Utopia Image

BDIH – Kontrollierte Naturkosmetik

BDIH-Siegel für Naturkosmetik
Siegel © BDIH

Das BDIH-Siegel kennzeichnet kontrollierte Naturkosmetik wie zum Beispiel Shampoo, Deo oder Make-up. Doch was genau bedeutet die Zertifizierung?

Das BDIH-Siegel ist ein Prüfzeichen für kontrollierte Naturkosmetik und basiert auf ökologischen, gesundheitlichen und sozialen Aspekten. Die Kriterien gehen weiter als die gesetzlichen Vorgaben und berücksichtigen die eingesetzten Rohstoffe, den Herstellungsprozess und die Endprodukte.

Auf Initiative von Naturkosmetik-Herstellern wurde das BDIH-Siegel 2001 entwickelt und wird vom Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen (kurz BDIH) vergeben. Seit 2017 ist der BDIH Mitglied von Cosmos, seitdem wird das BDIH-Siegel ausschließlich mit dem Zusatz Cosmos und neu definierten Kriterien vergeben. Um das Siegel international zu etablieren und weltweit Kosmetik zu kontrollieren, hat der BDIH die IONC GmbH gegründet.

  • Vergeben: Weltweit
  • Vergeben von: Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e. V.
  • Kategorie: Kosmetik und Hygiene
  • Produkte: Creme, Seife, Shampoo, Make-Up, Lotionen, Körperöl, Deo, Duschgel, Haarfärbemittel, Haarlack, Parfum
  • Gelabelte Produkte: über 13.000

Beispiele für Produkte mit dem Label:

BDIH-Siegel und Cosmos-Standard: Neue Regelung seit 2017

Zusammen mit den französischen Verbänden Cosmebio und Ecocert, ICEA aus Italien und der britischen Soil Association hat der deutsche BDIH über viele Jahre hinweg den Cosmos-Standard mitentwickelt. Er speist sich deshalb aus den bisherigen Kriterien der fünf Zertifizierungsorganisationen.

Das Ziel: mit einem vereinheitlichten Standard soll es weniger unterschiedliche und damit verwirrende Zertifizierungsgrundlagen geben.

Konkret bedeutet das: Seit Anfang 2017 gilt für alle fünf Gründungsmitglieder, dass sie neue Produkte ausschließlich nach dem Cosmos-Standard zertifizieren dürfen. Dafür gibt es neue Siegel, die aus zwei Komponenten bestehen: Dem bekannten Logo des Zertifizierers (der weiterhin die Prüfung durchführt) und einer Cosmos-Signatur –  „Cosmos Natural“ oder „Cosmos Organic“ je nachdem, ob es sich um Naturkosmetik oder um Biokosmetik handelt.

Im Fall des BDIH sehen die neuen Siegel also so aus:

BDIH Cosmos neue Siegel
Der BDIH zertifiziert seit 2017 verbindlich nach dem Cosmos-Standard – und so sehen die Siegel aus. (© COSMOS / BDIH)

Aber: Produkte, die vor dem Stichtag im Januar 2017 entwickelt wurden, dürfen weiterhin ihr Siegel von BDIH, Ecocert und Co. ohne den Cosmos-Zusatz behalten. Bislang entscheidet jede Naturkosmetik-Marke selbst, ob sie bei altbewährten Produkten das alte oder das neue Siegel möchte – einen Zwang zur Umstellung gibt es nicht. Wer allerdings die Rezeptur verändert, muss dann verbindlich nach dem Cosmos-Standard zertifizieren.

Dennoch: Das bisherige BDIH-Siegel wird noch eine ganze Weile präsent sein. Daher ist es sinnvoll, weiterhin die alten Richtlinien dieses verbreiteten Labels zu kennen.

Das BDIH-Siegel: die Kriterien

Das Label soll den Begriff kontrollierte Naturkosmetik definieren und Orientierung für Verbraucher:innen schaffen. Darüber hinaus hat es den Anspruch, zu einem fairen Wettbewerb der Hersteller und Vertreiber von Naturkosmetik beizutragen.

Mindestens 60 Prozent aller Kosmetika der Marke, zu der das jeweils gelabelte Produkt gehört, müssen den BDIH-Standard erfüllen. Dazu gehören folgende Vorgaben:

  • für die Produkte dürfen keine künstlich hergestellten Farb- und Duftstoffe, Silikone, Paraffine und andere Erdölprodukte verwendet werden
  • 15 Pflanzliche Rohstoffe müssen stets von zertifiziert ökologisch angebauten Pflanzen stammen:
    • Sheabutter, Ringelblume, Kamille, Soja, Sonnenblume, Pfefferminze, Olive, Hagebutte, Rosmarin, Salbei, Sesam, Jojobaöl, Brennessel, Kokosöl, Palmöl
  • neben den überwiegend pflanzlichen zugelassenen Rohstoffen sind auch Stoffe, die von Tieren produziert werden (z.B. Milch und Honig) gestattet.
  • Rohstoffe aus toten Wirbeltieren (z.B. tierische Fette, Nerzöl, Murmeltierfett, Collagen) sind verboten
  • Tierversuche sind bei der Herstellung, Entwicklung und Prüfung der Endprodukte verboten; Rohstoffe, die nach dem 31.12.1997 im an Tieren getestet wurden, dürfen nicht verwendet werden.
  • Salze, Säuren und Laugen dürfen in den Produkten erhalten sein
  • die Produkte müssen umwelt- und ressourcenschonend hergestellt werden
  • gentechnisch veränderte Organismen dürfen nicht eingesetzt werden
  • die Verpackungsmaterialien müssen aus recycelbaren Materialien bestehen und möglichst sparsam eingesetzt werden.

BDIH: Kontrollen für Naturkosmetik

Da das BDIH-Siegel nicht mehr als solches, sondern ausschließlich mit dem Zusatz Cosmos  vergeben wird, laufen die Kontrollen anders ab als früher. Unternehmen, die ihre Produkte mit dem BDIH-Siegel zertifizieren lassen wollen, müssen jetzt die Cosmos-Standards erfüllen und werden auch anhand dieser Standards kontrolliert.

Die Kontrollen finden in zwei Schritten statt: Zunächst prüfen autorisierte Zertifizierungsstellen die Dokumente der Produkte. Dabei wird zum Beispiel darauf geschaut, ob die Inhaltsstoffe ohne Bio-Anteil laut des Standards zulässig sind. Im zweiten Schritt folgt eine Vor-Ort Inspektion.

Bei der Vergabe des reinen BDIH-Siegels führten die ersten Prüfungen anerkannte Kontrollstellen durch, bei den folgenden Prüfungen reichten Zertifikate nicht anerkannter Zertifizierer. Seit der Gründung von Cosmos müssen alle Prüfstellen aber Mitglieder der Cosmos-Standard AISBL sein und müssen Anforderungen einhalten, die in dem Kontrollhandbuch und in den Zertifizierungsanforderungen der Cosmos-Standard AISBL definiert sind.

BDIH-Naturkosmetik und Tierversuche

BDIH-Naturkosmetik ist nicht automatisch vegan. Zwar ist der Einsatz von Rohstoffen aus toten Wirbeltieren (z.B. tierische Fette und Öle, Collagen und Frischzellen) verboten, sehr wohl aber der Einsatz von Stoffen erlaubt, die von Tieren produziert werden (etwa Milch und Honig).

Doch weder bei der Herstellung noch bei der Entwicklung oder Prüfung der Endprodukte dürfen Tierversuche durchgeführt oder in Auftrag gegeben werden. Das gilt auch für Rohstoffe, die nach 1997 nicht mehr im Tierversuch getestet worden sein dürfen. BDIH-Naturkosmetik darf daher in der Praxis als tierversuchsfrei gelten.

