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Männer werden leichter krank: Immunologin erklärt, wieso

Was ist dran am sogenannten "Männerschnupfen"? Immunologin klärt auf
Foto: CC0 Public Domain– Pexels/ cottonbro studio

Sind Männer öfter krank als Frauen? Und gibt es wirklich einen „Männerschnupfen“? Eine Immunologin zeigt auf, wie sehr und wieso das Geschlecht das Immunsystem beeinflusst.

Leiden Männer* stärker unter Erkältung oder Grippe als Frauen – oder sind sie besonders wehleidig, wenn sie krank sind? Letzteres wird durch sarkastische Begriffe wie „Männerschnupfen“ immer wieder suggeriert.

Immunologin Martina Prelog erklärt im Gespräch mit der Apotheken Umschau, wie sich das Immunsystem von Männern und Frauen unterscheidet. Sie ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und leitet die Laborarbeitsgruppe Spezielle Immunologie in der Kinder- und Poliklinik am Uniklinikum Würzburg.

„Männerschnupfen“: Wieso Männer leichter krank werden

Die Expertin räumt ein, dass das Phänomen „Männerschnupfen“ auch mit gesellschaftlichen Annahmen und subjektiver Wahrnehmung zusammenhängt. „Männer bewerten es subjektiv anders als Frauen, wenn sie etwa eine Erkältung oder eine Grippe haben, und bringen die Beschwerden oftmals stärker zum Ausdruck“, so die Expertin.

Trotzdem werden Männer laut Prelog auch objektiv leichter krank und fangen sich häufiger Infekte wie Viruserkrankungen, bakterielle Erkrankungen und Pilzerkrankungen ein. Zudem würden sie beim gleichen Infekt oft schwerer erkranken als Frauen. „Bei COVID-19 etwa landen Männer 1,7 mal häufiger auf der Intensivstation und ihre Sterblichkeit ist 1,3 mal höher als bei Frauen“, erklärt die Immunologin. „Auch Hepatitis B und C-Infektionen verlaufen bei Männern schwerer.“ Die Abweichungen lassen sich auf Unterschiede im Immunsystem zurückführen.

Immunologin: Frauen haben „deutlich besseres Immunsystem“

Der Expertin zufolge ticke das männliche Immunsystem anders als das weibliche. Frauen würden bis zur Menopause über ein „deutlich besseres Immunsystem“ verfügen, das Infektionen unter anderem aggressiver bekämpft.

Prelog räumt aber ein, dass dies auch Nachteile birgt: Frauen würden demnach häufiger an überschießenden Immunreaktionen leiden, die Autoimmunerkrankungen und chronische Entzündungserkrankungen auslösen können.

Die unterschiedliche Immunantwort hat verschiedene Ursachen. Die Immunologin verweist unter anderem auf das zweite X-Chromosom, über das Frauen verfügen. Auf diesem würden sich viele Gene für immunrelevante Faktoren befinden, zum Beispiel für das Erkennen von Viren. Laut aktuellem Wissensstand ist das zweite Chromosom bei vielen Frauen teilweise aktiv. „Die Beteiligung des zweiten X-Chromosoms erklärt die bessere Immunantwort und die besseren Abwehrmechanismen von Frauen“, so die Expertin.

Schuld an Männerschnupfen? Testosteron hemmt Immunantwort

Doch auch Hormone beeinflussen das Immunsystem. Östrogen etwa sorge für mehr Antikörper und rege Entzündungsfaktoren und -botenstoffe an. Die Immunologin vermutet, dass sie Frauen im gebärfähigen Alter stärken sollen, damit diese etwa Schwangerschaften gut überstehen. Ab der Menopause sinke der Hormonspiegel und Erkrankungen bei Frauen würden zunehmen.

Das männliche Sexualhormon Testosteron würde dagegen die Immunantwort eher hemmen. „Es schränkt etwa die Funktion von Natürlichen Killerzellen ein – spezielle Abwehrzellen im Kampf gegen beispielsweise Viruserkrankungen“, erklärt Prelog.

Auch wichtige Faktoren: „Männerberufe“ und Lebensstil

Auch bestimmte „typische Männerberufe“ könnten dem Immunsystem schaden, weil die Arbeiter in ihnen bestimmten Umweltstoffen wie Feinstaub ausgesetzt sind.

Schließlich verweist die Immunologin auf einen letzten, „ganz wesentlichen“ Faktor: den Lebensstil. Männer würden sich nicht nur durchschnittlich schlechter als Frauen ernähren, sondern auch tendenziell eher rauchen und Alkohol trinken. Dabei kann Nikotin das Immunsystem massiv schwächen, wie Prelog mit verweis auf Studien betont. Alkohol wiederum schadet der Leber, die für den Stoffwechsel und damit für das Immunsystem wichtig ist.

*gemeint ist das biologische Geschlecht

Verwendete Quellen: Apotheken Umschau

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