Joghurtdeckel, Alufolie, Getränkedosen, Einweggrills, Kosmetik- und Lebensmitteltuben – Aluminium ist überall. Doch wie umweltverträglich ist der Rohstoff eigentlich? Und welchen Einfluss hat der häufige Kontakt mit Aluminium auf unsere Gesundheit?
Aluminium ist extrem leicht, biegsam, hitzebeständig und leitfähig – und stellt daher eines der beliebtesten Metalle dar. Seit es vor circa 130 Jahren erstmals gefördert wurde, steigt sein Verbrauch global gesehen an. Europa steht beim Verbrauch von Aluminium weltweit an zweiter Stelle nach Asien – mit einem Bedarf von rund 12 Millionen Tonnen im Jahr 2018.
In den vergangenen Jahren ist das Metall jedoch immer mehr in Verruf geraten: Zum einen wird von verschiedener Seite vermutet, dass Aluminium sich schädlich auf unsere Gesundheit auswirken kann – siehe die Debatte um Aluminium in Deos. Zum anderen wird immer bekannter, dass die Aluminiumgewinnung die Umwelt belastet.
Wie giftig ist Aluminium wirklich? Wir zeigen, welche Auswirkungen der Einsatz und die Gewinnung auf Umwelt und Gesundheit haben – und wieso wir Alu wo es geht besser meiden sollten.
Gewinnung von Aluminium ist ein dreckiges Geschäft
Aluminium befindet sich von Natur aus nicht frei in unseren Erdschichten, sondern ist immer ein Teil einer Verbindung mit anderen Stoffen. Für den Aluminiumabbau relevant ist dabei das Erz Bauxit. Es besteht je nach Lagerstätte zu rund 50 Prozent aus Aluminiumoxid und wird hauptsächlich im Tagebau aus dem Boden gefördert. Danach wird es zusammen mit Natronlauge erhitzt, wobei Aluminiumoxid (Tonerde) frei wird – und sogenannter Rotschlamm als Abfallprodukt entsteht. Das Aluminiumoxid wird eingeschmolzen und in einem sogenannten Elekrolyseverfahren schließlich zu reinem Aluminium umgewandelt.
Dabei hat jeder einzelne Schritt des Herstellungsprozesses auf eine andere Art und Weise zerstörerische Auswirkungen auf die Umwelt:
- Das meiste Bauxit wird zur Zeit in Australien, China und Guinea gefördert, aber auch Brasilien, Indien, Indonesien und Jamaika bauen viel Bauxit ab. In vielen dieser Ländern muss teils Ur- und Regenwald abgeholzt werden, um an das Bauxit zu kommen. Dazu kommen vielerorts Landkonflikte mit der lokalen Bevölkerung.
- Das Abfallprodukt Rotschlamm besteht aus vielen giftigen Chemikalien, enthält zum Beispiel Blei und weitere Schwermetalle und kann nicht weiterverarbeitet werden. Bei der Herstellung von einer Tonne Aluminium entstehen bis zu drei Tonnen Rotschlamm. Diese werden je nach Regelung des jeweiligen Landes entweder deponiert oder in große Seen und Flüsse geleitet. Letztere Variante zerstört dabei ganze Ökosysteme, ist meist tödlich für Pflanzen und Tiere und schädigt auch die Gesundheit der Menschen vor Ort. Auch Deponien sind nicht ohne Risiko: Beispielsweise brach im Oktober 2010 in Ungarn der Damm einer Rotschlammdeponie, wodurch mehrere Dörfer mit dem giftigen Gemisch überflutet wurden und mehrere Menschen starben.
- Das Elekrolyseverfahren zur Umwandlung von Aluminiumhydroxid in Aluminium ist extrem energieaufwendig. Für die Herstellung einer Tonne Primäraluminium sind durchschnittlich rund 15,700 kWh elektrische Energie nötig, schreibt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Zum Vergleich: Das ist soviel wie ein durchschnittlicher Zwei-Personenhaushalt in Deutschland in etwa viereinhalb Jahren verbraucht (Quelle: BDEW). Um ausreichend Energie produzieren zu können werden an den Produktionsorten oft große Wasser- oder Kohlekraftwerke errichtet, für die wiederum Regenwald abgeholzt wird.