 Vegan-BDIH-Siegel

Da Naturkosmetik nicht gleich bedeutet, dass ein Produkt vegan und tierversuchsfrei ist und es andersherum in manchen veganen Produkten synthetische Rohstoffe gibt und diese somit nicht Naturkosmetikzertifiziert sind, hat die Initiative BDIH das Vegan-BDIH-Siegel entwickelt. In dem Siegel verbindet BDIH die beiden Faktoren. Somit wird das Vegan BDIH-Siegel nur an Produkte vergeben, die die Anforderungen an Natur- und Biokosmetik erfüllen, als auch die Anforderungen an vegane und tierversuchsfreie Kosmetik.

Kritik am BDIH-Siegel

Zum BDIH-Siegel für Naturkosmetik sind kaum kritische Stimmen bekannt. Die Kriterien für die Vergabe werden nicht nur von BDIH festgelegt, sondern auch von unabhängigen Stellen. label-online.de kritisiert, dass zwar die Kriterien für jeden zugänglich sind, aber der Vergabeprozess des Labels für Außenstehende nicht transparent genug ist.

Alternativen zum BDIH-Siegel

Das Siegel „Kontrollierte Naturkosmetik“ des BDIH definiert anerkannte Mindestkriterien für Naturkosmetik. Die damit gekennzeichneten Produkte sind weitaus umweltfreundlicher und verträglicher als konventionelle.

  • Als noch etwas strenger bei Naturkosmetik gilt das Siegel Natrue, das ähnlich weit verbreitet ist.
  • Als ebenfalls etwas strenger gilt das Siegel Ecocert, das aber eher selten ist.
  • Der vergleichbare internationale Standard COSMOS ist ebenfalls weniger häufiger anzutreffen; zugleich ist BDIH aber einer der Verbände, die zu COSMOS gehören (siehe oben).
  • Selten gibt es auch ein Naturland-Siegel für Naturkosmetik.

Die Label HSC Leaping Bunny, der „Hase mit schützender Hand“ des IHTK und das „Vegan“-Siegel garantieren, dass ein Produkt tierversuchsfrei hergestellt wurde. Naturkosmetik ist damit aber noch nicht garantiert.

Verfügbarkeit: sehr verbreitet

BDIH Siegel kontrollierte Naturkosmetik Label
BDIH-Siegel für kontrollierte Naturkosmetik (Siegel © BDIH)

Aktuell gibt es nach Verbandsangaben ca. 300 Lizenznehmer und über 400 Marken aus 38 Ländern, die das Label für Naturkosmetik verwenden dürfen. Über 13.000 Produkte sind damit zertifiziert.

Das BDIH-Siegel ist sehr weit verbreitet und daher ein einfacher erster Schritt auf der Suche nach einem besseren Kosmetik-Produkt. Man findet die Produkte in Drogeriemärkten wie dm, Müller, Rossmann, aber auch in Biomärkten und Reformhäusern sowie in Supermärkten und Kaufhäusern wie Edeka oder Karstadt.

Die Produkte der Drogeriemarkt-Eigenmarken Alverde (dm), Alterra (Rossmann) und Terra Naturi (Müller) sind bei Naturkosmetik häufig Natrue- oder BDIH-zertifiziert, es lohnt sich, nach einem der beiden Labels Ausschau zu halten.

Utopia-Fazit

Das BDIH-Siegel ist empfehlenswert. Wer Silikone, Paraffine, Erdöl, Tierversuche, und Gentechnik bei Kosmetik weiter meiden möchte, trifft hier im ersten Schritt eine gute Wahl. Bewusste Konsument:innen sollten beim Kauf von Naturkosmetik darauf sollten. Auch preiswerte Marken wie Alverde, Alterra oder Terra Naturi sind mit BDIH-Siegel zu finden. Aber es geht auch mit einem anderen Naturkosmetik-Siegel: Die Siegel Natrue und Ecocert sind vergleichbar gut.

Wichtige Beiträge zum Thema auf Utopia.de:

Externe Info-Seiten

Utopia.de-Bestenlisten:

Mehr Labels im Utopia Siegel-Guide.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

War dieser Artikel interessant?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: