Utopia Image

Verpackungscheck bei Aldi, Edeka und Co.: DUH nimmt Supermärkte unter die Lupe

Verpackungsmüll in Lebensmittelhandel
Fotos: Pixabay - auntmasako / Unsplash - Nick Fewings

Viel versprochen und wenig getan: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat in einem großangelegten Test untersucht, wie deutsche Supermärkte ihre Waren verpacken und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis. Bio-Märkte schneiden deutlich besser ab als konventionelle Supermärkte oder Discounter. Verbesserungsbedarf gibt es allerdings bei allen.

Dass Verpackungsmüll in der Lebensmittelbranche ein großes Problem ist, ist nichts Neues. Auch, dass das Thema Verbraucher:innen immer wichtiger wird, erstaunt nicht. Aufgrund dessen werben (Bio-)Supermärkte und Discounter immer häufiger damit, dass auch sie sich gegen Verpackungsmüll und für mehr Recycling und Mehrwegsysteme einsetzen.

Aber werden diese Versprechen auch eingehalten? Das hat die Deutsche Umwelthilfe jetzt in einem groß angelegten Test überprüft. Dafür wurden zwölf Lebensmittelhändler unter die Lupe genommen. Die DUH analysierte die Werbeversprechen der Supermärkte und führte stichprobenartige Besuche in Filialen durch. Des Weiteren bestand für die Händler die Möglichkeit, an einer freiwilligen Umfrage teilzunehmen. Ausgewählt wurden die zwölf Märkte nach ihrem Marktanteil, der gesammelt bei einem Wert von über 75 Prozent liegt. Auch drei Biohändler, nämlich Alnatura, Denn’s Biomarkt und Bio Company, wurden im Test überprüft. Untersucht wurden insgesamt fünf Produktkategorien.

Obst & Gemüse: Biomärkte als Vorreiter

In der Kategorie „Obst und Gemüse“ untersuchte die DUH die Verpackung von robusten Sorten, wie beispielsweise Äpfeln und Karotten, also solchem Obst und Gemüse, das auch gut ohne Verpackung oder Netz auskommt. Alle Biohändler schnitten mit einer guten Bewertung ab, vorneweg Alnatura. Laut DUH-Test bot der Biomarkt nur rund ein Prozent an frischem Obst und Gemüse in Verpackung an. Sehr schlecht sieht es allerdings bei den Discountern wie Netto und Aldi (Nord und Süd) aus. Dort waren jeweils über 70 Prozent des Obst und Gemüses verpackt. Rewe und Edeka schlagen sich im, deutlich verbesserungswürdigen, Mittelfeld mit jeweils ca. 50 Prozent Verpacktem.

Anzahl verpacktes Obst und Gemüse im DUH Verpackungscheck.
(Grafik: DUH / Anke Thiele)

Insbesondere bemängelte die DUH die Verpackungen von Bio-Lebensmitteln in konventionellen Supermärkten und Discountern. Hier war es vermehrt der Fall, dass Bio-Obst und Gemüse in Plastik oder Papier verpackt war. Eine Abgrenzung zu konventionellen Lebensmitteln sei auch ohne Verpackung möglich, etwa durch räumliche Trennung. Bio-Lebensmitteln extra eine Verpackung aufzudrücken, sei nur ärgerlich, so die DUH.

Getränke: Bis zu 100 Prozent Einweg bei Discountern

Auch bei Getränken zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen Bio und konventionellen Händlern. Als die drei besten im Test schnitten wieder die Biomärkte ab, diesmal mit Denn’s Biomarkt an der Spitze. Nur acht Prozent des Denn’s Getränkesortiments wurde in Einwegflaschen angeboten. Ein sehr ernüchterndes Ergebnis erhielten in dieser Kategorie Lidl und erneut beide Aldi-Märkte: Im gesamte Getränkesortiment der Discounter gab es keine Mehrwegflaschen. Supermärkte wie Edeka und Kaufland schnitten mittelmäßig ab, mit deutlich Luft nach oben.

Häufig Einwegverpackungen bei Milch und Joghurt.
Häufig Einwegverpackungen bei Milch und Joghurt. (Foto: Unsplash - Eduardo Soares)

Milch & Joghurt: Nur mittelmäßige bis schlechte Ergebnisse

In der Kategorie „Milch und Joghurt“ konnte die DUH keine einzige „gute“ Note verteilen. Kein Händler, auch nicht Biohändler, überzeugte im Test. Alle der getesteten Märkte boten mehr als 60 Prozent des Joghurt- und Milch-Sortiments in Einwegverpackungen an. Bio-Märkte schlugen sich besser als konventionelle Supermärkte und Discounter, lagen allerdings auch nur im Mittelfeld. Auch hier schnitt wieder Denn’s Biomarkt am besten ab. Alle anderen konventionellen Märkte verzeichnen eine Quote von über 80 Prozent an Einwegverpackungen für Milch oder Joghurt, fünf davon boten ausschließlich Einwegoptionen an.

Selbstbedienungs- und Frischetheken: Nicht genug Optionen

Zudem wurde getestet, ob Artikel wie beispielsweise Brot, Käse und Wurst oder auch Nudeln, mit selbst mitgebrachten Behältern gekauft werden konnten. Die DUH besuchte dafür jeweils vier Filialen der getesteten Lebensmittelhändler. Besonders gut funktionierte das bei der Bio Company, dort war es in 81 Prozent der Stichproben möglich, Lebensmittel in eigene Behältnisse einzufüllen oder einfüllen zu lassen. Auch in den anderen beiden Bio-Märkten war dies in mehr als 60 Prozent der Fälle möglich. Die restlichen getesteten Märkte, bis auf Kaufland, schnitten alle schlecht ab. Dort war es meist nicht möglich, Mehrwegbehältnisse zum Kauf zu benutzen.

Nutzung von Mehrwegbehältnissen im DUH Check.
(Grafik: DUH / Anke Thiele)

Seife & Spülmittel: Dringender Verbesserungsbedarf

Schlechte Ergebnisse gab es in der Kategorie „Seife und Spülmittel“ für alle Händler im Test. Abfüllstationen für (selbst mitgebrachte) Mehrwegbehältnisse gab es in keinem der untersuchten Märkte. Die einzigen verpackungssparenden Maßnahmen die es zu finden gab, waren Nachfüllpackungen oder recyclingfähige Plastikbehältnisse für die untersuchten Produkte Handseife und Spülmittel. Aber auch hier gibt es großen Nachholbedarf. „Auffällig war im Test über alle Filialen hinweg, dass es gerade im Geschirrspülmittelbereich nahezu keine Nachfüllpackungen gab: ins Verhältnis zu den neuen Flaschen bzw. Spendern gesetzt, erreichten Nachfüllpackungen für Geschirrspülmittel noch nicht Mal einen Anteil von einem Prozent.“ schreibt die DUH.

Seifen gibt es in Supermärkten oft nur in Plastikverpackungen.
Seifen gibt es in Supermärkten oft nur in Plastikverpackungen. (Foto: Pixabay - May_hokkaido)

Das Endergebnis: ernüchternd

Für das Fazit der DUH wurden die Noten, die die Lebensmittelhändler in den einzelnen Kategorien erzielten, zusammen gezählt und zu einem Ergebnis zusammengefasst. Die drei Biomärkte schnitten gut ab. Im Großen und Ganzen wird hier die richtige Richtung vorgegeben. In manchen Kategorien sieht die DUH aber auch hier Bedarf, Verpackungsmüll zu reduzieren.

Die konventionellen Supermärkte und Discounter hingegen erhielten von der DUH alle die rote Karte – also ein schlechtes Ergebnis. Sie setzen noch viel zu stark auf Einwegverpackungen und unnötiges Verpackungsmaterial. Rewe, Kaufland und Edeka schneiden etwas besser ab als die Discounter, da sie jeweils in zwei der untersuchten Kategorien eine mittlere Bewertung erhielten.

Die DUH stellt im Fazit klar: „Die schlechten Testergebnisse belegen, dass Discounter und klassische Supermärkte eine Verpackungswende aus eigener Kraft nicht herbeiführen. Ohne konsequente rechtliche Vorgaben verlieren sich viele der Handelsketten in Einzelmaßnahmen, ohne das Abfallproblem in der Breite zu lösen. Dabei haben insbesondere große Supermarktketten die Möglichkeit mit ihrer Marktmacht eine Abfallreduzierung bei Markenartikeln und erst recht bei ihren Eigenmarken herbeizuführen.“ Den gesamten Verpackungscheck kannst du hier einsehen.

Verpackungsfreier Laden
Bei verpackungsfreien Optionen gibt es im Lebensmittelhandel noch viel Nachholbedarf. (Foto: © Utopia)

Utopia meint: Das Ergebnis des Verpackungschecks der Deutschen Umwelthilfe zeigt, dass Umweltschutz bis jetzt nur vereinzelt im Einzelhandel angekommen ist. Eine politische Vorgabe, die Lebensmittelhändler zum Sparen von Ressourcen und Verpackung anhält, wäre ein wichtiger und dringender Schritt. Derzeit ist so eine gesetzliche Regelung allerdings leider noch nicht in Sicht.

Deshalb ist es besonders wichtig, dass jede:r einzelne von uns etwas gegen den unnötigen Verpackungsmüll unternimmt. Hier haben wir 15 einfache Tipps gesammelt, die es dir möglich machen, im Supermarkt Verpackungen zu sparen.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: