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„Wichtiger als Geld ist die Anerkennung“: Frau erhält von Ex-Mann 200.000 Euro für Hausarbeit

Rund 200.000 Euro Entschädigung erhält die Spanierin Ivana Moral für 25 Jahre unbezahlte Hausarbeit.
Foto: CC0 / Pixabay / Khaligo

Rund 200.000 Euro Entschädigung erhält die Spanierin Ivana Moral für 25 Jahre unbezahlte Hausarbeit von ihrem Ex-Mann. Zunächst schien ein solcher Gerichtsprozess völlig aussichtslos. Heute ist Ivana Moral froh, diesen Weg gegangen zu sein.

Ivana Moral hatte ihren Ex-Mann verklagt, nachdem er sie jahrelang ohne Bezahlung arbeiten ließ und nach der Scheidung keinen Unterhalt zahlen wollte. Moral hatte ihre Möglichkeit in Artikel 1438 des Bürgerlichen Gesetzbuchs gefunden, der besagt, dass Hausarbeit als Beitrag zu den Kosten der Ehe gilt. Die Entscheidung des Gerichts, Morals Ex-Mann Pablo zu 204.624,86 Euro zu verklagen, ist in Spanien das erste Urteil dieser Art. Zusätzlich muss Pablo seiner Frau und seinen beiden Töchtern monatlichen Unterhalt zahlen.

Der finanzielle Aspekt ist für Ivana Moral jedoch nicht der wichtigste Teil der Gerichtsentscheidung: „Wichtiger als das Geld ist aber die Anerkennung für alles, was ich geleiste habe“, erklärt sie gegenüber dem Spiegel.

Unbezahlte Arbeit und fehlende Anerkennung

Das Ehepaar Ivana und Pablo Moral hatte 1995 geheiratet. Nach der Eheschließung hatte Pablo seine Ehefrau dazu veranlasst, einen Ehevertrag zu unterzeichnen, der Gütertrennung beinhaltete. Laut dem Vertrag würde im Falle einer Scheidung das Haus und der gemeinsame Besitz geteilt werden, das Vermögen des Mannes jedoch unangetastet bleiben. Der Gang zum Notar war für Ivana der erste Schock direkt nach der Hochzeit, so erklärt sie gegenüber dem Spiegel. Flitterwochen habe es nicht gegeben.

Ivana Moral hat 25 Jahre unbezahlte Care Arbeit geleistet, arbeitete zudem pro Tag etwa zehn Stunden in dem Fitnessstudio, das ihr Ehemann betrieb – offenbar ohne Sozialversicherung, ohne Bezahlung und ohne moralische Anerkennung. Nicht einmal eine eigene Bankkarte habe sie besessen. Sie kümmerte sich laut Spiegel zusätzlich um ihren kranken Schwiegervater und um ihre beiden Töchter. Währenddessen sei Pablo Moral viel unterwegs gewesen, habe getrunken und sich verschiedene Luxusgüter gekauft. Brauchte Ivana Geld für die Schulsachen ihrer Kinder oder eigene Menstruationsprodukte, habe sie ihn immer darum bitten müssen.

Die fehlende Anerkennung durch ihren Ehemann führten schließlich dazu, dass Ivana Moral Depressionen entwickelte. Lange Zeit habe sie sich jedoch aufgrund der beiden Töchter nicht scheiden lassen, erzählt sie im Gespräch.

Schließlich entschloss sich Moral zur Scheidung, hatte jedoch kaum finanzielle Rücklagen, auf die sie hätte zurückgreifen können. Was ihr half: Artikel 1438 des spanischen Bürgerlichen Gesetzbuchs, der besagt, dass beide Ehepartner:innen die Kosten der Ehe decken müssen – jede:r nach den eigenen finanziellen Mitteln. Demnach zählt Hausarbeit als Beitrag zu den Kosten. Bei einer Trennung kann ein:e Ehepartner:in vom anderen eine Entschädigung einfordern.

Der Gang zum Gericht – mit Erfolg

Daher beschloss Ivana Moral, ihren Ex-Mann auf Schadensersatz zu verklagen und forderte eine Entschädigung für 25 Jahre unbezahlte Hausarbeit. Mehrere Anwält:innen lehnten sie in ihrem Anliegen jedoch zunächst ab. Ein solcher Versuch sei reine Zeitverschwendung. Schließlich traf sie auf die Anwältin Marta Fuentes Alarcón, die ihr half, den Fall vor Gericht zu bringen – mit Erfolg.

Pablo Moral, inzwischen 53 Jahre alt, erklärte nach dem Prozess gegenüber einer spanischen Zeitung, dass der Ehemann nun einmal das Geld heimbringe und die Frau sich um den Haushalt kümmere. Ivana Moral erklärt gegenüber dem Spiegel, sich erst einmal von dem Gerichtsprozess erholen zu müssen. 

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