Utopia Image

Macht der Bundesgesundheitsminister Werbung für Sidos Cannabis-Start-up?

Macht der Bundesgesundheitsminister Werbung für Sidos Cannabis-Start-up?
Foto: Screenshot X, Unsplash/Esteban López

Paul Würdig – besser bekannt als Rapper Sido – hat ein Start-up gegründet, das medizinisches Cannabis vertreiben will. Das Unternehmen namens Kejf drehte dazu ein Video mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Das Gespräch zwischen dem SPD-Politiker und sorgt nun für Kritik.

„Lasst uns das Schweigen um Cannabis brechen und Meinungen an einen Tisch bringen“, heißt es auf der Website des Cannabis-Start-ups Kejf, das Paul Würdig gemeinsam mit der Kölner Medical CNBS Pharma GmbH gegründet hat. Würdig ist Rapper und Unternehmer, besser bekannt als Sido.

In einem eigens produzierten Werbevideo setzt sich Würdig aber nicht mit irgendwem an einen Tisch – sondern mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Der SPD-Politiker ist die treibende Kraft hinter der geplanten Teil-Legalisierung des Cannabiskonsums.

Das 34-minütige PR-Video habe, wie Lauterbach selbst auf X (vormals Twitter) schreibt, „Spaß“ gemacht. Würdigs Firma Kejf scheint das ähnlich zu sehen: Sie wirbt offensiv mit Lauterbachs Gesicht auf der firmeneigenen Homepage. Diese macht etwa mit einem Bild auf, bei dem sich Würdig und der Spitzenpolitiker einen kräftigen Handschlag geben.

„Komisch, dass ein Minister indirekt Werbung für ein Unternehmen macht“

Einigen Beobachtern missfällt der Auftritt des Bundesministers, der qua Amt viel Verantwortung und Einfluss hat. Die Initiative Lobbycontrol kritisiert, Lauterbach habe sich „vor den Werbekarren spannen lassen.“

Wie der Spiegel berichtet, werfen zudem mehrere Start-up-Unternehmer:innen Lauterbach eine gewisse Wettbewerbsverzerrung vor. Es sei „komisch, dass ein Minister indirekt Werbung für ein Unternehmen macht“, wird ein Gründer zitiert.

Ein halbes Dutzend Instagram-Beiträge des Cannabis-Unternehmens präsentieren und zitieren Lauterbach. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums erklärt gegenüber dem Spiegel, dass Lauterbachs Video-Auftritt Teil einer Gesprächsreihe sei, die der „Künstler Sido“ angestoßen habe, „um über Cannabis zu informieren“. Ziel des Gesprächs sei außerdem gewesen, ein junges Publikum zu erreichen – und über die Gefahren des Cannabiskonsums aufzuklären. Der Plan ist dem Ministerium zufolge laut Spiegel „aufgegangen“.

Lauterbach habe „das nötige politische Fingerspitzengefühl missen lassen“

Timo Lange, Sprecher des Berliner Büros der Initiative Lobbycontrol, bewertet das Gespräch anders. „Bundesminister sollten sich nicht von einzelnen Unternehmen vor den Werbekarren spannen lassen“, sagt Lange. Der SPD-Politiker habe „das nötige politische Fingerspitzengefühl missen lassen“.

Würdigs Start-up Kejf will nach eigenen Angaben mit medizinischem Cannabis handeln. Die geplante 50-Gramm-Grenze hält der Unternehmer offenbar für zu niedrig, er selbst habe sich ein „anderes Level antrainiert“. Mehr Informationen zum Legalisierungsvorhaben der Bundesregierung gibt es hier: Einigung bei Cannabis-Legalisierung: Was das bedeutet

Quellen: Kejf.de, Kejf PR-Video, X (vormals Twitter), Spiegel

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!