Die Fashion Revolution Week fordert auch 2022 mehr Transparenz in der Modeindustrie – und erinnert an das bislang schlimmste Textilfabrik-Desaster. Utopia zeigt, warum die Aktion wichtig ist, wie du mitmachen kannst – und was du in puncto Mode besser machen kannst.
Die Fashion Revolution Week will dieses Jahr vom 18. bis zum 24. April wieder mehr Bewusstsein für Missstände in der Textilindustrie schaffen.
Der Fashion Revolution Day wurde nach dem schweren Unglück in der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch am 24. April 2013 ins Leben gerufen. Bei dem Fabrikeinsturz starben 1.136 Menschen – überwiegend junge Frauen – und etwa 2.500 wurden verletzt. Die Katastrophe wurde schnell zum Symbol der unwürdigen und unsicheren Arbeitsbedingungen in der globalen Modeindustrie.
Innerhalb weniger Jahre wurde der Fashion Revolution Day zur Fashion Revolution Week ausgeweitet. Die Fashion Revolution Week 2022 markiert also bereits den neunten Jahrestag des Rana-Plaza-Einsturzes.
In jener Fabrik wurden auch Kleidungsstücke für europäische Modeketten wie Kik und United Colors of Benetton produziert. Die Katastrophe zog die Aufmerksamkeit der Weltbevölkerung auf die teils verheerenden Arbeitsbedingungen in der Textilbranche. An diesen Umständen hat sich seitdem viel zu wenig geändert – deshalb bleibt das Engagement von Fashion Revolution wichtig.
Fashion Revolution Week: Die Macht der Verbraucher:innen
Der Organisation Fashion Revolution geht es nicht darum, den Menschen ihre nicht-nachhaltige Lieblingsmarke zu verbieten, sondern mithilfe der Kund:innen während der Fashion Revolution Week die großen Modeketten auf Defizite hinzuweisen, damit diese ihre Lieferketten transparenter machen.
Der Großteil der Modemarken und -händler interessiert sich noch immer wenig für die Menschen, die ihre Kleidung nähen. Häufig wissen die Konzerne selbst nicht genau, wer für sie arbeitet, denn die Lieferketten sind extrem komplex. Worauf allerdings jedes Unternehmen Wert legt: Was Kund:innen sagen.
„Wir haben eine unglaubliche Macht als Konsumenten, wenn wir uns nur entschließen, sie zu nutzen.“
Carry Somers, Gründerin des Fashion Revolution Days
Die Frage danach, wer die Kleidung produziert, ist nur der erste Schritt – und erst mit den Antworten darauf werden weitere Fragen möglich: Wie werden die Arbeiter:innen bezahlt, wie sind ihre Arbeitsbedingungen? Welche Folgen hat die Modeproduktion für die Umwelt? Könnte man die Situation verbessern – und was können wir tun?
Fashion Revolution Week 2022: Mitmachen
In dieser Woche, in der weltweit zahlreiche Aktionen stattfinden, sind alle Menschen aufgerufen, Modelabels zu fragen, woher ihre Kleidung stammt. Dazu kannst du zum Beispiel ein Foto von deinem Kleidungsetikett machen, es in den Social Media Kanälen posten, die jeweilige Marke markieren und fragen #whomademyclothes, oder #whomademyfabric: Wer hat meine Kleidung bzw. meine Stoffe gemacht?
Fashion Revolution stellt dafür Poster-Vordrucke und eine Liste der Social-Media-Acounts der wichtigsten Modemarken zur Verfügung.
Das Ziel der Aktion: Mit dieser simplen Frage Druck auf Marken und Handel aufbauen um mehr Transparenz in der Modebranche zu schaffen.
Die Fashion Revolution Week 2022 steht unter dem Motto „Money Fashion Power“ (Geld Mode Macht):
„Die Mainstream-Modeindustrie ist auf der Ausbeutung von Arbeitskräften und natürlichen Ressourcen aufgebaut. Reichtum und Macht sind in den Händen einiger weniger konzentriert, und Wachstum und Profit werden vor allem anderen belohnt. Große Marken und Einzelhändler produzieren zu viel und zu schnell und manipulieren uns in einen giftigen Kreislauf des Überkonsums. Währenddessen wird die Mehrheit der Menschen, die unsere Kleidung herstellen, nicht ausreichend bezahlt, um ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, und sie spüren bereits die Auswirkungen der Klimakrise – die von der Modeindustrie angeheizt wird.“
Die Organisation ruft dazu auf, dass sich Konsument:innen gemeinsam für ein nachhaltigeres und faireres Modesystem einsetzt.
