Das Grüner Strom-Label ist seit 1998 am Markt und gilt als eines der strengsten Ökostrom-Siegel Deutschlands. Aktuell führen etwa 38 Energieversorger mindestens einen Tarif mit diesem Gütesiegel.
Es war 1998 das erste Ökostromsiegel in Deutschland und wird von sieben renommierten Umwelt- und Verbraucherverbänden getragen.
- Vergeben in: Deutschland, seit 1998
- Verbreitung: mittel bis hoch
- utopia.de-Bewertung: sehr empfehlenswert
Beim Grüner-Strom-Label dürfen Ökostromanbieter keine Beteiligungen an Atomkraftwerken (und ab 2027 auch nicht an Kohlekraftwerken besitzen), wenn sie das Siegel erhalten wollen. Pro verkaufte Kilowattstunde Strom investiert ein Stromanbieter mit Grüner-Strom-Label einen spezifischen Betrag in neue Anlagen wie Wind- oder Solarkraftwerke. Bisher konnten auf diese Weise fast 2.000 Energiewende-Projekte realisiert und co-finanziert werden.
Das Grüner-Strom-Label ist daher auch ein mögliches Zugangskriterium für die Utopia-Bestenliste Ökostromanbieter und den Utopia Stromvergleich-Preisrechner.
Grüner Strom: die Kriterien im Überblick
Die Vorgaben für das Label Grüner Strom-Label sehen vor, dass Stromanbieter mit Verantwortung für Klima und Natur auftreten, die genaue Herkunft des Ökostroms belegen und neue Anlagen nur mit Rücksicht auf Mensch und Natur bauen. Hier die wesentlichen Kriterien:
- Grundprinzip: Strenger, umfassender Ökostandard: 100 % erneuerbare Energien plus verbindliche Investitionen in Neuanlagen und ökologische Verbesserungen. Hoher Verbraucherschutz.
Mehrwert
- Erheblicher Mehrwert über Herkunftsnachweise: Zusätzliche Finanzierung statt bloßer Zertifikatskäufe ist Pflicht.
- Investitionsverpflichtung (Überblick): Gestaffelter Förderbetrag (bis 10.000 kWh: 0,5 ct/kWh, 10.000-100.000 kWh: 0,4 ct/kWh, 100.000-3.000.000 kWh: 0,2 ct/kWh, ab 3.000.000 kWh: 0,1 ct/kWh).
- Neuanlagenförderung: Das Grüner-Strom-Label nennt hier detaillierte Kriterien und legt den Fokus auf Anlagen, die ohne die Förderung nicht realisiert würden oder ökologische Zusatzanforderungen erfüllen. Unternehmen, die nicht selbst und direkt EE-Projekte fördern, können in einen entsprechenden Energiewendefonds einzahlen. Förderfähig sind auch der Weiterbetrieb (etwa mit einem „neuem, anspruchsvollen Betriebskonzept“) und andere Investitionen, die unterm Strich auf die Energiewende einzahlen.
- 100 % erneuerbare Herkunft: Jede Kilowattstunde stammt nachweislich aus Wind-, Solar-, Wasser- oder Biomasseanlagen (Biogas, feste Biomasse, Pflanzenöl), auch aus Tiefengeothermie oder Klärgasanlagen. Es gibt volle Transparenz über Lieferkraftwerke.
- Strenge Kopplung von Herkunftsnachweisen (HKN) an Stromherkunft: Strom und HKN müssen aus derselben Quelle stammen (kein reiner HKN-Zukauf zu Graustrom). Dies ist einzigartig.
Beitrag zur Energiewende
- Hoher Beitrag zur Energiewende: Direkte Investitionen in Neuanlagen und Energiewendeprojekte in D/EU. Strenge Ausschlusskriterien für Versorger.
- Ausschlusskriterien: Tarife von Unternehmen, die direkt an einem Atomkraftwerk beteiligt sind oder sich negativ gegenüber der EE-Erzeugung verhalten (z.B. Lobbyismus). Unternehmen dürfen außerdem am Stichtag 1.1.2027 keine Beteiligung an Kohlekraftwerken mehr besitzen. Dies gilt auch für direkte Mutter- und Tochtergesellschaften mit mehr als 50% Beteiligung (downstream/upstream). (Es gibt seltene Ausnahmen, wenn ein „hohes Maß an Energiewende-Engagement“ nachweisbar ist.)
