Utopia Image

„Gibt Grenzen!“: Edeka-Filiale weigert sich, verteuertes Öl zu verkaufen

Eine Edeka-Filiale in Hessen boykottiert nun den Verkauf von Sönnenblumenöl.
Screenshot Facebook Nicole Schmidt / Utopia

Die Lebensmittelpreise steigen infolge des Ukraine-Kriegs. Das trifft nicht nur Konsument:innen, sondern missfällt offenbar auch Marktbetreiber:innen. Eine Edeka-Filiale in Hessen boykottiert nun den Verkauf von Sonnenblumenöl.

Knallorange ist das Schild, das in der Edeka-Filiale im hessischen Trendelburg steht und die Aufmerksamkeit der Kundin:innen hat. Wie RTL berichtet, hat es Marktbetreiberin Anja Müller aufgestellt. Es soll erklären, wieso es in diesem Edeka kein Sonnenblumenöl mehr zu kaufen gibt. „Aus gegebenem Anlass.. Sonnenblumenöl für 4,99 Euro werden wir nicht verkaufen“, heißt es da.

Und weiter: „Wir distanzieren uns von diesen Preisen (…) Es gibt Grenzen!!!!“ Sobald die Filiale wieder Ware „zu vernünftigen Preisen“ einkaufen könne, werde sie diese in den Verkauf nehmen, steht auf dem Schild geschrieben. „Bis dahin steigen Sie bitte auf Alternativen um.“

Gegenüber dem Sender erklärt Marktbetreiberin Müller die Aktion. Öl sei ein Grundnahrungsmittel und dürfe nicht derart teuer sein. Sie sagt: „Es gibt sogar Leute, die Öl auf Ebay verkaufen. Ich will hier einfach nur meinen kaufmännischen Alltag betreiben – keinen Schwarzmarkt. Ich kann das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.“ Die Kund:innen zeigten ihr zufolge Verständnis für den Boykott. Schließlich steige der Preis für Öl im Einkauf deshalb, weil Öl im Einkauf aufgrund des Kriegs in der Ukraine deutlich teurer ist – die Gewinnmarge laut Müller aber aktuell die gleiche bleibe.

Das könnte dich auch interessieren: Olivenöl-Test: Fast alle Produkte fallen bei Öko-Test durch

Preisaufschlag von 550 Prozent bei Öl

Anders als diese Edeka-Filiale finden Kund:innen verteuerte Speiseöle in zahlreichen Supermärkten vor. Aldi etwa, so berichtet Focus Online, bietet Sonneblumenöl für 4,99 Euro an. Demnach ist das Speiseöl der Marke Ondosol 3,20 Euro teurer als das der Eigenmarke Bellasan, das derzeit ausverkauft sei. Im Vergleich zum Januar 2022, vor Ausbruch des Kriegs, handelt es sich somit um einen Preisaufschlag von 550 Prozent. Kund:innen würden Kartons an Öl kaufen, wird eine Aldi-Kassiererin zitiert. Jedoch begrenzen Discounter und Supermärkte wie Aldi, Lidl, Penny oder Netto die Öl-Ration pro Person, um solche Hamsterkäufe zu vermeiden.

Eine Edeka-Filiale in Hessen boykottiert nun den Verkauf von Sönnenblumenöl.
Eine Edeka-Filiale in Hessen boykottiert nun den Verkauf von Sönnenblumenöl. (Screenshot Facebook Nicole Schmidt)

Für Verbraucher:innen, Gastronomie und Lebensmittelhersteller:innen wird Sonnenblumenöl wegen des Kriegs in der Ukraine auf absehbare Zeit Mangelware bleiben. Da die Ukraine der größte Lieferant ist, erwarten Fachleute vorerst keine Verbesserung der Situation. Große Unternehmen wie zum Beispiel McDonalds haben deswegen bereits ihre Speiseölmischung für die Zubereitung von Lebensmitteln geändert.

Ukraine wichtigster Lieferant für Sonnenblumenöl

„Bei Sonnenblumenöl ist die Ukraine der wichtigste Lieferant weltweit“, sagte ein Sprecher des Verbands der ölsaatenverarbeitenden Industrien (Ovid) der Deutschen-Presse-Agentur. Über die Hälfte der weltweiten Exporte von Sonnenblumenöl komme aus dem osteuropäischen Land. In der Ukraine wurde bislang demnach aus den Sonnenblumenkernen sogenanntes Rohöl hergestellt und über das Schwarze Meer verschifft, die Exporte sind wegen des Kriegs zum Erliegen gekommen. „Das wird sich auf absehbare Zeit nicht verbessern.“

Rapsöl ist ein geeigneter Ersatz, und anders als bei Sonnenblumenöl droht derzeit auch kein Mangel. „Beim Raps gibt es kein Problem“, so der Ovid-Sprecher. Denn in Deutschland, Frankreich oder Polen wird Raps demnach auf jeweils einer knappen Million Hektar angebaut. Dass auch Rapsöl derzeit in vielen Supermärkten nicht oder nur schwer zu bekommen ist, liegt laut Verband sowohl an Hamsterkäufen als auch an Logistikproblemen. So fehlen Lkw-Fahrer:innen aus der Ukraine, von denen viele bislang für polnische Speditionen arbeiteten.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: