Glückliche Kühe, die friedlich auf einer grünen Wiese grasen? Die Realität in der konventionellen Milchindustrie sieht anders aus: Die Tiere werden unter miserablen Bedingungen gehalten und müssen Unmengen Milch abgeben – viele Milchkühe halten das nicht lange aus.
Milch von konventionellen Anbietern stammt nicht vom idyllischen Bauernhof, sondern aus Hochleistungsbetrieben – so viel dürfte den meisten bekannt sein. Wie schlimm die Zustände in den Anlagen sind, zeigt eine Zahl, die der Bayerische Rundfunk (BR) recherchiert hat.
Dem BR zufolge werden in Deutschland jedes Jahr rund 1,7 Millionen Milchkühe aussortiert. Sie werden geschlachtet oder in der Tierkörperverwertung entsorgt. Der Grund: Die Kühe sind krank, verletzt, oder geben nicht mehr genug Milch ab – damit sind sie für die Milchproduktion wertlos.
8.000 Kilogramm Milch pro Kuh
Dass jedes Jahr so viele Kühe krank werden oder Verletzungen bekommen, ist allerdings kein Wunder: Laut dem BR muss eine Kuh heute doppelt so viel Milch produzieren als noch in den 70er-Jahren – rund 8.000 Kilogramm im Jahr. Diese Mengen schwächen die Tiere, wodurch sie sich Entzündungen oder Stoffwechselkrankheiten zuziehen.
Die hohe Milchproduktion wirkt sich auch auf die Lebenserwartung der Tiere aus: Früher seien Milchkühe 15 bis 20 Jahre alt geworden, heute nur noch fünf bis sechs Jahre alt. Die Berliner Landestierschutzbeauftragte Diana Plange sagte dem BR, die Tiere würden regelrecht „kaputt gemolken“. Die geschwächten Kühe heißen in der Branche auch „Downer“.
Ein schlimmes Ende für die Milchkühe
Tragisch sind aber nicht nur die Zustände in den Milchbetrieben, sondern auch der Umgang mit ausgedienten Milchkühen kurz vor ihrem Lebensende: Oft werden sie quer durch Deutschland zu spezialisierten Schlachthöfen oder Entsorgungsanlagen transportiert – und müssen dabei noch mehr leiden.
Auf verdeckten Aufnahmen aus dem vergangenen Jahr sieht man, wie die Tiere geschlagen und mit Elektroschockern gestoßen werden. Tiere, die nicht mehr laufen können, werden mit einer Art Schleppseil rücksichtslos aus dem LKW heraus durch den Raum gezogen – als wären sie Gegenstände und keine Lebewesen.
Über den eigenen Milchkonsum nachdenken
Die Recherchen des BR machen einmal mehr deutlich, warum es bei Milchprodukten so wichtig ist, auf Bio-Qualität zu achten. Am besten sind Produkte von den Bio-Anbauverbänden Demeter, Bioland und Naturland – sie haben deutlich strengere Kriterien was Tierwohl angeht als das reguläre EU-Bio-Siegel.
Außerdem empfiehlt es sich auch, über den eigenen Konsum von Milchprodukten nachzudenken: Muss es wirklich so viel sein, gibt es Alternativen zu Milch? Bei Fleisch- und Milchprodukten gilt generell: Weniger ist mehr.
Mehr zum Thema: Plusminus-Dokumentation „Das Geschäft mit den kranken Kühen“
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