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8 absurde Wasser, die die Welt nicht braucht

Fiji Wasser
Foto © Utopia

Wie lässt sich etwas teuer verkaufen, das die Leute auch fast umsonst haben können? Bei Wasser ist das ganz einfach: Man füllt es in hübsche Flaschen ab und dichtet ihm einen besonderen Nutzen an. Das Ergebnis sind häufig absurde Produkte, die kein Mensch braucht. Ein Artikel zum Lachen, Weinen, Nachdenken und Bessermachen.

Utopia stellt dir acht Wasser vor, die am gesunden Menschenverstand zweifeln lassen – und gibt Tipps, wie du es besser machen kannst.

1. Liquid Death: Der flüssige Tod aus der Dose

Wie will man Menschen etwas teuer verkaufen, das bei ihnen zuhause fast gratis aus dem Hahn kommt? Das US-Unternehmen Liquid Death setzt auf skurriles Marketing. Es importiert Wasser aus Österreich und verkauft es in Aluminimusdosen – auf denen Totenschädel abgedruckt sind. Der Slogan des Unternehmens: „Murder your thirst“ also „Töte deinen Durst“. Acht Dosen kosten auf Amazon fast 13 Dollar.

Der Dosentod scheint in den USA gut anzukommen. Investor:innen spekulieren laut Stern, dass es sich bei Liquid Death um das „am schnellsten wachsende alkoholfreie Getränk aller Zeiten“ handeln könnte. Ökologisch ist es natürlich eine Katastrophe, Wasser von Europa nach Amerika zu exportieren und dann noch in Aluminiumdosen abzufüllen. Die Gewinnung von Aluminium ist sehr umweltschädlich und energieintensiv. Das Unternehmen hinter Liquid Death dagegen argumentiert, dass Aluminium besonders langlebig ist. Und besser als Plastik, weil sich dieses gar nicht recyceln lasse – beziehungsweise das Recycling unbezahlbar teuer sei. Aussagen, die ein Experte der Deutschen Umwelthilfe dem Stern gegenüber widerlegt und als „völlig konfusen Unsinn“ bezeichnet.

2. Basisches Wasser soll Säure-Basen-Haushalt ausgleichen

Hersteller „The Base Club“ bewirbt auf seiner Webseite den Alkaline Lifestyle. Soll heißen: Er warnt davor, dass Menschen in westlichen Ländern zu viel Säure im Körper haben. Sein basisches Wasser soll dem entgegenwirken.

The Base Club ist nur einer von vielen Herstellern, die Basenwasser verkaufen. Und tatsächlich ist etwas dran an dem Konzept: Es gibt zum Beispiel Lebensmittel, die erwiesenermaßen sauer oder basisch wirken. Das körpereigene Puffersystem verhindert allerdings meist, dass es zu einer Übersäuerung kommt. Ausnahmen lassen sich oft auf Vorerkrankungen des Autoimmunsystems zurückführen. Basisches Wasser hat dagegen keinen erwiesenen Nutzen für die Gesundheit. Besser man spart sich also das Geld – und achtet stattdessen generell auf eine ausgewogene Ernährung.

3. Voss: Das Wasser der Stars

Die Wassermarke Voss hatte einige höchst prominente Kund:innen – darunter Madonna, Beyoncé und Will Smith. Die Marke warb ursprünglich damit, dass ihre Quelle aus einem norwegischen Gletscher entspringe. Außerdem hatte ein ehemaliger Chef-Designer von Calvin Klein die Flasche entworfen – so wird aus Wasser Luxus und Lifestyle.

Ein norwegischer TV-Sender allerdings machte im Jahr 2010 eine EntdeckungBei Voss handle es sich gar nicht um reinstes Gletscherwasser, sondern um gewöhnliches Grundwasser aus einer Seeregion in Iveland – also um genau dasselbe Wasser, das dort aus der Leitung kommt. Inzwischen hat die Marke ihr Marketing geändert und hebt hervor, dass stilles Voss-Wasser besonders pur sei und wenige Mineralien beinhalte. Die Flaschen bestehen teils aus recyceltem Plastik – es gibt auch Sorten namens Voss+, denen bestimmte Stoffe zugesetzt werden, zum Beispiel Aquamin (siehe Bild, enthält Kalzium und Magnesium).

Natürlich ist es nach wie vor Quatsch, norwegisches Leitungswasser den absurd weiten Weg in die USA zu transportieren und dort für viel Geld zu verkaufen. Zwölf 0,5-Liter-Flaschen stilles Voss-Wasser kosten online stolze 27 Dollar. Vereinzelt gibt es das Promi-Wasser auch in Deutschland im Einzelhandel zu kaufen.

4. San Pellegrino: Dolce Vita vermarktet vom globalen Lebensmittelkonzern

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San Pellegrino gehört Nestlé (Foto © utopia)

„E un acqua minerale per favore”, eine Flasche Wasser (con oder senza gas) gehört beim Italiener mit auf den Tisch. Und wer den gastronomischen Gepflogenheiten nicht zuwider handeln will, lässt sich ein San Pellegrino auftischen. Vor dem Verlassen des Restaurants wird stilvoll um “il conto” gebeten, mit aller Selbstverständlichkeit wird der oft horrende Preis fürs ur-italienische Wasser gezahlt.

So ein Schlückchen Dolce Vita hat eben seinen Preis. Ob die Leute diesen auch in Kauf nehmen würden, wenn sie wüssten, wer hinter San Pellegrino steckt? Schon seit 1998 gehört die Sanpellegrino S.p.A niemand anderem als dem umstrittenen Lebensmittelkonzern Nestlé. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, in armen Ländern das Grundwasser abzupumpen und es den Menschen vor Ort anschließend wieder teuer zu verkaufen.

5. Fiji: Das Ende der Welt in der Flasche

Fiji Water feiert sich selbst als Flaschenwasser aus dem Paradies. Es stammt laut Hersteller aus einer Grundwasserquelle unter der Insel Viti Levu. Weil es fernab der menschlichen Zivilisation in unberührter Natur vor sich hin quellt, soll es besonders gesund sein und auch besonders gut schmecken.

Lassen wir das mal ohne Hinterfragen so stehen. Und sehen wir auch davon ab, dass Umweltschützer:innen dem zu einem US-Unternehmen gehörenden Fiji-Water vorwerfen, die Unberührtheit der Natur massiv zu beeinträchtigen und die Wasserreserven der Insel auszubeuten. Konzentrieren wir uns nur auf eine Tatsache: Die Fidschi-Inseln sind etwa 16.000 Kilometer von Deutschland entfernt. Trotzdem wird Wasser (Wasser!) von dort inzwischen als gängiges Produkt in unseren Supermärkten angeboten.

Wer möchte, kann sich heute also für 2,49 Euro über einen halben Liter Wasser vom Ende der Welt freuen – sollte dann aber auch nicht traurig sein, wenn letzteres durch den Irrsinn unserer Konsumgesellschaft bald naht.

6. Babywasser: Literpackung oder To Go

Welchen Eltern wäre die Gesundheit ihres Babys nicht alles Geld der Welt wert? Das wissen auch die Konzerne und erfinden allerlei Produkte, die für Babys Wohlbefinden angeblich förderlich sind. Auf dem Markt tummeln sich seit einigen Jahren sogenannte „Babywasser“. Diese sollen gut für Babys sein, weil sie wenig Natrium und keine Kohlensäure enthalten und vor allem sollen sie keimfrei sein, weil sie bereits abgekocht sind.

Das alles ist nicht falsch, auch Stiftung Warentest z. B. konnte im letzten Test von Babywassern tatsächlich keine Bakterien oder Schadstoffe feststellen. Das Verbrauchermagazin gibt aber auch zu bedenken, dass im Normalfall weder Mineralwasser noch spezielles Babywasser für die Zubereitung von Babynahrung notwendig ist. Prinzipiell könne man auch Leitungswasser verwenden. Wer Babys sicher vor Keimen schützen will, sollte Wasser für Babys in den ersten Monaten abkochen.

Babywasser gibt es zum Beispiel in Drogeriemärkten zu kaufen. Ein Liter kostet um die 50 Cent, der Preis kann je nach Marke variieren. Lies hier mehr zur Unbedenklichkeit von Leitungswasser und seltenen Ausnahmen wie alten Rohrleitungen.

7. Active O2: Luftige Versprechen

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Active 02 (Foto © utopia)

Schon seit Ende der 1990er steht Active O2 in Deutschlands Supermarktregalen. Erfolg hat Hersteller Adelholzener mit folgendem Rezept: Man nehme etwas Wasser, füge Süßstoffe und Aromen hinzu – und extra Sauerstoff. Durch ihn soll das Getränk besonders schmecken. Allgemein wird Active O2 als Getränk für Sportler:innen inszeniert. Diese könnten jedoch genau so gut zu Leitungswasser greifen. Das erfrischt genau so und ist bedeutend günstiger. Ein Liter Active O2 kostet circa 1,60 Euro.

8. Mineralwasser für Kids

Hersteller Vöslauer bietet seit Jahren auch Mineralwasser für Kinder an. Dieses steckt in bunten Flaschen mit Tierbildchen. Dazu gibt es Sammelsticker und aktuell auch ein digitales Augmented-Reality-Spiel fürs Smartphone.

Wieso man Mineralwasser speziell an Kinder vermarkten muss, wird auf der Unternehmenswebseite nicht erklärt. Vor einigen Jahren schrieb der Hersteller dazu: „Kinder trinken häufig zu wenig und oft auch das Falsche. Damit die Kleinen mehr Spaß am Trinken haben, hat Vöslauer Mineralwasser sein Bitzelwasser jetzt kindgerecht verpackt in Vöslauer Junior. Mit der handlichen und bunten Flasche lernen Kinder spielend richtig Trinken“. Da sagen wir vielen Dank für die Fürsorge und freuen uns auf viele quengelnde Kinder, denen jetzt auch das grundlegendste aller Lebensmittel mit falschen Reizen eingetrichtert werden soll.

Hier geht’s zu den besten Trinkflaschen für Kinder

Sind alle Flaschenwasser überflüssig?

Über importiertes Edelwasser aus Fidschi, Wasser mit zugesetztem Sauerstoff oder fertig abgekochtes Babywasser schüttelt man schnell den Kopf – aber wie sieht es mit den ganz normalen Wässern aus, die jeden Tag viele Leuten nach Hause schleppen? Ob Markenware aus dem Supermarkt oder Billigprodukt vom Discounter – muss man in Deutschland wirklich Flaschenwasser kaufen? Schließlich ist Leitungswasser das hierzulande am besten kontrollierte Lebensmittel und grundsätzlich bedenkenlos trinkbar (mehr dazu und über Ausnahmen wie alte Rohrleitungen).

Wasser in Flaschen: Verbraucher haben eine große Auswahl
Wasser in Flaschen: Verbraucher haben eine große Auswahl

Leitungswasser ist nicht nur bequemer, es spart Material (vor allem umweltschädliches Plastik), Transportwege und jede Menge Geld: Im günstigsten Fall bekommt man beim Discounter für 1,30 Euro ca. neun Liter Wasser. Die selbe Menge Leitungswasser kostet nur circa 18 Cent.

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