Das Siegel Rainforest Alliance hat 2020 neue Kriterien veröffentlicht. Es zertifiziert landwirtschaftliche Produkte wie Kaffee und ist weit verbreitet: Etwa ein Viertel der weltweiten Kakao- und Kaffee-Produktion ist nach eigenen Angaben inzwischen von der Rainforest Alliance zertifiziert.
Rainforest Alliance zertifiziert einzelne Unternehmen und verspricht Konsument*innen eine transparente Lieferkette sowie verantwortungsvolle Geschäftspraktiken zwischen den Farmen und Unternehmen. Im Sommer 2020 hat Rainforest Alliance neue Standards herausgegeben, die ab Sommer 2021 gelten und ab Sommer 2022 kontrolliert werden. Die neuen Kriterien fordern zum Beispiel, dass Farmen die Biodiversität schützen müssen, klimabewusste Landwirtschaft betreiben sollen und keinen natürlichen Wald für neue Plantagen abholzen dürfen. UTZ CERTIFIED gehört zur Rainforest Alliance.
- Vergeben in: weltweit
- Vergeben von: Rainforest Alliance
- Kategorie: Essen und Trinken
- Produkte: Kaffee, Kakao, Tee, Bananen, Ananas, Kokosnuss, Haselnuss, Palmöl, Kokosöl
- Gelabelte Produkte: etwa 44.000 Produkte
- Utopia-Bewertung: eingeschränkt empfehlenswert
Rainforest Alliance: Die Kriterien
Das neue Siegel der Rainforest Alliance hat seine Kriterien für eine nachhaltige Landwirtschaft 2020 deutlich verschärft. Charakteristisch für das Siegel ist, dass es nicht bloß Verbote formuliert, sondern dass Farmen und Unternehmen selbst Risikoanalysen in allen Bereichen durchführen müssen. Dadurch sollen sie selbst Missstände erkennen, noch bevor sie auftreten und dann auch verhindern können. Folgende Kriterien sind allerdings verbindlich (Auszug):
- Mindestens 90 Prozent eines Rohstoffs muss von Rainforest-Alliance-zertifizierten Farmen stammen (Beispiel: Kaffeebohnen).
- Enthält ein Produkt mehrere Zutaten, müssen mindestens 30 Prozent von Rainforest-Alliance-zertifizierten Farmen stammen (Beispiel: Kakao im Schokoladeneis).
- Der zertifizierte Rohstoff muss sich vollständig zurückverfolgen lassen und muss von nicht-zertifizierten Rohstoffen getrennt gelagert werden.
- Mengenausgleich ist erlaubt
Soziale Kriterien:
- Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Diskriminierung und Gewalt am Arbeitsplatz gemäß ILO
- Gewerkschaften, Betriebsräte und eine Beschwerdestelle müssen erlaubt sein.
- Förderung junger Arbeiter*innen
- Nachhaltigkeitszuschlag für Farmen, der ab Juli 2022 beispielsweise mindestens 70 US-Dollar pro Tonne Kakao betragen muss
- Angemessene Bezahlung (mindestens Mindestlohn oder Tariflohn)
- Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung für Mitarbeiter*innen
Ökologische Kriterien:
- Diversifikation und Mischkultur mit unterschiedlicher Wurzeltiefe, um die Bodenqualität zu erhalten
- Verbot von gentechnisch veränderten Pflanzen
- Regelmäßige Bodenbegutachtung und Bodenentwicklungsplänen
- Dünger muss so verwendet werden, dass der Umwelteinfluss so gering wie möglich ist.
- Biologische Methoden zur Schädlingsbekämpfung müssen bevorzugt angewandt werden. Erst wenn diese erfolglos bleiben, dürfen synthetische Pestizide eingesetzt werden.
- Bestimmte Chemikalien sind verboten, zum Beispiel Borsäure und Fipronil.
- Natürlicher Wald und naturbelassene Ökosysteme dürfen nicht in landwirtschaftliche Fläche umgewandelt werden.
Kontrollen bei Rainforest Alliance
Unabhängige Kontrolleur*innen von NGOs oder Prüfinstituten untersuchen, ob alle Kriterien eingehalten werden. Das Siegel gilt anschließend für drei Jahre. In dieser Zeit finden mehrere angekündigte und optional auch unangekündigte Kontrollen statt. Kontrollen gibt es regelmäßig, insbesondere wenn die Risikobewertung der Farm oder des Unternehmens sehr schlecht ist. Werden nicht allen Kriterien erfüllt, kann ein Unternehmen nachbessern oder erhält kein Siegel. Die Kontrolleur*innen können der Rainforest Alliance auch vorschlagen, dass ein Unternehmen für längere Zeit von einer erneuten Zertifizierung ausgeschlossen wird.
Kritik am Rainforest Alliance Siegel
Beim Rainforest Alliance Siegel handelt es sich um ein Nachhaltigkeitssiegel, das unterschiedliche Schwerpunkte setzt: Es fordert zwar soziale und ökologische Standards ein, ist aber weder ein Siegel für fairen Handel noch für ökologischen Anbau. Daher reichen die Kriterien der Rainforest Alliance nicht an beispielweise jede des Fairtrade-Siegels und des EU-Bio-Standards heran. Stiftung Warentest kritisierte mit Blick auf den alten Standard, dass es keine Mindestpreise für Produkte gibt. Das hat auch die Kampagne Make Chocolate Fair kritisiert, denn viele Farmer*innen würden weiter unterhalb der Armutsgrenze leben. Doch auch beim neuen Standard gibt es keinen Mindestpreis, nur ein geringer verpflichtender Nachhaltigkeitszuschlag kommt ab Sommer 2022 dazu („Sustainability Differential“).
Alternativen zum Rainforest Alliance Siegel
Wer es fairer möchte: Das Fairtrade Cocoa Siegel zertifiziert fair gehandelten Kakao, für den Farmer*innen einen Mindestpreis erhalten. Noch strenger ist das Logo der Fairhandelsorganisation GEPA. Es erlaubt zum Beispiel keinen Mengenausgleich. Bei Kaffee, Tee, Kakao und Obst ist auch das EU-Bio-Siegel weit verbreitet. Es verbietet viele bedenkliche Pestizide. Strenger sind allerdings Naturland, Bioland und Demeter, die allerdings bei Importprodukten wie Kaffee selten zu finden sind.
Utopia-Fazit
Das Rainforest Alliance Siegel fordert Mindeststandards für den Anbau vieler Produkte ein. Das Siegel ist besser als gar keins, bleibt aber bei seinen Anforderungen deutlich hinter fairer-Handel-und Bio-Siegeln zurück. Gerade bei Kakao und Kaffee gibt es inzwischen viele Produkte mit zwei Siegeln, einem Bio- und einem Fairtrade-Siegel. Sie sind die bessere Wahl, da fairer und ökologischer.
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Externe Quellen:
- Rainforest Alliance: Kriterien für die Landwirtschaft
- Rainforst Alliance: Kriterien für Lieferketten
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