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Lesenswerte Diskussion bei Twitter: Wie sollten wir über Fleischkonsum reden?

Lesenswerte Diskussion bei Twitter: Wie sollten wir über Fleischkonsum reden?
Foto: CC0 Public Domain – Unsplash/ szabo viktor, Screenshot: Twitter/ momakil

Veganismus ist ein Streitthema. Aber muss das so bleiben? Ein Twitter-Thread sammelt Meinungen – und Lösungsvorschläge.

Wer sowohl Veganer:innen als auch Fleisch-Liebhaber:innen im Bekanntenkreis hat, der weiß: Treffen beide aufeinander, kann es schnell hitzig werden. Doch geht das überhaupt anders? Und wenn nicht so, wie sollten wir dann über Fleischkonsum und Veganismus reden?

Ein Twitterthread zeigt verschiedene Ansichten dazu auf. Eröffnet wurde er vergangenen Montag. Als der Hashtag „vegan“ gerade wieder auf Twitter trendete, nutzte ein User die Gelegenheit, um seine eigenen Gedanken zum Thema niederzuschreiben.

„Jeder hat seinen eigenen Garten“

Der Urheber des Threads hat eine zweigeteilte Meinung zu Veganismus. Zum einen finde er es „gut und konsequent für vegane Ernährung zu werben und aufzuklären“. Andererseits verstehe er nicht „warum man so häufig versucht, mit möglichst drastischen Worten und Sprachbildern und Bildern, die noch immer fleischessenden Menschen zu missionieren. Das löst maximal Trotz aus.“

„Und wäre es nicht definitiv im Sinne des Tierleids besser, wenn möglichst viele Menschen möglichst bewusst konsumieren? Eben viel weniger Fleisch, als völligen Verzicht? Lieber selten und dafür in absolut bester Qualität?“, überlegt er weiter. „Man wird nicht alle überzeugen können. Aber man bleibt im Dialog und behält den Respekt dem Gegenüber bei. Das gilt hier für uns alle.“

Zum Schluss verglich der Twitter-User die eigene Ernährung noch mit Gartengestaltung. „Tipps sind toll und hilfreich und kommen häufig gut an“, erklärt er. Vorschriften über die Gartengestaltung der anderen seien weniger hilfreich.“

Reaktionen von Aktivist:innen und Omnivoren

Bis Dienstagmittag sammelten sich bereits zahlreiche Antworten aus verschiedenen Lagern unter dem Tweet. Einige davon waren wenig überraschend:

Zum Beispiel beklagten Vertreter:innen beider Seiten die zu emotionale/ ausgeprägte Reaktion der jeweils anderen. Die einen sprachen von „missionarischem Eifer“ und „verbaler Aufrüstung. Die anderen waren nicht weniger deutlich: „Mich nervt es, dass Leute, die dafür Geld bezahlen, dass Tieren für einen kurzen Genuss die Kehle durchgeschnitten wird, selber so sensibel sind wie ein zartes Gänseblümchen, dass sie von den Zuständen abgeschreckt werden, die sie finanzieren“, beschwerte sich zum Beispiel ein User.

Doch neben dem oft Gehörten gab es auch versöhnliche Töne – und ein paar hinterfragte Klischees. So bestätigten Twitter-Nutzer:innen zum Beispiel, dass nicht alle Veganer:innen missionieren. „Ich habe einen vegan lebenden Kumpel, der nur ein Wort darüber verliert, wenn man ihn fragt“, erklärte ein User. „Dann aber eindeutig.“ Er gab auch zu, dass es ihm schwer falle, auf Fleisch zu verzichten, obwohl er bereits vegetarisch gelebt habe. „Es steckt doch mehr dahinter als eine Meinung.“

Dieses Problem griffen andere Tweets auf. „Für viele ist vegan keine Alternative, weil sie nicht wissen, wie vielfältig es sein kann“, behauptete eine Userin. „Da anzusetzen, mit Rezepten und Wissen ist meiner Meinung nach sinnvoll. Quasi belohnen statt bestrafen.“ Der Vorschlag stieß auf Lob, aber auch auf Kritik – immerhin gebe es bereits „unzählige Rezepte“, zum Beispiel online, in Büchern oder in Zeitschriften.

Auf diese, und viele andere Weisen, kehrten die Kommentator:innen immer wieder zum eigentlichen Thema zurück: Ist es gerechtfertigt, sich in die Ernährungsweise anderer Menschen einzumischen? Und dabei Druck auszuüben?

Nein, meinen manche. Denn dann erreiche man nichts.  „[W]enn 1.000 Menschen kleinere Schritte machen, ist das besser als nichts. Immer dieses ganz oder gar nicht. Das schreckt eher ab.“

Ja, meinen andere, denn die Ernährung betreffe nicht nur die Menschen, die sie ausüben. Hierfür griff ein User den Gartenvergleich des Thread-Urhebers auf: „Wir reden hier nun mal nicht über die Gestaltung eines Gartens, bei dem man sich darüber uneins ist, wie man am besten den Rasen düngt.“ Stattdessen gehe es um das Leid fühlender Lebewesen. „Die einzigen, denen jeden Tag unsere Lebensführung gewaltsam aufgezwungen wird, sind die Tiere, die für Fleisch und Co. sterben.“

Utopia meint: Beide Seiten können den Dialog verbessern

Auf den ersten Blick unterscheidet sich dieser Twitter-Thread kaum von den zahllosen Diskussionen und Streits, die sich Aktivist:innen und Fleischfans täglich liefern. Doch wer sich einliest, kommt zu einem hoffnungsvollen Ergebnis: Beide Seiten wünschen sich einen besseren Dialog. Und erkennen an: Es gibt nicht „die Veganer:innen“, die einem alles vorschreiben, oder „die Fleischesser:innen“, die taub für Argumente sind – sondern sehr viel dazwischen.

Wer wirklich über Fleischkonsum reden möchte, muss den Standpunkt des Gegenüber zumindest anhören und anerkennen – egal, wo im Spektrum er oder sie sich befindet. Denn eine Diskussion lebt nicht nur davon, andere mit Argumenten zu überrennen, sondern auch selbst dazuzulernen, welche Probleme, Ansichten und Vorschläge das Gegenüber hat. Natürlich setzt das auch voraus, dass die andere Seite gesprächsbereit und offen ist.

Hier findest du mehr zum Thema, sowie allgemeine Infos und Tipps rund um Fleischkonsum:

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