Ein Croissant entspricht einer Portion? Stimmt gar nicht, hat Öko-Test festgestellt und zeigt, wie Hersteller bei den Nährwertangaben tricksen. Denn wenn die Portionsgröße klein ist, haben auf einmal selbst Nutella und Ketchup kaum noch Zucker.
Mit der Realität haben die meisten Portionsgrößen nichts zu tun: Wer vor dem Fernseher mit der Tüte Chips sitzt und auf die Portionsgrößen schaut, dem fallen vor Schreck gleich drei Portionen Chips aus dem Mund. Besonders dreist schummeln Hersteller, wenn es um Stückgrößen geht: Ein Croissant müsste doch eine Portion sein?
Auch ein Kakao für unterwegs sollte eigentlich eine Portion sein. Laut Hersteller handelt es sich dabei aber um gleich zwei Portionen. Demnach müsste man den offenen Kakao-Drink wieder zukleben und die zweite Croissant-Hälfte für den nächsten Tag aufheben. Öko-Test hat die größten Trickser erwischt.
Dreiste Portionsgrößen: das schmeckt Öko-Test gar nicht
Willkürlich festgelegte Portionsgrößen sind erlaubt – zum Leidwesen der Verbraucher. Denn die Nährwertangaben beziehen sich dann auf winzig kleine Portionen. Diese Portionen sind besonders dreist:
- „7 Days Double X“: 4 Croissants pro Packung – eine Portion sind 0,47 Croissants
- Ja! Mini-Frikadellen: 25 Mini-Bällchen pro Packung – eine Portion ist ein kleines Bällchen
- Oetker Cremepulver „Lemon Cheesecake“: ca. 450 g pro Packung – eine Portion sind drei Esslöffel
- Haribo Anaconda Riesenschlangen: 30 Schlangen pro Packung – eine Portion: 0,63 Schlangen
- Havre Flarn Hafertaler: 80 Kekse pro Packung – ein Keks pro Portion
- Hopster Hopfenlimo: 0,33 l pro Flasche – eine Portion entspricht 0,25 l
Besonders unrealistische Portionen: Nutella und Pizza
Besonders kurios sind die Portionsgrößen für Nutella und Tiefkühlpizza: Die „Big Pizza Texas“ von Wagner entspricht drei Portionen. Nur blöd, dass sich die Tiefkühlpizza nicht vor dem Backen dreiteilen lässt. Auch eine Portion Nutella – ein Teelöffel – für alle Brote dürfte eine echte Herausforderung am Frühstückstisch werden.
Wer sich auf die Portionsgrößen von den Milka-Mini-Muffins verlässt, der ist verlassen: Eine Portion ist hier ein Muffin und der fällt dann ganz schön klein aus: „Dann bekommt jeder einen Minimuffin à 23 Gramm und Sie nie mehr Besuch zum Kaffee“, resümiert Öko-Test.
Warum sind die Portionsgrößen so unrealistisch?
Für die Hersteller sind diese kleinen Portionsgrößen super: Sie wollen dem ernährungsbewussten Verbraucher zeigen, dass ihr Produkt wenig Zucker, Fett und Kohlenhydrate enthält. Dafür rechnen sie die Portionsgröße auch mal auf ein Drittel einer Pizza herunter. Wer im Geschäft zwei verschiedene Pizzasorten vergleichen will, könnte sich von den fragwürdigen Angaben einer Portion zum Kauf verleiten lassen.
Tipp: Immer auf die Nährwertangaben pro 100 Gramm schauen und dann prüfen, wie viel Gramm die ganze Packung enthält.
Was tun gegen den Portions-Wahnsinn?
Für unterwegs: Viele Lebensmittel sind für „to-go“ gemacht, die Portionsgröße aber viel zu groß. Ein halber Liter Kakao im Tetrapack kann einmal geöffnet nicht wieder verschlossen werden. Sinnvoller ist daher, vorab selbst zu portionieren und in ein passendes Gefäß zu füllen.
Für zuhause: Selber machen ist Trumpf, denn vor allem Fertigprodukte hat Öko-Test als große Trickser entlarvt. So musst du dich nicht nach Portions- und Packungsgrößen richten, sondern kannst genau so viel kaufen und zubereiten, wie du auch isst. Hier weißt du außerdem ganz genau, wie viel Zucker und Fett du beim Kochen verwendest. Und du kannst dir unnötige Zutaten der Fertigprodukte sparen.
Einige Tipps & Tricks:
- Müsli für zuhause selber machen
- Müsli „to-go“ selbst gemacht
- Nutella selber machen
- Eistee selber machen
- Limonade selber machen
- Joghurt selbst gemacht
Mehr Tipps und Anleitungen findest du auf unserer Selbermachen-Seite.
Alle Details aus dem Test findest du in der neuen Ausgabe 09/2017 von Öko-Test.
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