Utopia Image

UN-Flüchtlingswerk lehnt Begriff „Geflüchtete“ ab

flüchtlinge geflüchtete boot
Foto: CC0 Public Domain - Pixabay/ geralt

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR lehnt den Begriff „Geflüchtete“ ab. Ein Sprecher erklärt, wieso die Bedeutung problematisch ist und warum Flüchtlinge die bessere Wortwahl sei.

Heißt es Flüchtlinge oder Geflüchtete? Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat zu dieser Frage gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) Stellung bezogen – und spricht sich klar für das Wort Flüchtlinge aus.

Wir betrachten das Wort Geflüchtete als abwertend und benutzen es nicht„, so der UNHCR-Sprecher in Deutschland, Chris Melzer. Geflüchtet sei jede:r schon einmal, zum Beispiel vor einem Regenguss oder einer unangenehmen Pflicht.

Zwischen den Begriffen Flüchtlinge und Geflüchtete gibt es Unterschiede in der Bedeutung.

Der Unterschied zwischen Flüchtlinge und Geflüchtete

Das Wort Flüchtling ist ein juristischer Begriff. Er wurde 1951 durch die Genfer Flüchtlingskonvention definiert und hat Melzer zufolge „eine Schärfe und Stärke, die Menschen schützt.“ Flüchtlingen steht unter anderem noch vor Feststellung des sogenannten Flüchtlingsstatus ein Anspruch auf eine individuelle Schutzprüfung zu. Aus diesem Grund könne der Begriff nicht aufgegeben werden, findet auch die Organisation Pro Asyl, welche sich schon 2016 ebenfalls gegen den Begriff „Geflüchtete“ aussprach.

Der Begriff Geflüchtete hat keinen Rechtsstatus. Zudem merkt Melzer an, dass auch Straftäter:innen, die aus polizeilichem Gewahrsam ausbrechen, als „Geflüchtete“ bezeichnet werden. Er bezieht also mehr Personengruppen mit ein. „Kriminelle oder vor einem Regenguss Geflüchtete in einen Topf mit Menschen zu werfen, die wegen Widerstands gegen ein Regime oder vor einem Krieg fliehen mussten, um das nackte Leben zu retten, ist unangemessen“, so der Sprecher.

Ist der Begriff „Flüchtling“ negativ konnotiert?

Ist der Begriff Flüchtling problematisch? Zum einen besitzt er nicht wirklich eine weibliche Form. Wer über eine Frau auf der Flucht schreibt, mag allein deshalb eher zum Begriff „die Geflüchtete“ tendieren. Kritiker:innen merken auch an, dass die Endung „-ling“ als „entmenschlichend“ oder „herabwürdigend“ empfunden werden können, enden doch viele negative Begriff wie „Feigling“ oder „Dümmling“ darauf.

Schließlich scheint es, als würde der Begriff zunehmend negativ konnotiert. Auch rechte Parteien wie die AfD oder NPD machen immer wieder Stimmung gegen Menschen mit Migrations- und/oder Fluchthintergrund. Ihre Darstellung von Flüchtlingen ist von der Behauptung geprägt, dass Deutschland zu viele von ihnen aufnehmen würde.

Die Organisation Pro Asyl stimmt auf ihrer Website zu, dass der Begriff Flüchtlinge in den letzten Jahren vermehrt auch in negativen Zusammenhängen gebraucht wurde. In rechten Kreisen würde aber auch zunehmend von „illegalen Einwanderern“ gesprochen.  

„Flüchtling“ beinhaltet laut Pro Asyl die Suche nach Schutz

Laut Pro Asyl macht der Begriff Flüchtling klar: „Die da kommen nicht, weil sie es auf unser schönes Land abgesehen haben, sondern weil sie auf der Flucht sind vor Horror und Leid – und auf der Suche nach Schutz.“

Schließlich würde der Begriff auch an die Folgen der NS-Diktatur erinnern. „Flüchtlinge waren vor allem unsere Eltern und Großeltern, die nach dem Krieg ihr Eigentum verloren, mit Karren zu Fuß nach Westen zogen und Schauerliches erlebten. Die Erinnerung daran ist in vielen Familien noch heute sehr lebendig“, heißt es auf der Website.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!