- Der enorme Energiebedarf wirkt sich auch auf das Klima aus: Die Aluminiumherstellung soll laut BGR rund 1 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursachen.
Fazit: Die Aluminiumgewinnung hat massive Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima. Der Rohstoff ist damit viel zu wertvoll, um als Wegwerfprodukt verschwendet zu werden. Die Nutzungsdauer steht oft in keinem Verhältnis zum Ressourcenverbrauch, der für die Herstellung notwendig ist.
Nur zwei Drittel aller Aluminiumreste werden recycelt
Im Vergleich zur Neugewinnung ist das Aluminiumrecycling deutlich weniger umweltschädlich. Aluminium lässt sich vollständig recyceln; dafür sind nur fünf Prozent des Energieaufwands aus der Neuproduktion notwendig.
Damit das gebrauchte Aluminium recycelt werden kann, muss es bei den entsprechenden Sammelstellen landen – für Verbraucher:innen bedeutet das: im gelben Sack oder der gelben Tonne.
Während die Alu-Recyclingquote in Deutschland bei rund 90 Prozent liegt, ist sie global betrachtet viel zu niedrig und soll derzeit bei um die 75 Prozent liegen. In Europa macht recyceltes Aluminium derzeit rund 36 Prozent des gesamten verarbeiteten Aluminiums aus, dieser Anteil soll nach dem Willen der Aluminimindustrie auf rund 50 Prozent im Jahr 2050 gesteigert werden.
Allerdings ist die Sache mit dem Recycling nicht ganz so einfach, wie die Industrie es gerne darstellt.
Recycling ist besonders bei Lebensmittelverpackungen schwierig
Aluminium wird nicht nur als Verpackungsmaterial verwendet, sondern findet Einsatz in den verschiedensten Branchen:
- im Verkehr (z.B. Auto- oder Flugzeugbau)
- im Bausektor (z.B. Fensterrahmen)
- in langlebigen Konsumgütern (z.B. Küchengeräten)
- in der Stromproduktion (z.B. Hochspannungsleitungen)
- im Maschinenbau
Ein Problem für das Recycling besteht aber vor allem dann, wenn das Aluminium im Lebensmittel- und Verpackungsbereich eingesetzt wird. Für Verbundverpackungen (also zum Beispiel Kaffeeverpackungen, Getränkekartons usw.), bei denen Aluminium ein Mitbestandteil der Verpackung ist, wurde bislang noch keine befriedigende Recyclingmethode gefunden – das Aluminium kann nicht effizient von den anderen Stoffen getrennt werden. Die Verpackungen werden daher in der Regel verbrannt, das Aluminium somit nicht wiederverwertet.
Ein Problem sind außerdem bedruckte Aluminiumprodukte, wie zum Beispiel Aludosen oder Joghurtdeckel. Wird das Aluminium hier zur Wiederverwertung eingeschmolzen, können durch die Aufdrucke langlebige organische Giftstoffe freigesetzt werden.
Dazu kommt: Aluminium verliert beim Recycling an Qualität und die Einsatzbereiche von Recycling-Alu sind damit begrenzt. Die Rechnung „aus Alufolie wird Alufolie“ geht so nicht auf.
Alternativen zu Aluminiumprodukten
So sehr Produkte aus Aluminium auch Teil unseres Alltags sind – für fast alle gibt es gute Alternativen. Hier nennen wir einige Beispiele:
Ist Aluminium giftig für den Körper?
Neben der Umweltbelastung spielt der Einsatz von Aluminium auch für unsere Gesundheit eine Rolle. Eine langfristige hohe Aufnahme von Aluminium kann das Nervensystem, Knochen, Nieren und Leber schädigen. Zudem wird vermutet, dass es die Fruchtbarkeit senken und sich negativ auf Ungeborene auswirken kann. (Quelle: BfR)
Ein möglicher Zusammenhang wurde in der Vergangenheit auch zwischen Aluminium und Brustkrebs sowie zwischen Aluminium und Alzheimer von einigen Studien vermutet. Auch wenn es hier noch weiteren Forschungsbedarf gibt, gelten diese vermuteten Zusammenhänge derzeit als eher unwahrscheinlich.
