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Ryanair: Wissenstest-Zwang für Südafikaner:innen – Betroffene sind entsetzt

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Foto: CC0 Public Domain Pixabay/ DirkDanielMann

Südafrikaner:innen könnten beim nächsten Flug mit Ryanair eine Überraschung erleben. Die Airline erlaubt Passagier:innen das Boarding teils erst, wenn sie zuvor ein Quiz über das Land absolvieren, um so ihre Identität zu beweisen. Betroffene zeigen sich mit Blick auf die überwundene Apartheid entsetzt.

Die Airline Ryanair verlangt neuerdings Wissenstests. Vor dem Boarding müssen südafrikanische Passagier:innen 15 Fragen zu ihrem Herkunftsland beantworten, das geht aus übereinstimmenden Medienberichten hervor. Ryanair begründet die Maßnahme mit einer hohen Zahl gefälschter südafrikanischer Pässe – der Test soll also dazu dienen, die Identität zu beweisen. Die Fragen drehen sich zum Beispiel um die Vorwahl des Landes, oder darum, wie die Hauptstadt heißt. Im Vorhinein angekündigt wird der Test laut Spiegel offenbar nicht. Angewendet werden die Tests wohl auf Flügen nach Großbritannien. Laut BBC könnten auch weitere europäische Flüge von Ryanair betroffen sein.

Auch ob alle Reisende mit südafrikanischem Pass das Quiz absolvieren müssen oder nur ausgewählte Personen, ist noch unklar – ein Statement des Konzerns deutet auf letzteres hin.

Fragebogen in Afrikaans oft unveständlich und weckt Erinnerungen an Apartheid

Fluggäste zweifeln am Nutzen des Fragebogens, von dem bereits Bilder auf Twitter veröffentlicht wurden. Zum einen enthält das Dokument offenbar Rechtschreib- und Grammatikfehler. Zum anderen stellt Ryanair den Test offenbar ausschließlich in Afrikaans zur Verfügung. Laut einem Zensus von 2011 ist Afrikaans die Muttersprache von rund 13 Prozent der südafrikanischen Bevölkerung, Sprachen wie Zulu und IsiXhosa sind verbreiteter.

Nicht jede:r Südafrikaner:in spricht also Afrikaans. Die Sprache stammt aus der Kolonialzeit und war eine der offiziellen Sprachen während Apartheid. Apartheid war ein System der institutionalisierten rassistischen Unterdrückung, bei dem nicht-weißen Bürger:innen grundlegende Menschenrechte verwehrt wurden, zum Beispiel das Wahlrecht. In Südafrika wurde Apartheid in den 1990er Jahren abgeschafft. Bis dahin war Afrikaans unter anderem in Schulen verpflichtend.

Auch heutzutage weckt die Sprache noch Emotionen. Das zeigen unter anderem die Erfahrungen von Dinesh Joseph, einem Südafrikaner, der von Lanzarote nach London fliegen wollte. Auch ihm wurde der Test vorgelegt und das Boarding vorerst verweigert – obwohl er kein Afrikaans spricht. „Es ist gefühllos und unsensibel, Menschen zu zwingen, einen Test zu schreiben, der so viele Emotionen hervorruft – die Sprache der Apartheid war Afrikaans“, erklärte Joseph gegenüber der BBC Newshour. Er betonte, dass er sich „unterdrückt“ fühle, und erklärte, dass das Sprechen von Afrikaans nichts damit zu tun hat, wie südafrikanisch jemand ist. Laut Financial Times hat Joseph offiziell Beschwerde gegen den Test von Ryanair eingelegt.

Die BBC hatte bei Ryanair angefragt, wieso der Test in Afrikaans absolviert werden muss, und nicht in einer anderen südafrikanischen Sprache, aber von der Airline keine Antwort erhalten.

Ryanair verteidigt Fragebogen für südafrikanische Passagiere

Dass Ryanair den Test tatsächlich einsetzt, hat die Airline gegenüber der Financial Times inzwischen bestätigt: „Aufgrund der hohen Zahl gefälschter südafrikanischer Pässe verlangen wir von Passagieren, die nach Großbritannien reisen, das Ausfüllen eines einfachen Fragebogens in Afrikaans“, zitiert u.a. der Spiegel die Airline. „Wenn sie nicht in der Lage sind, diesen Fragebogen auszufüllen, wird ihnen die Reise verweigert und sie erhalten eine volle Rückerstattung.“

Die Maßnahme scheint alleine von der Airline auszugehen. Das britische Hochkommissariat erklärte am Freitag auf Twitter, der Test sei keine Vorgabe der britischen Regierung. Ähnliches hat auch das irische Außenministerium inzwischen bestätigt.

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