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Darum lassen Landwirt:innen ihre Ernte lieber im Boden, anstatt sie zu spenden

Landwirt:innen lassen ihre Ernte lieber im Boden.
Foto: pixabay / maxmann

Es klingt falsch: Für manche Landwirt:innen lohnt sich der Verkauf ihrer Ware nicht, sie vernichten Erdbeeren oder lassen auf ihren Feldern Spargel austreiben. Warum aber spenden die Betroffenen ihre Produkte nicht?

Weil der Einzelhandel die Preise drücke, und sich der Verkauf von Erdbeeren und Spargel für manche Landwirt:innen wirtschaftlich aktuell nicht lohne, reagieren Betroffene mit teils drastischen Maßnahmen: Sie vernichten ihre Ernten – wie etwa im Münsterland mit Erdbeeren geschehen – oder lassen beim Spargel das reife Gemüse austreiben. Es bleibt die Frage: Wieso wird die Ware nicht gespendet?

Die Landwirt:innen ächzen offenbar unter mehreren Entwicklungen. So trifft die angeblich unfaire Preispolitik samt kleiner Margen für die Landwirt:innen auf eine überschaubare Nachfrage seitens der Endverbraucher:innen. Diese sparen laut der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen wegen der Inflation an Lebensmitteln wie Erdbeeren oder Spargel, da bereits alltägliche Nahrungsmittel deutlich teurer geworden sind.

Hinzu kommen die gestiegenen Kosten für die Erzeuger:innen: Dünger, Pflanzenschutzmittel, Jungpflanzen aber auch die Energie für den Transport der Nahrungsmittel machen die Situation für die Produzent:innen laut der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn schwierig. Insbesondere bei der Ernte fallen laut den Betroffenen Transportkosten, beziehungsweise die hohen Spritpreise, als auch Personalkosten ins Gewicht.

„Austreiben heißt nicht vernichten“

„Der Anbau, der Unterhalt und die Pflege von Spargel kosten viel Geld“, sagt Frank Saalfeld (vom Netzwerk der Spargel- und Beeren-Verbände) im Gespräch mit BW24. Würden die Betriebe die Lieferketten wie üblich fortführen und die Mengen einfach spenden, würden sie damit Verluste machen, heißt es in dem Bericht. Stattdessen ließen einige Landwirt:innen den Spargel lieber im Boden.  „Austreiben heißt nicht vernichten“, sagt Saalfeld. Der Spargel wird folglich nicht geerntet und blüht. Dies begünstige das Wachstum im kommenden Jahr. Allerdings landet dem Bericht zufolge immer noch die Erntemenge im Müll, die vom Einzelhandel in Deutschland nicht abgenommen wird.

An Organisationen wie Die Tafel würde die Ware gespendet werden, die vom Handel übrig bleibt, so Saalfeld. Es gäbe aber auch Fälle, in denen Spargel-Produzent:innen ihre Ernte gespendet hätten. Allerdings könnten vor allem die kleinen und mittelständischen Betriebe langfristig so nicht wirtschaften – auch, weil die Landwir:tinnen ihren Erntehelfer:innen den Mindestlohn bezahlen.

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