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Metallzacken gegen Obdachlose: Stadtsparkasse reagiert auf Vorwürfe

Metallzacken gegen Obdachlose: Stadtsparkasse reagiert auf Vorwürfe
Foto: Pixabay / inproperstyle / Screenshot Twitter / Ronen Steinke

Da sich Kund:innen in einer Münchner Sparkassen-Filiale angeblich unsicher fühlten, stellte die Stadtsparkasse Metallzacken gegen Obdachlose auf. Ein Bild davon machte auf Twitter die Runde. Inzwischen hat auch die Sparkasse selbst reagiert.

Eine Münchner Sparkassen-Filiale wurde Herzlosigkeit vorgeworfen. Der Grund: Metallzacken, die die Stadtsparkasse aufgestellt hat, um Obdachlose von einer Übernachtung abzuhalten. Ein SZ-Journalist hatte auf die Maßnahme auf Twitter aufmerksam gemacht. Er postete ein Bild der Metallzacken und kommentierte dazu: „Shame on you, Sparkasse“. „Wenn ein Obdachloser nachts in eurem Schalterraum schlafen möchte, dann nicht, weil es ihm zu gut geht.“

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, bezog der Sprecher der betroffenen Sparkasse Stellung. Demnach seien die Zacken vor längerer Zeit im Rahmen eines Umbaus angebracht worden: „Denn an diesem Standort kam es in der Vergangenheit immer wieder zu größeren Kundenbeschwerden, nachdem der Geldautomatenraum von Obdachlosen und auch anderen Gruppen als Aufenthaltsort genutzt wurde.“ Sparkassen-Kund:innen hätten sich nicht sicher gefühlt, abends in Anwesenheit der Obdachlosen Bankgeschäfte zu erledigen, so das Argument. Außerdem habe der Raum weder Toiletten noch Müllbehälter.

„Defensive Architektur“ gegen Obdachlose nichts Neues?

Gleichzeitig äußerte der Sprecher „vollstes Verständnis für die Situation der Menschen, die in diesen Tagen keine warme Unterkunft haben.“ Er verwies jedoch auf die Hilfsangebote in München, sowie Unterkünfte, die die Stadt den Betroffenen böte. Die Münchner Stadtsparkasse spende häufig an Vereine und Organisationen, die Obdachlose unterstützten.

Verena Zillig, Geschäftsführerin der Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern, bedauert solche Maßnahmen. „Diese Art von sogenannter ‚defensiver Architektur‘ ist nichts Neues und kommt häufiger vor, zum Beispiel bei Sitzbänken im öffentlichen Raum. Bei diesen werden die einzelnen Plätze mit Armlehnen getrennt, sodass man sich dort nicht ausgestreckt hinlegen kann“, zitiert die dpa sie.

Großes Hilfsangebot, aber viele Notunterkünfte lassen keine Tiere zu

Und weiter: „In Bayern sind die Kommunen für die Notunterbringung von obdachlosen Menschen zuständig. Nach allgemeinen Informationen gibt es zumindest in München wohl genügend Plätze.“ Nicht alle Betroffenen kämen jedoch in den Noteinrichtungen unter. Die Gründe können Unwissenheit, Angst vor Diebstahl oder Gewalt sein. Ein weiterer Punkt: Notunterkünfte lassen in der Regel keine Tiere zu – Obdachlose können dann etwa ihre Hunde nicht mitnehmen.

Der Twitter-Post des Journalisten erhielt viel Zuspruch. Einige User:innen beklagten, dass Obdachlosen zu wenig geholfen würde. Und solange das so sei, müssten Personen „den Anblick von Armutsbetroffenen ertragen“, heißt es mitunter. Andere wiederum könnten das Unwohlsein der Kund:innen, wie es die Sparkasse schildert, nachvollziehen.

Mehr dazu: Umstrittenes „Bettler“-Schild bei Rewe – wie soll man mit Obdachlosen umgehen?

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