beck’s setzt auf die Gestaltung und Wahrnehmung der Marke, als Szenebier in Kneipen oder Bars zahlen die Konsumenten nicht selten etwas mehr für das Beck’s als für andere Biere – diesen Vorteil könnte man nutzen. Denn unter dem Strich wartet auch auf Beck’s noch eine Menge Arbeit, trotz bereits sichtbarer Bemühungen: Ein verringerter Wasser- und Energieverbrauch sind wichtige Schritte, die hohe Recyclingquote ist lobenswert, entscheidendes Argument im Wirtschaften scheinen jedoch die öffentliche Wahrnehmung der Marke, das Marketing und die Marktsituation zu sein. So wird einer der ersten Posten in der Umweltbelastung, die Produktion der Rohstoffe, mit Verweis auf den fehlenden Absatzmarkt von der Prioritätenliste gelöscht: „Wenn es einen Markt für Biere mit sichtbarem Biosiegel geben würde, würden wir ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bedienen“, bestätigt Bartelt, „das sind aber im Normalfall – wenn überhaupt, maximal lokale Märkte die dann auch von lokalen Kleinbrauereien bedient werden.“ Demnach würden sich also Beck’s-Trinker von ihrer Lieblingsmarke naserümpfend abwenden, wenn diese ein Bio-Siegel tragen würde – oder wären zumindest nicht bereit einen höheren Preis zu zahlen, was nicht gerade für ihre Markentreue spricht. Vielleicht wäre es für Beck’s auch eine Möglichkeit auf ein „abschreckendes“ Siegel zu verzichten und auf die dann stimmige Aussage der Verpackung zu vertrauen: Das Grün der Flasche.

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