Utopia Image

In rechten Medien verbreitet: Was neue Masken-Studie wirklich aussagt

maske tragen studie sinnlos medien
Foto: CC0 Public Domain - Unsplash/ Anastasiia Chepinska

Zahlreiche Medien zitieren aktuell eine Meta-Studie zu Maßnahmen gegen Atemwegserkrankungen. Rechte Medien sehen sie als Beweis gegen die Sinnhaftigkeit der Maskenpflicht. Doch die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu betrachten.

Im öffentlichen Nahverkehr sowie im Fernverkehr gilt nunmehr keine Maskenpflicht. Dazu, wie nützlich die Maßnahme rückblickend war, gibt es verschiedene Ansichten. Eine neue Meta-Studie kommt zu dem Schluss, dass das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit nur in geringem Maße vor einer Ansteckung mit Erkrankungen wie Covid oder Influenza schütze. Sie wurde in der Online-Bibliothek Cochrane Library veröffentlicht. Allerdings schränken die Autor:innen selbst die Aussagekraft der Studie stark ein.

Die Studie wurde von verschieden Medien aufgegriffen – auch aus dem rechten Spektrum. Das rechtspopulistische Magazin Tichys Einblick spricht von einem „vernichtenden Urteil über die Coronapolitik der meisten Staaten“. Die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit warf Politik und Wissenschaft vor, falsch gelegen zu haben. Das ZDF zitiert eine Reaktion aus dem Telegram-Account eines Bloggers: „Es ging nie um Gesundheit, sondern um Kontrolle und Unterwerfung“.

Auch andere Medien haben die Studie aufgegriffen. Die Bild-Zeitung zitiert online einen FDP-Bundestagsabgeordneten, der die Maskenpflicht als „völlig überdreht und wissenschaftlich nicht haltbar“ bezeichnet. Was aber sagt die Studie tatsächlich aus?

Meta-Studie hat 78 Studien ausgewertet – nur sechs aus Corona-Pandemie

Für die Meta-Studie haben die Autor:innen Ergebnisse aus 78 Studien ausgewertet. Die Ergebnisse stützen sich somit aus Analysen mit insgesamt 611.000 Teilnehmer:innen. Es handelt sich aber nicht nur um Studien, die während der Corona-Pandemie durchgeführt wurden – das ist nur bei sechs der 78 relevanten Untersuchungen der Fall. Die übrigen Studien wurden vor der Pandemie veröffentlicht, die älteste 1980. Sie behandeln teils das Krankheitsgeschehen während Influenzaperioden, zum Beispiel 2009 oder 2016. 12 Studien vergleichen das Tragen von medizinischen beziehungsweise chirurgischen Masken mit dem Nichttragen von Masken.

Auf Basis dieser Daten kamen die Forscher:innen zu folgendem Schluss: Masken in der Öffentlichkeit zu tragen mache wahrscheinlich wenig oder keinen Unterschied in Bezug auf den Schutz vor Ansteckung. Auch ob eine medizinische Maske oder eine FFP2-Maske getragen wird, mache kaum einen Unterschied.

Die Meta-Studie wurde bereits mehrmals veröffentlicht – erstmals 2008. Damals wurden nur 51 Studien untersucht, Covid 19 spielte in ihnen noch keine Rolle. Auch das Ergebnis fiel anders aus: Die Forscher:innen lobten Masketragen als wirksame Maßnahme bei der Prävention der Ausbreitung der Erkrankung SARS.

Masketragen sinnlos? Autor:innen betonen Unsicherheit über Studienergebnisse

Die Autor:innen weisen im Text jedoch selbst darauf hin, dass die Aussagekraft ihrer Studie begrenzt sei. Faktoren wie das „hohe Risiko der Verzerrung in den Studien“ sowie Unterschiede in der Ergebnismessung erschweren es, eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen. Ähnliche Hinweise finden sich mehrmals im Text.

Aussagen darüber, wie wirksam Gesichtsmasken vor Infektionen schützen, lassen sich also schwer treffen. Genau so unklar sind sich Forscher:innen bezüglich ihren Aussagen zu unterschiedlichen Maskentypen. Der Studie zufolge schützen N95/P2-Atemschutzmasken und medizinische/chirurgische Masken ähnlich schlecht vor Infektionen. Doch auch hier sei man „sehr unsicher“.

Für das Ergebnis ihrer Studie – nämlich mangelnde Wirkung von Gesichtsmasken – schlagen die Forscher:innen selbst eine Reihe von Gründen vor, die nichts mit der eigentlichen Schutzwirkung der Masken zu tun haben. Darunter: schlechtes Studiendesign, unzureichend geprüfte Studien, unregelmäßiges Masketragen, gerade bei Kindern sowie die Qualität der verwendeten Masken. Über die Hände hätten Masken außerdem kontaminiert werden können. Auch Fehler im Umgang mit Masken können die Ergebnisse also verfälscht haben.

„Die Maske schützt – unter entsprechenden Bedingungen“

Aus der Studie geht also nicht klar hervor, wie gut Masketragen vor Infektionen schützt. Was heißt das für Menschen, die sich vor einer Ansteckung schützen wollen?

Das ZDF zitiert eine Empfehlung von Arzt und Medizinjournalist Christoph Specht: „Die Maske schützt, das ist überhaupt keine Frage – unter entsprechenden Bedingungen.“ Ihm Zufolge ist entscheidend, dass die Maske richtig getragen werde, also in der richtigen Größe und im privaten Bereich, wo die Virusübertragung auch wirklich stattfinde. Gerade in Privatbereichen wie Wohnungen werden Masken häufig nicht getragen. Viele tragen sie außerdem falsch – ein Utopia-Artikel klärt über verbreitete Fehler im Umgang mit FFP2-Masken auf.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!