- Ökologische Mindeststandards…
- … bei Wasserkraft: Z.B. Fischaufstiegshilfen, Mindestwassermengen, keine neuen Querverbauungen ohne strenge Prüfung, Schutz von Flora/Fauna.
- … bei Windkraft: Berücksichtigung von Vogelschutz und Fledermausschutz.
- … bei Solarenergie: Vermeidung der Nutzung hochwertiger landwirtschaftlicher Flächen, statt dessen bevorzugte Förderung von gebäudeintegrierter PV.
- … bei Biomasse: Z.B. umweltverträgliche Biomasseerzeugung in räumlicher Nähe zur energetischen Nutzung.
Sonstiges
- Alleinstellungsmerkmale, Verbraucherschutz, Besonderheiten: Getragen von sieben namhaften Umwelt- und Naturschutzverbänden ist das Grüner Strom-Label das einzige Ökostrom-Siegel, das eine physische Kopplung von Herkunftsnachweis und Stromherkunft vorsieht (siehe unten).
- Träger des Siegels: Grüner Strom-Label e.V. (getragen von Naturschutzbund Deutschland (NABU), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Eurosolar, Deutscher Naturschutzring (DNR), Verbraucher-Initiative, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW), Deutsche Umwelthilfe (DUH).
- Kriterienkatalog: hier
- Förderprojekte: veröffentlicht der Verein auf dieser Map
- Info: www.gruenerstromlabel.de
Hinweis: Die Kriterien sind in Wirklichkeit weitaus komplexer. Wir können hier nur einen groben Überblick geben, um eine grundsätzliche Vergleichbarkeit der Ökostromlabels zu ermöglichen.
Grüner-Strom-Label in Gold – was ist das?
Früher gab es das Grüner-Strom-Label in den Abstufungen „Silber“ und „Gold“. Heute existiert nur noch ein Siegel – und das entspricht dem früheren Gold-Standard. Taucht also irgendwo noch ein „Gold“-Hinweis auf, ist er entweder eine veraltete Angabe oder schlicht übertriebenes Marketing.
Die Besonderheit: Physische Kopplung beim Grüner Strom-Label
Für das Grüner Strom-Label reicht es nicht, Herkunftsnachweise einzukaufen:
- Strommenge und Herkunftsnachweis für diese Strommenge kommen beim Grüner Strom-Label aus derselben Wind-, Solar- oder Wasserkraftanlage – ein Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Ökostrom-Siegeln.
Allerdings erzeugt diese Kopplung nicht automatisch mehr grünen Strom, denn letztlich fließt alles durch dasselbe Netz. Auch kann diese Kopplung nicht verhindern, dass der Ökostrom aus alten Anlagen stammt, die letztlich nicht mehr zur Energiewende beitragen. Ebensowenig kann das Label sicherstellen, dass aus deiner Steckdose nur Grünstrom kommt – Kund:innen erhalten immer den Strom vom nächstgelegenen Kraftwerk.
Doch die physische Kopplung schafft Transparenz: Verbraucher:innen sehen schwarz auf weiß, wo ihr Strom herkommt. Sie können sich bewusst für die gesicherte Stromherkunft als Qualitätsmerkmal entscheiden und daher ihr Geld dorthin lenken, wo garantiert nur Ökostrom gemacht wird. Es ist, anders als bei allen anderen Siegel, beim Grüner Strom-Label nicht möglich, „Graustrom“ (der nicht aus Atom- oder Kohle kommen muß (!), aber eben aus diesen alten, unnachhaltigen Quellen stammen kann) mit Herkunftsnachweisen grünzuwaschen (lies auch: Grünwaschen von Graustrom).
Weitere Besonderheiten: Anbieter müssen sich zu einer nachhaltigen Unternehmenspolitik verpflichten, faire Vertragsbedingungen für Kund:innen haben, über Stromspar-Tipps bzw. Energiespar-Tipps informieren.
Grüner Strom: Kontrollen
Mindestens alle zwei Jahre auditieren der Grüner Strom Label e. V. und das unabhängige Institut GUTcert jeden zertifizierten Tarif. Versorger müssen lückenlos nachweisen, wohin die Fördercent geflossen sind; eine öffentliche Projektliste sorgt für Transparenz. Bleiben Nachweise aus oder Kriterien unerfüllt, drohen Sanktionen bis zum Entzug des Siegels.
