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Enorme Stromfresser: CDU-Stadtrat stellt LED-Reklamen in Frage

Energiesparen: LED-Reklamen als unnötige Stromfresser
Foto: Henning Kaiser/dpa

Litfaßsäulen und Plakate werden zunehmend durch LED-Werbetafeln ersetzt. Die verbrauchen aber fast hundertmal so viel Strom. Angesichts der drohenden Energiekrise stehen die digitalen Reklamen auf dem Prüfstand.

Während die Menschen in Deutschland dazu angehalten werden Strom zu sparen, sind an menschenleeren Orten LED-Werbetafeln hell erleuchtet. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach zuletzt von einer „extremen Belastung für viele Menschen“. Wie Tagesschau berichtete, will der Düsseldorfer CDU-Stadtrat Andreas Schröder mit seiner Fraktion und den Grünen zusätzlich auf anderem Wege Energieverschwendung eindämmen: Der Politiker nimmt digitale Reklamen auf den Prüfstand. Der Grund: LED-Reklamen sind enorme Stromfresser.

In Deutschland werden Werbebanner und Litfaßsäulen zunehmen durch LED-Displays ersetzt. Laut Tagesschau verbrauchen sie jedoch mehr als hundertmal so viel Strom als ein hintergrundbeleuchtetes Plakat. Das entspricht einem Jahresverbrauch von etwa zehn Single-Haushalten. Wie hoch der exakte Stromverbrauch der Displays ist, verraten die beiden Marktführer für Außenwerbung Ströer und Wall nicht. Dem SWR liegen jedoch interne Dokumente der Firma Wall vor, worauf sich besagte Werte stützen.

Digitale Werbetafeln verbrauchen Strom von 28 Windkraftanlagen

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung RWI berechnete für den WDR den Stromverbrauch der digitalen Werbung. Dabei stützte sich das Institut auf Daten des Fachverbands Außenwerbung für den Stromverbrauch wichtiger Displaygrößen und der Düsseldorfer Agentur Crossmedia, welche die Anzahl digitaler Displays in Deutschland kennt.

Das Institut berechnete einen jährlichen Stromverbrauch von rund 113.000 Megawattstunden für die digitalen Werbedisplays in Deutschland. Das entspricht dem Verbrauch von fast 40.000 Zwei-Personen-Haushalten, oder dem Strom, den 28 Windkraftanlagen gewinnen.

Die zwei bis neun Quadratmeter großen Tafeln finden sich in Bushaltestellen, Fußgängerzonen, am Straßenrand, in Bahnhöfen und Einkaufszentren. In der Regel leuchten sie sowohl tagsüber als auch nachts. Aus kommunaler Sicht lieferten die Displays wichtige Stadtinformationen, argumentiert Kai-Marcus Thäsler vom Fachverband Außenwerbung. Dem stimmt CDU-Stadtradt dem Bericht zufolge zu, allerdings ist er auch der Meinung, dass jede eingesparte Kilowattstunde zur Zeit zähle und vor allem Werbung nicht existenziell nötig sei.

Ganz verbieten will Schröder digitale Anlagen nicht. Aber er will die Uhrzeiten, zu denen die Banner leuchten dürfen, und deren Beleuchtungsintensität begrenzen. Zudem solle die Werbung nachts grundsätzlich abgeschaltet werden. Städte hätten hierfür gute rechtliche Möglichkeiten.

Lichtverschmutzung durch LED-Werbetafeln

Die Dauerbeleuchtung verbraucht nicht nur Energie, sondern kann sich auch auf die Gesundheit des Menschen auswirken. Wie Tagesschau berichtete, untersuchte Forscher Franz Hölker mit weiteren Expert:innen für den Bundestag die Folgen der Lichtverschmutzung. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass durch das nächtliche Licht der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört wird und dass es den Blutdruck und die Körpertemperatur beeinflusst. Das kann laut Expert:innen zu Herz-Kreislauf-Problemen und sogar zu Depressionen führen.

Auch für Tiere werden die nächtlichen Lichtquellen zum Problem. Insekten orientieren sich normalerweise am schwachen Licht der Sterne und des Mondes. Künstliche Lichtquellen machen Insekten orientierungslos und üben auf sie eine große Anziehungskraft aus. Sie umkreisen die Lichtquellen bis zur völligen Erschöpfung. So können sie sich weder fortpflanzen noch Nahrung aufnehmen.

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