Plastikmüll ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit – immer mehr Menschen versuchen daher, Plastik aus ihrem Alltag zu verbannen. Trotzdem haben wir in Deutschland 2018 deutlich mehr Kunststoffverpackungen hergestellt als im vergangenen Jahr.
Eigentlich hat man das Gefühl, es tut sich endlich was: Viele Geschäfte haben die Plastiktüte aus dem Sortiment genommen, in fast jeder größeren Stadt haben unverpackt-Läden eröffnet und Supermärkte suchen nach Alternativen zu Plastik. Trotzdem werden 2018 deutlich mehr Plastikverpackungen hergestellt als noch im Vorjahr – das zeigen Berechnungen der „Industrievereinigung Kunststoffverpackungen“ (IK).
Insgesamt geht die IK von 4,5 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen aus, das sind 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Markt wächst trotz der stärker werdenden Kritik an Kunststoffen: „Negative Berichterstattungen und Diskussionen in den Medien zeigen derzeit keine Auswirkungen“, teilt die IK mit.
Mehr Getränke in Plastikflaschen
Besonders überraschend: Einen starken Zuwachs gibt es bei PET-Flaschen: 2018 werden der Industrievereinigung zufolge 4,4 Prozent mehr solcher Flaschen hergestellt, als vergangenes Jahr. Dafür gibt es jedoch einen einfachen Grund, erklärt uns Inga Kelkenberg von der IK: Da in diesem Jahr der Sommer so heiß war, haben die Menschen mehr Wasser getrunken – und offenbar vermehrt Plastikflaschen gekauft.
Außerdem auffällig: 2018 werden 6,6 Prozent mehr „Beutel, Tragetaschen und Säcke“ produziert – keine andere Kunststoff-Verpackungsart ist so stark gewachsen. Das liegt allerdings nicht an der Plastiktüte: Sie gehört zwar mit in diese Kategorie, ihr Verbrauch ist in Deutschland aber stark zurück gegangen.
Dafür wurden deutlich mehr „Beutel“ in den verschiedenen Sorten hergestellt. Besonders deutlich sei der Effekt bei Innenbeuteln für Kartonverpackungen bemerkbar, sagt Inga Kelkenberg. Bei Kartonverpackungen besteht das Risiko, dass Mineralölrückstände auf Lebensmittel übergehen. Um die Produkte davor zu schützen, werden Kartons mit Innenbeuteln aus Plastik ausgestattet.
Mehr Konsum bedeutet mehr Plastik
Dass in diesem Jahr so viel mehr Plastikverpackungen produziert werden, liegt laut IK auch an der guten wirtschaftlichen Lage: „Die Kunststoffverpackungsindustrie profitiert weiterhin von der allgemein sehr guten Konjunktur in Deutschland.“ Das bedeutet: Die kaufen mehr ein, weshalb auch mehr Verpackung gebraucht wird, erklärt uns Kelkenberg. Außerdem sei der Export in europäische Länder gestiegen – und exportiert wird ebenfalls in Plastikverpackungen.
Die Zahlen der IK sollten eine Warnung für uns sein. Und es ist nicht die erste: Das Umweltbundesamt stellte vor einigen Monaten fest, dass Deutschland im EU-Vergleich Spitzenreiter bei Verpackungsmüll ist: Jede Person in Deutschland verbraucht im Jahr durchschnittlich 220,5 Kilogramm Verpackungen, der europäische Durchschnitt liegt bei 167,3 Kilo pro Kopf. Das Umweltbundesamt macht hierfür vor allem die to-Go-Mentalität und den Online-Handel verantwortlich.
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