Kritik am Grüner Strom-Label (GSL)
„Das ‚Grüner Strom‘-Label sowie das ‚ok-power‘-Label garantieren, dass durch den Ökostrombezug Neuanlagen gefördert werden“, befindet das Umweltbundesamt (UBA) seit Jahren. Auch der Europäische Verbraucherverband BEUC sah 2017 in einem Vergleich diese beiden Siegel als führend, sie werden gemeinhin selten kritisiert. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen gesteht nur diesen beiden Labels ein „Mindestmaß an Nutzen für die Energiewende“ zu (VSNI).
Utopia kritisiert, dass der Siegelvergeber auch „Grünes Gas“ mit einem Label zertifiziert – auch wenn das Produkt noch einen Teil Erdgas enthält. Eigentlich ist nicht mehr einzusehen, warum fossiles Gas noch irgendeinen grünen Aufkleber verdienen würde. Andererseits ist der Gasmarkt eben nicht so schnell transformierbar.
Allgemeine Kritik an solchen Labeln: Selbst bei vollständiger Offenlegung der Kriterien bleiben die fachlichen Details und Prüfmechanismen für Verbraucherinnen und Verbraucher ohne Spezialwissen schwer nachvollziehbar.
Alternativen zum Ökostrom-Siegel Grüner Strom
Das Grüner Strom-Label setzt sehr hohe Maßstäbe und zählt zu Recht seit über einem Vierteljahrhundert zu den besten Siegel.
- Eine Alternative ist das Ökostrom-Label ok power, das wir als einziges anderes Label ebenfalls empfehlen, erst recht, wenn der gesamte Anbieter als ok-power-plus zertifiziert ist.
Für utopia.de gehört das Grüner Strom-Label gemeinsam mit ok-power / ok-power-plus zu den zwei derzeit empfehlenswertesten Ökostrom-Siegeln.
Verbreitung des Ökostrom-Siegels
Im Mai 2025 gab es 237 zertifizierten Ökostromtarifen von 38 Energieversorgern, die sich für das Grüner Strom-Label entschieden haben. Nach eigenen Angaben im Tätigkeitsbericht 2023 wurden über 2,3 Terawattstunden Ökostrom mit dem Grüner Strom-Label zertifiziert.
Wer ausschliesslich Grüner-Strom-Label-zertifizierte Anbieter finden will, kann das hauseigene Tarifportal nutzen. Auch beim Utopia-Stromvergleich ist es ein Zugangskriterium.
Stromanbieter mit Grüner Strom-Label finden
Beispiele für Ökostrom mit diesem Siegel (Stand 2025/06):
Mit diesen Ökostromanbietern machst du nichts falsch.
Weitere Stromanbieter mit Grüner Strom-Label finden
Der Utopia-Stromvergleich listet Ökostromanbieter mit einem der drei Siegel ok-power, ok-power-plus oder Grüner Strom-Label. Gib einfach deine Postleitzahl ein und vergleiche die Preise:
Utopia-Fazit: Grüner Strom-Label
Das Grüner Strom-Label setzt Maßstäbe: Es garantiert 100 % erneuerbare Energien, zwingt Versorger zu echten Investitionen in die Energiewende, stellt hohe ökologische Anforderungen an jede Anlage und setzt die physische Kopplung von Stromherkunft und Herkunftsnachweise sicher.
Seit Jahren leistet das Siegel gute Arbeit. Daher können wie das Grüner Strom-Label für Stromtarife sehr empfehlen. Die Fördercent pro Kilowattstunde gehen in den Bau neuer Wind- und Solaranlagen, aber auch in Effizienzprogramme, Batteriespeicher und öffentliche Ladepunkte für E-Autos. Seit Kurzem dürfen Versorger damit sogar ausgewählte Natur- und Artenschutzmaßnahmen unterstützen – etwa Blühwiesen rund um Solarparks.
Mehr zum Thema Gütesiegel findest du hier.
Im Stromvergleich von Utopia findest du für deine Postleitzahl einen Preisvergleich von ausschließlich besser gesiegelten Ökostromtarifen. Achte bei den Ergebnissen einfach auf das Zeichen Grüner Strom–Label:
Wichtige Beiträge zu dem Thema auf Utopia.de:
- Ökostrom-Siegel im Vergleich
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