„Die Ausbeutung von Mensch und Natur darf nicht weiterhin den teuren Preis für billigen Konsum bezahlen. Wir müssen anfangen Verantwortung zu übernehmen.”
Ariane Piper, Fashion Revolution Germany
Weltweit, und auch in Deutschland gibt es zahlreiche Aktionen. Unter anderem
- ruft Fashion Revolution dazu auf, Hashtags großer Modeketten zu „hijacken“, um auf Instagram auf die Missstände aufmerksam zu machen
- gibt es Vorlagen für Poster, die Teilnehmende in ihre Fenster hängen können und für Selfies nutzen um zu fragen #whomademyclothes
- gibt es diverse Veranstaltungen rund um die Fashion Revolution Week – die Termine findest du auf der Facebook-Seite.
- Gibt es das Projekt „Crisis Fashion Webshop„: laut Selbstbeschreibung ein „Webshop, der wachrüttelt, die Methoden der Fast Fashion Brands kontemporär satirisch umwandelt und so Aufmerksamkeit auf die Situation der NäherInnen in den schwer getroffenen Produktionsländern lenkt.“
- verkauft die Fair-Fashion-Marke Armedangels limitierte Donation-T-Shirts, deren Gewinne vollständig an die National Garment Workers Foundation in Bangladesch gespendet werden.
Alle Events findest du auf der Website.
Mehr Info: fashionrevolution.org
Starte deine eigene Fashion Revolution
Utopia hat dir hier im Überblick alles Wichtige rund um das Thema nachhaltige Mode zusammengestellt. Weil jede:r seine eigene kleine Fashion Revolution starten kann!
Die wichtigsten Siegel
Damit du dir sicher sein kannst, dass Kleidung nachhaltig produziert und frei von Schadstoffen ist, lohnt es sich, auf Siegel zu achten. Relativ weit verbreitet und dabei zuverlässig sind das GOTS-Siegel, die Label des IVN, Bluesign und Fairtrade. Viele Labels, die Wert auf faire Produktionsbedingeungen legen, sind Mitglied in der Fair Wear Foundation.
Einen Überblick findest du hier:
Die wichtigsten Fair Fashion Marken
Eine Auswahl nachhaltig und fair produzierender Modelabels findest du in unserer Bestenliste:
Ein voller Erfolg: die Bio-Jeans
Immer mehr Marken nehmen fair produzierte, nachhaltige Bio-Jeans in ihr Sortiment auf. Hier hat sich vor allem in den vergangenen Jahren viel getan.
Hier liest du, wie eine Jeans überhaupt bio, fair oder sogar vegan sein kann.
Nachhaltige Outdoor- und Sportkleidung
Outdoor-Kleidung ist ein großes Umweltproblem – sie besteht meist aus Synthetikmaterial und ist oft mit Schadstoffen belastet.
Wir haben deshalb sieben Tipps, wie du nachhaltige Outdoor-Kleidung findest. In unserem Artikel Alles fit? Hier gibt es bessere Sportmode findest du außerdem empfehlenswerte Hersteller nachhaltigerer Sportkleidung – Made in Germany, hergestellt aus Naturfaser oder recyceltem Material.
Worauf du beim Kauf einer Yogamatte achten kannst und welche Marken empfehlenswert sind liest du hier: Yogamatten aus Naturkautschuk, Biobaumwolle oder Schurwolle.
In unserer Bildergalerie stellen wir zudem elf Labels vor, die bessere Yogakleidung und –Accessoires machen – gut für deine Haut und die Umwelt:
Bis ins Detail: nachhaltige Unterwäsche
Dass der altbackene Ruf von Öko-Unterwäsche vollkommen unberechtigt ist, zeigen junge und trendige nachhaltige Unterwäsche-Labels. Vielleicht kaufst du dann zukünftig lieber Boxershorts, Slips und BHs, die unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden – aus Materialien, die biologisch angebaut und ohne Gifte gefärbt wurden.
Gut zu Fuß: nachhaltige Schuhlabels
Hippe Sneaker, Pumps, Boots & Co. gibt es längst auch von fairen Labels – eine Übersicht findest du in unserer Bestenliste: Die besten nachhaltigen Schuhlabels.
Weil vor allem beim Sneaker-Trend kein Ende in Sicht ist, haben wir uns hier mal 10 Marken für nachhaltige, faire Sneaker genauer angesehen. Und bieten dir eine extra Bestenliste zum Stöbern:
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