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Frauengesundheit und Männergesundheit: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

TK Weltverbesserer Medizin Frauen und Männer
Foto: Tatiana Dolmatov / stock.adobe.com

Er ist jung, gesund und vor allem männlich: Der Durchschnittsproband für Medikamentenstudien repräsentiert nur einen Teil der Gesellschaft. In den letzten Jahren nehmen Forschende mehr und mehr die unterschiedlichen Bedürfnisse von Männern und Frauen in den Blick, denn beide Gruppen reagieren oft ganz unterschiedlich auf dieselben Medikamente. Auch gehen Männer und Frauen oft ganz unterschiedlich mit dem Thema Gesundheit um. Schauen wir uns den kleinen Unterschied hinsichtlich Frauengesundheit und Männergesundheit also etwas genauer an.

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In Medikamentenstudien repräsentiert der Durchschnittsproband nur einen Teil der Gesellschaft. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash – Karolina Grabowska)

Vorsicht: Frau! Ein Grund dafür, dass Frauen seltener in Medikamenten-Studien einbezogen werden, ist der sogenannte Contergan-Skandal: Er geht zurück auf das Schmerzmittel Contergan. Das Medikament schien ebenso harmlos wie wirkungsvoll. Doch in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts stellte sich heraus, dass das Medikament zu Fehlbildungen bei ungeborenen Kindern führt. Anschließend trauten sich die Pharmahersteller nicht mehr, potenziell schwangere Frauen in Medikamentenstudien einzuschließen. Doch auch der weibliche Zyklus stellt die Forschenden immer noch vor Rätsel, die sie bei der Auswertung der Untersuchungen verwirren könnten. Dass die Frauen später bei der Einnahme diesen Zyklus dennoch durchleben, scheint dabei weiterhin nachrangig zu sein. Und so finden auch heute noch vor allem die frühen Phasen der Medikamentenentwicklung an gesunden Freiwilligen statt – und die sollten idealerweise jung und männlich sein.

Medikamente nur für Männer?

Und meist sind sogar die Zellen, an denen Versuche in der Petrischale vorgenommen werden, männlich. Denn lange wurde angenommen, dass wir in unseren Zellen alle gleich sind. Und da die Prototypen-Zellen männlich sind, an denen die Mehrzahl der medizinischen Forschungen durchgeführt werden, dreht sich sogar in den ganz frühen Forschungsphasen alles um die männliche Gesundheit. Obwohl mehr als die Hälfte aller Menschen Frauen sind, scheinen diese in der Medizin bislang kaum zu existieren.

Unterschiedliche Symptome

Nicht nur unsere Zellen, sondern auch die Symptome mancher Erkrankungen unterscheiden sich – teils sogar sehr dramatisch. Beispielsweise erkranken Frauen in Deutschland zwar seltener an einem Herzinfarkt als Männer. Doch sie werden aber auch seltener behandelt und ihr Sterberisiko ist deutlich erhöht.
Ein Herzinfarkt stellt sich bei Frauen beispielsweise anders dar als bei Männern. Deshalb werden Frauen mit einem Herzinfarkt oft unbehandelt nach Hause geschickt, weil ihre Symptome noch nicht von jedem Arzt dem entsprechenden Auslöser zugeordnet werden. Hier findest du ein Video, wie du einen Herzinfarkt bei Frauen erkennst.

Medikamente wirken unterschiedlich

Und auch darin, wie Medikamente bei Männern und Frauen wirken, unterscheiden sie sich:

  • Eine Tablette braucht unterschiedlich lange für ihre Reise durch den Körper – je nachdem, ob sie von einer Frau oder einem Mann eingenommen wurde.
  • Männer und Frauen unterscheiden sich in der Menge von Enzymen in ihren Körpern. Diese Moleküle sind nötig, damit die Medikamente ihre Wirkung entfalten können. Deshalb kann ein und dieselbe Tablette womöglich einen anderen Effekt auf einen Mann haben als auf eine Frau.
  • Auch der bei Frauen meist höhere Anteil an Körperfett sorgt dafür, dass sich die Wirkstoffe von Medikamenten anders im weiblichen Körper verteilen.
  • Und da der Stoffwechsel in der Leber einer Frau anders abläuft als bei einem Mann, wirken Medikamente häufig anders.
  • Durch diese Faktoren haben Frauen häufiger mit unerwünschten Nebenwirkungen zu tun.
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Die Wirkstoffe von Medikamenten können abhängig vom Geschlecht wirken. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash – Lilartsy)

Medikamente mit unterschiedlicher Wirkung

Durch diese Unterschiede bei Frauengesundheit und Männergesundheit wirken viele häufig verabreichte Medikamente sehr unterschiedlich bei Männern und Frauen. Hier einige Beispiele:

  • Herzschwäche: Das Medikament Digoxin erwies sich in einer Studie für Männer als sehr wirksam – bei Frauen erhöht es jedoch die Sterblichkeit um 4,2 Prozent. Das kann zum einen am Versuchsaufbau liegen, bei denen die Proband:innen nicht ganz gleiche Voraussetzungen hatten, also in Alter und Vorerkrankungen nicht identisch waren. Zum anderen kann das auch daran liegen, dass das Medikament bei den Frauen anders wirkt.
  • Bluthochdruck: Gerade bei Frauen führen Blutdruck-Medikamente häufig zu Nebenwirkungen – die sogar stärker sind als die eigentlich gewünschte Wirkung. Da die Medikamente häufig bei Männern und Frauen anders wirken, führen Blutdruck-Medikamente bei Frauen häufiger zu Schwindel, Übelkeit oder Störungen der Nieren- und Leberfunktion.
  • Schlafmittel: Da der Stoffwechsel bei Frauen anders abläuft als bei Männern, werden Schlafmittel bei Frauen langsamer abgebaut und wirken deshalb länger.
  • Blutverdünner: Männer bekommen Blutverdünner meist, um einem Herzinfarkt vorzubeugen. Bei Frauen funktioniert das allerdings nicht. Dagegen können bei ihnen die Blutverdünner einem Schlaganfall vorbeugen.

