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Studie liefert Hinweis: Mikroplastik als Katalysator für Tumore

Mikroplastik
Foto: Pcess609 / stock.adobe.com

Wie sehr schadet Mikroplastik dem menschlichen Körper? Forscher:innen gehen dieser Frage kontinuierlich nach. Eine neue Studie weist darauf hin, dass die winzigen Plastikteilchen eine Rolle bei Krebserkrankungen spielen.

Ein Forschungsteam aus Österreich und Deutschland konnte in einer neuen Studie nachweisen, dass winzige Plastikteilchen in menschlichen Darmkrebszellen nicht abgebaut, sondern stattdessen während der Zellteilung an Tochterzellen weitergegeben werden.

Die Studie, geleitet von Verena Pichler von der Universität Wien und Lukas Kenner von der Medizinischen Universität Wien, wurde im Fachjournal Chemospheres veröffentlicht. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, beleuchtet sie die mögliche Rolle von Mikroplastik bei der Metastasierung von Tumoren.

Die Forscher:innen konzentrierten sich auf Plastikpartikel mit Durchmessern von 0,25, 1 und 10 Mikrometern. Dabei stellten sie fest, dass insbesondere die 0,25 Mikrometer kleinen Partikel die Bewegung der Zellen erhöhten.

Mikroplastik und Krebs: Weitere Forschung nötig

Diese Zellmigration ist ausschlaggebend dafür, wie invasiv Krebs ist – also, ob er zum Beispiel auf andere Organe übergreift. Wie die dpa schreibt, hat das Forschungsteam unter anderem in Live-Aufnahmen die Wanderung der Zellen verfolgt.

„Wichtig ist, dass die Partikel während der Teilung zwischen Mutter- und Tochterzellen verteilt wurden, ohne dass es Anzeichen für eine Eliminierung gab„, wird das Forschungsteam zitiert. Inwieweit die bisherigen Laborversuche jedoch auf lebende Menschen übertragbar sind, muss noch untersucht werden.

Menschen nehmen offenbar kontinuierlich Mikro- und Nanoplastik durch Nahrung und die Atemluft auf. Nach Schätzungen von australischen Wissenschaftler:innen aus dem Jahr 2019 kann es sich um 0,1 bis 5 Gramm pro Woche handeln. Utopia berichtete. 5 Gramm entsprechen dem Gewicht einer EC-Karte. Die Forscher:innen gingen damals von einem Größenbereich der Teilchen bis zu einem Millimeter aus. 

„Bisher wenig erforschter Problembereich“

In der aktuellen Studie stellten die Forschenden fest, dass die körpereigenen Lysosomen, die normalerweise Fremdkörper abbauen, bei Plastikteilchen versagten. Die Partikel sammelten sich beim Versuch in den Zellklümpchen an und könnten so die Tumorentwicklung fördern. Die Zellteilung sei dabei aber nicht beeinträchtigt worden. 

Die Beobachtungen wiesen darauf hin, dass die Plastikteilchen versteckte Katalysatoren für Tumore sind, „insbesondere durch die Verstärkung der Zellmigration und die mögliche Förderung der Metastasierung“, schreiben die Forscher:innen. „Eine Erkenntnis, die Licht auf einen bedeutenden und bisher wenig erforschten Problembereich wirft.“

Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist darauf hin, dass die Datenlage zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik noch lückenhaft ist und eine abschließende Risikobewertung daher bislang nicht möglich ist.

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