Gefährlich kann es vor allem dann werden, wenn der Körper über lange Zeit regelmäßig mit Aluminium belastet wird, so dass sich das Leichtmetall im Körper anreichert. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA (European Food Safety Authority) hat deshalb einen Grenzwert dafür aufgestellt, wie viel Aluminium der Körper vermutlich ohne schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit aufnehmen kann – nämlich wöchentlich rund 1 Milligramm pro Kilo Körpergewicht.
Aluminium gelangt über Lebensmittel und Kosmetika in unseren Körper
Der Großteil an Aluminium wird über Nahrungsmittel in unseren Körper aufgenommen. Viele Lebensmittel enthalten von Natur aus Aluminium, der Körper kann jedoch den Großteil davon wieder ausscheiden. Problematisch können erst relativ große Mengen werden, etwa wenn aus verschiedenen Quellen viel Aluminium aufgenommen wird.
Beim Essen kann das zum Beispiel passieren, wenn bestimmte Lebensmittel – nämlich saure, basische und salzige – zusätzlich mit Aluminium in Kontakt kommen, zum Beispiel durch Einwickeln in Alufolie oder Zubereitung in Alu-Kochgeschirr. Diese Lebensmittel greifen das Metall an, wodurch sich Aluminiumionen daraus lösen und in das Essen übergehen können. Dadurch könnten die von der EFSA empfohlenen Grenzwerte überschritten werden.
Keinen Kontakt zu Aluminium sollten Lebensmittel haben, die:
- Frucht- oder Essigsäure enthalten: z.B. Tomaten(sauce), Ananas, Äpfel, Fruchtkompott, Rhabarber, Gewürzgurken, essighaltige Marinaden, …
- basisch sind: z.B. Laugengebäck (Brezeln, Stangen, etc.), wenn sie auf Aluminiumblechen hergestellt werden
- viel Salz enthalten: z.B. Schinken, Lachs, Marinaden, …
Alu in Verpackungen, wie zum Beispiel in Senftuben oder Getränkekartons, ist in der Regel gesundheitlich unbedenklich – das Aluminium wird extra beschichtet, so dass kein direkter Kontakt zu den Lebensmitteln entsteht.
Auch über die Haut kann Aluminium in den Körper gelangen. Bei Kosmetika sind daher bereits weitaus geringere Mengen an Aluminium gesundheitsschädlich. Das betrifft vor allem Antitranspirantien (Deos), Sonnencreme und Lippenstift. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden Aluminiumsalze aus Deodorants zwar über die Haut aufgenommen – jedoch in weit geringerer Menge als noch vor einigen Jahren vermutet, so dass das Institut heute nicht mehr vor der Benutzung warnt.
Fazit zum Thema Alu und Gesundheit: Auch wenn Aluminium nicht unmittelbar giftig für unseren Körper ist, kann eine langfristige hohe Aufnahme durchaus bedenklich sein. Wo möglich, sollte man Aluminium also sowohl bei Verpackungen als auch als Inhaltsstoff besser vermeiden.
Fazit: Aluminium wenn möglich meiden
Aluminium kann also unter Umständen gesundheitliche Risiken bergen. Noch schwerer wiegen aus unserer Sicht aber die enormen Umweltauswirkungen – vom zerstörerischen Bauxit-Abbau, über die giftigen Nebenprodukte bis hin zum hohen Energieverbrauch bei der Alu-Herstellung.
In manchen Bereichen, wie etwa im Verkehr oder Bau, mag der Einsatz von Aluminium durchaus Sinn machen, weil das Material so leicht und flexibel ist. Doch als Wegwerfprodukt (beispielsweise als Verpackungen oder Alufolie) rechtfertigt der Nutzen kaum den Aufwand und die Schäden.
Am besten ist es darum, wenn wir Verbraucher:innen Aluminium so weit wie möglich meiden. Ist dies (bei Verpackungen) nicht möglich, dann sollte man diese zumindest möglichst effizient nutzen und richtig entsorgen, damit das Aluminium wiederverwertet werden kann.
Ob mit oder ohne Aluminium gilt: Am umweltfreundlichsten und gesündesten ist es immer, unverpackte Produkte zu kaufen. Natürlich bekommt man die nicht überall, darum unser Tipp: Prüf immer, ob du nicht nicht auf ein Produkt ausweichen können, das eine umweltfreundlichere oder möglichst wenig Verpackung besitzt!
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