Neue Daten zeigen, welche Konzerne besonders viel Verantwortung für die gegenwärtige Klimakrise tragen – obwohl sie schon lange wissen, welche Gefahren ihre hohen CO2-Emissionen mit sich bringen. Das berichtet die britische Tageszeitung The Guardian online.
20 Energiekonzerne, deren „unerbittliche Ausbeutung der weltweiten Öl-, Gas- und Kohlevorkommen direkt mit über einem Drittel aller Treibhausgas-Emissionen der Moderne in Verbindung gebracht werden kann“ – so beschreibt der Guardian die Unternehmen. Die Grundlage für diese Annahme ist eine neue Studie des US-amerikanischen NGO „Climate Accountability Institute“, laut Guardian die weltweit führende Instanz für das Thema „Energiekonzerne in der Klimakrise„.
Geschäfte wider besseres Wissen
Emissionen aus der Verbrennung von Öl, Gas und Kohle haben einen großen Anteil an der Klimakrise – das ist unter Wissenschaftler weitgehend unumstritten. Für die neue Studie des Climate Accountability Institute wurde analysiert, welche Mengen an fossilen Energieträgern die Konzerne aus der Erde gefördert haben und welche Emissionen diese Energieträger verursacht haben – und zwar seit 1965. Das Jahr gilt unter Experten als der Zeitpunkt, von dem an die Umweltauswirkungen von Kohle, Öl und Gas in der Industrie und Politik bekannt waren.
Deshalb wirft das Institut den Unternehmen auch vor, dass sie trotz ihres Wissens um die zerstörerische Wirkung ihre Geschäfte immer weiter voran getrieben haben. Unter den 20 Unternehmen, welche die Studie identifiziert, sind nicht nur bekannte private Konzerne wie etwa Chevron, ExxonMobil, BP und Shell, sondern auch teil-staatliche und staatliche Firmen wie beispielsweise Gazprom oder PetroChina. Die gesamte Studie findest du hier als PDF (englisch).
Chevron, Exxon, BP und Shell: für 10 % der Emissionen verantwortlich
„Wir haben herausgefunden, dass die Top 20 Unternehmen gemeinsam 480 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid und Methan [zur Klimakrise] beigetragen haben, vor allem aus der Verbrennung ihrer Produkte. Das entspricht 35 % aller Emissionen aus fossilen Energieträgern und Zement weltweit seit 1965.“
Das schreibt Richard Heede, Vorsitzender des Climate Accountability Institute, über seine neue Studie. Die ermittelten Zahlen beziehen sich dabei auf den Zeitraum von 1965 bis 2017. Sie bringen die „Carbon Majors“-Datenbank, welche die wichtigsten Verursacher von Kohlenstoffdioxid-Emissionen erfasst, auf den neuesten Stand.
Die Unternehmen, die Heede zufolge für über ein Drittel der gesamten fossilen Treibhausgas-Emissionen aus 52 Jahren verantwortlich sind, sind demnach (in absteigender Reihenfolge nach Menge der Emissionen):
- Saudi Aramco
- Chevron
- Gazprom
- ExxonMobil
- National Iranian Oil
- BP
- Royal Dutch Shell
- Coal India
- Pemex
- Petróeos de Venezuela
- PetroChina
- Peabody Energy
- ConocoPhillips
- Abu Dhabi National Oil Co
- Kuwait Petroleum Corp
- Iraq National Oil Co
- Total SA
- Sonatrach
- BHP Billiton
- Petrobas
Chevron steht dabei an erster Stelle der acht privaten Unternehmen, dicht gefolgt von Exxon, BP und Shell. Diese vier allein sind laut Guardian für über 10% der CO2-Emissionen seit 1965 verantwortlich. Die übrigen zwölf Konzerne sind zumindest teilweise in staatlicher Hand.
So reagieren die Konzerne
Der Guardian hat die 20 belasteten Konzerne kontaktiert und von einigen Antworten bekommen. Alle behaupten, sich der Herausforderungen des Klimawandels bewusst zu sein und diverse Maßnahmen ergriffen zu haben. Einige bestreiten, dass ihnen die Folgen ihrer Geschäfte bereits mindestens seit den 60er-Jahren bekannt sind. Und der Konzern Total argumentiert allen Ernstes, man sei nicht dafür verantwortlich, wie die Kunden mit den Produkten – sprich: Öl, Gas und Kohle – umgehen.
„Diese Firmen und ihre Produkte haben eine erhebliche Verantwortung für den Klimanotstand, haben kollektiv nationales und globales Handeln verzögert und können sich nicht mehr länger hinter der Behauptung verstecken, das die Konsumenten verantwortlich seien,“ zitiert der Guardian Richard Heede.
Auch wenn es letztendlich die Konsumenten seien, die das CO2 ausstoßen, sei das Climate Accountability Institute der Ansicht, die fossilen Energiekonzerne hätten „ihre kollektive Hand an Gaspedal und Ruderpinne, denn sie bestimmen die Rate der Kohlenstoff-Emissionen und den Wechsel zu nicht Kohlenstoff-basierten Brennstoffen.“
Was du tun kannst
Solange Unternehmen und Politik trotz aller Warnungen noch vor allem auf fossile Energieträger setzen, liegt es auch an uns, etwas zu tun. Deine CO2-Emissionen aus Öl, Gas und Kohle kannst du zum Beispiel reduzieren, indem du
- möglichst wenig mit dem eigenen Auto und stattdessen besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrrad fährst.
- möglichst wenig fliegst.
- auf Kreuzfahrten verzichtest.
- zu echtem Ökostrom wechselst.
- zu einer ethischen Bank wechselst , die nicht in Ölkonzerne investiert.
- im Haushalt Energie sparst, z.B. indem du möglichst wenig heizt und warmes Wasser verbrauchst (je nach Art der Heizung und Warmwasserbereitung).
- wenn du die Möglichkeit hast, dein Haus effektiv dämmst.
- möglichst regionale Produkte konsumierst, um Transportwege zu sparen.
- deinen Plastikverbrauch reduzierst – Plastik wird auf Basis von Erdöl hergestellt.
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