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Recherche klagt an: Profi-Fußballer haben Frauen systematisch misshandelt

Gewalt ist ein großes gesellschaftliches Problem
Foto: unsplash / engin akyurt

Jüngste Investigativ-Recherchen decken die Systematik auf, mit der Frauen von ihren Ex-Partnern – allesamt Profi-Fußballer – psychisch und physisch missbraucht worden sein sollen. Es ist die Rede von Gewalt, Spyware und fingierten Skandalgeschichten.

Triggerwarnung: Der Artikel thematisiert psychische und physische Gewalt sowie das Thema Tod. Wenn du Bedenken hast, dass dich das Thema belasten könnte, überlege vorab, ob du den Artikel lesen möchtest. 

Profi-Fußballer und deren Berater sollen Schweigepflichtserklärungen einsetzen, um physische und psychische Gewalt gegen Partnerinnen systematisch zu verdecken. Das ergaben Investigativ-Recherchen von Correctiv und der Süddeutschen Zeitung. Demnach berichten mehrere Frauen, die – wie es heißt – mit „bekannten Profifußballern“ liiert waren, von emotionalem und juristischem Druck, der auf sie ausgeübt worden sein soll.

Gewalt, Spyware, fingierte Skandalgeschichten

Einige der Frauen gaben an, ihre Ex-Partner hätten gedroht, Drogen bei ihnen zu verstecken – oder fingierte Skandalgeschichten zu verbreiten – sollten sie sich gegen die Gewalt zur Wehr setzen. Mehrere Betroffene sollen der Recherche zufolge befürchtet haben, dass ihr Privatleben unter anderem mit Trackern oder Spyware auf ihren Telefonen ausspioniert wurde. Teilweise liegen Hinweise vor, dass Manager:innen und Berater:innen der Spieler dabei im Hintergrund agierten.

Aber Vereine, Manager:innen, Berater:innen, Spieler sowie der Fußballverband, lehnten laut SZ Stellungnahmen größtenteils ab, antworteten nicht oder ausweichend. Vieles werde demnach als private Angelegenheit der Spieler abgetan, heißt es in dem Bericht.

Die Vorwürfe betreffen sechs ehemalige deutsche Nationalspieler, einen Bundesligaspieler. „Zwei sind oder waren im Kader einer Mannschaft in einer der höchsten Spielklassen in Europa“, erklärt Correctiv. Die Männer bestreiten die Vorwürfe. Allerdings sollen Textnachrichten, Gerichtsunterlagen, Fotos, Videos und andere Dokumente die Angaben der Frauen stützen.

„Er probiert, mir mein Leben zur Hölle zu machen“

Eine Betroffene, die in der Recherche zu Wort kommt, ist Teresa Schwarz. Ihr Name wurde geändert, sie soll mit einem erfolgreichen Bundesliga-Spieler zusammengewesen sein. Noch heute soll sie in Angst vor ihm leben. Sie sagt: „Er probiert, mir mein Leben zur Hölle zu machen. Der wird nicht aufhören.“ Fotos zeigen laut SZ ihren Körper, der mit Prellungen und „großen blauen Flecken“ übersät gewesen sein soll. Im Fall von Schwarz und ihrem Ex-Partner deutet einiges darauf hin, dass Menschen im beruflichen Umfeld des Fußballers schon vor vielen Jahren über die Gewalt in der Beziehung Bescheid wussten.

Als ihr ein Trennungsvertrag mit Verschwiegenheitsklausel mit regelmäßigem Unterhalt für sie und die Kinder vorgelegt worden sei, habe Schwarz unterschrieben. Doch es kam dem Bericht zufolge immer wieder zu Übergriffen seitens des Mannes, während die Klausel wie ein Knebel wirke.

Der Fall Jerome Boateng

Ein anderer Fußballprofi, der thematisiert wird, ist Jerome Boateng. Laut Correctiv und SZ gibt es neue Hinweise zu Gewalt und Manipulation gegen dessen ehemalige Partnerinnen Sherin S. und Kasia Lenhardt. Lenhardt wurde Anfang 2021 tot in Boatengs Berliner Wohnung aufgefunden, ein Fremdverschulden schlossen die Ermittler:innen aus.

Dem Bericht zufolge soll Lenhardt gedrängt worden sein, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben. Von „’Absolutem Stillschweigen‘ bezüglich ihrer Beziehung“, ist die Rede. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen Boateng – auch wegen Körperverletzung gegen Lenhardt, schreiben Correctiv und SZ. Der Fußballprofi selbst hat dies über seine Anwält:innen bislang bestreiten lassen.

Vor gut einem Jahr wurde Boateng in einem anderen Fall schuldig gesprochen. Das Amtsgericht München verurteilte ihn wegen Körperverletzung an seiner Ex-Freundin Sherin S. zur Zahlung von 1,8 Millionen Euro. Boateng soll sie geschlagen, geboxt und ihr in den Kopf gebissen haben. Das Gericht ging in seinem Urteil zumindest von einem Faustschlag ins Gesicht aus. Boateng streitet die Vorwürfe ab und fechtet das Urteil an.

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