Lies dazu auch: Typisch Mann, typisch Frau: Haben diese Rollenbilder ausgedient?

Vorsicht bei der Zulassung

Dabei gibt es für die Zulassung eines Medikaments klare Regeln: Wenn ein Medikament nur an einem Geschlecht getestet wird, dann bekommt es auch nur die Zulassung für Männer oder Frauen. So sind viele Medikamente gegen Brustkrebs oder Osteoporose beispielsweise nur für Frauen zugelassen. Zwar erkranken Frauen deutlich häufiger daran, doch gelegentlich können auch Männer Brustkrebs oder Knochenschwund bekommen. So wurde ein Medikament gegen chronische Verstopfung auch erst für Männer zugelassen, nachdem weitere Studien mit genügend Männern durchgeführt wurden.

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Klare Regeln, wenn ein Medikament nur an einem Geschlecht getestet wurde. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash – Miguel a Padrinan )

Frauengesundheit und Männergesundheit: Die Forschung schaut genauer hin

Eine Studie der Charité, das GendAge Project, untersucht, wie gendergerechte Medizin aussehen kann. Das Projekt setzt sich für eine geschlechtssensitive Vorbeugung kardiovaskulärer und metabolischer Krankheiten bei älteren Erwachsenen ein. Die Forschenden wollen herausfinden, welchen Einfluss das Geschlecht auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat. Darauf wollen sie gezielte und personalisierte Vorbeugungs- und Therapieansätze entwickeln.

Psychische Unterschiede

Neben den rein physischen gibt es auch psychische Unterschiede: Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge leiden doppelt so viele Frauen an Depressionen als Männer. Depressionen sind nicht nur das häufigste psychische Gesundheitsproblem von Frauen, sondern sind bei Frauen oft auch hartnäckiger als bei Männern und werden intensiver erlebt. Das liegt zum einen daran, dass sich Frauen meist proaktiver um Prävention und auch um ihre psychische Gesundheit kümmern, während Männer eher – wenn überhaupt – wegen körperlichen Symptomen zum Arzt gehen.

Forschende fürchten jedoch gerade bei psychologischen Themen, dass sie dem sogenannten Gender Bias unterliegen. Damit meinen sie, dass Frauen tendenziell eher Depressionen oder Borderline-Persönlichkeitsstörungen zugeordnet werden, während Männer eher antisoziale Störungen diagnostiziert bekommen – auch wenn eine für das Geschlecht eher untypische Diagnose passender wäre. Deshalb fordert die WHO an dieser Stelle mehr Forschung mit einem genderspezifischen Blick.

Männer trinken häufiger zu viel

Dagegen ist Alkoholabhängigkeit eher unter Männern verbreitet: Die Zahl der alkoholabhängigen Männer ist mehr als doppelt so hoch wie die der Frauen. In den Industrieländern entwickelt etwa einer von fünf Männern, aber nur eine von 12 Frauen im Laufe ihres Lebens eine Alkoholabhängigkeit. Bei Männern wird auch über dreimal so häufig eine antisoziale Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wie bei Frauen.

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Durch vorausschauendes Denken zur gesundheitlichen Vorsorge. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash – Sora Shimazaki )

Frauen sind Vorsorge-Profis

Während manche Männer zu tief in die Flasche schauen, blicken viele Frauen in die Zukunft. Deshalb tendieren Frauen eher zu vorausschauendem Denken und setzen stärker auf gesundheitliche Vorsorge. Sie gehen mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit zur Vorsorge und achten mehr auf mögliche Krankheitssymptome. Zudem möchten sie Krankheiten am liebsten langfristig bekämpfen, statt kurzfristig die Symptome loszuwerden. Männer scheinen dagegen häufiger zur schnellen Lösung zu neigen. Eine Studie des Statistischen Bundesamts sieht darin einen der Gründe dafür, dass Frauen bis zu fünf Jahre länger leben als Männer.

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Worauf Frauen beim Arzt achten sollten

Solange es in der Medizin noch ein Ungleichgewicht gibt, sollten Frauen etwas mehr Selbstvertrauen und Wissensdurst mit ins Sprechzimmer bringen:

  • Frag deinen Ärzt:innen und deine Apotheker:innen nach möglichen Nebenwirkungen speziell bei Frauen. Sollten dir diese unangemessen stark erscheinen, frag nach einer möglichen Alternative.
  • Sollte dir die Dosis oder der Effekt eines Medikaments zu hoch erscheinen, halte Rücksprache mit deinen Ärzt:innen, ob sich die Dosierung eventuell verringern lässt.
  • Google so wenig wie möglich. Im Internet gibt es viel gefährliches Halbwissen, das oft mehr verunsichert als hilft.
  • Nimm die Signale deines Körpers ernst und frag im Zweifelsfall eine:n Expert:in.

Vorsorge ist für alle wichtig

Trotz aller Unterschiede gilt für Männer wie Frauen: Vorsorge ist wichtig. Der Check-up ab 35 ist für beide Geschlechter wichtig, ebenso der jährliche Besuch bei deinem Zahnarzt oder deiner Zahnärztin. Zudem sollten Männer regelmäßig zur Hodenkrebsprävention gehen, während Frauen die Früherkennung von Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs zu einer Priorität machen sollten. So können Männer genauso wie Frauen lange ein gesundes Leben führen.

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