„Ich bin gesund, gut für die Umwelt und besser als all die anderen!“ Utopia zeigt 10 Produkte, auf deren Versprechen man besser nicht hereinfällt – und wie man sie sinnvoll ersetzen kann.
Hersteller verkaufen uns Süßigkeiten mit Gesundheitsversprechen. Sie setzen Lebensmitteln fragwürdige Stoffe zu, um ihnen eine besondere Wirkung zuzusprechen. Und sie umgarnen uns gerne mit wunderschönen Geschichten, während die Herstellungsbedingungen ihrer Produkte oft miserabel sind. Manchmal wissen wir Kunden es tatsächlich nicht besser und kaufen diese Dinge – oft wollen wir es vielleicht einfach nicht wahr haben. Die gute Nachricht: Es gibt ehrliche Alternativen!
1. Keine fragwürdigen Geschäfte unterstützen – zur grünen Bank wechseln
Dibadibadu, die Bank und du – eingänglich ist das Versprechen der ING DiBa allemal. Ob aber Europas größte Direktbank tatsächlich im Interesse ihrer Kunden handelt? Es mag sein, dass sie vergleichsweise hohe Zinsen fürs Tagesgeld zahlt und gute Kredite für den Hausbau, Wohnungskauf und andere Finanzierungen bietet. Aber die meisten ihrer Kunden wissen vermutlich nicht, dass die ING DiBa denselben zweifelhaften Geschäften nachgeht wie viele andere konventionelle Banken.
Mit ihrem (also unserem!) Geld unterstützt sie zum Beispiel Unternehmen aus der Kohle- und Atomindustrie. Die niederländische Konzernmutter (die ING DiBa gehört zu 100 Prozent der ING Group) investiert in Rüstungskonzerne und besitzt Tochterunternehmen an Schattenfinanzplätzen. Wer das nicht mit seinem Geld unterstützen will findet hier: 3 empfehlenswerte Banken, mit denen man nichts falsch machen kann.
2. Statt Chemie im grünen Anstrich: Bio-Duschgel
„Bio“, „natürlich“ und ähnliche Bezeichnungen sind bei Kosmetik nicht geschützt. Manche Hersteller nutzen das aus und verleihen ihren herkömmlichen Produkten einen grünen Anstrich. Das beliebte Duschgel „Palmolive Naturals“ zum Beispiel verspricht „natürliche und besonders milde Inhaltsstoffe“. Wer sich die genauer ansieht, findet unter anderem ungesunde Weichmacher, Konservierungsmittel und Farbstoffe, die für echte Naturkosmetik nicht zugelassen sind. Die erkennt man am besten an Siegeln.
Mehr dazu: Bio-Duschgel: 6 empfehlenswerte Produkte
3. Statt Lifestyle-Getränk: Fairer Kaffee
Es gibt einen Kaffee, der so exklusiv ist, dass sogar ein so exklusiver Mann wie George Clooney mit ihm wunschlos glücklich ist. Kaufen kann man ihn nur in schicken Boutiquen und die Namen der Kaffeesorten erinnern an italienische Opern. Nespresso inszeniert sich als stilvoll und luxuriös – und hat damit großen Erfolg. Blickt man aber auf die Umweltbilanz, beginnt der Glanz der bunten Kapseln schnell zu blättern: Millionen der Aluminiumkapseln landen jedes Jahr im Hausmüll – dabei ist das Material problematisch für die Umwelt und sollte über die gelbe Tonne recycelt werden.
Auch den Produktionsbedingungen des Kaffees fehlt es an Herrlichkeit. Hersteller Nestlé macht zwar erste Schritte hin zu einer nachhaltigen Produktion, ist aber von den Umwelt- und Sozialstandards fairer Bio-Kaffees oder Fairtrade-Kaffees noch weit entfernt. In der Regel sind diese auch um einiges günstiger – bei den 10er Päckchen Kapselkaffee fällt das nicht so auf, aber Nespresso kostet eine schöne Stange Geld: ca. 70 Euro pro Kilo. Zum Vergleich: Ein fair gehandelter Bio-Kaffee von Gepa kostet pro Kilo um die 20 Euro.
Eine empfehlenswerte Alternative, wenn die schon vorhandene Kapselmaschine besser genutzt werden soll: Wiederbefüllbare Nespresso-Kapseln.
4. Statt luftiger Versprechen: Leitungswasser und tief durchatmen
Wie kann man ein Grundnahrungsmittel teuer verkaufen, obwohl hierzulande jedermann einen einfachen und äußerst günstigen Zugang dazu hat? Wasser zum Beispiel verleiht man mit ein paar ungesunden Süßstoffen und Aromen etwas Geschmack und inszeniert Sauerstoff als leistungssteigernde Zutat. Ernstzunehmende wissenschaftliche Belege gibt es dafür nicht, das luftige Versprechen funktioniert dennoch.
Das Active O2 von Adelholzener hält sich seit Ende der 1990er wacker in Deutschlands Supermarktregalen. In letzter Zeit versuchen es andere Hersteller mit Vitaminwässern. Doch Zusätze wie Sauerstoff und Vitamine im Wasser braucht definitiv niemand.
Die Kommerzialisierung begann übrigens schon viel früher: beim Abfüllen in Flaschen. Dabei ist fast überall in Deutschland Leitungswasser bedenkenlos trinkbar – eigentlich ein großartiger Zustand.
Mehr dazu: Die besten Trinkflaschen für unterwegs.
5. Statt milchiger Versprechen: Faire Schokolade
Mit dem ziemlich umstrittenen Slogan „die Extra-Portion Milch“ bewirbt Ferrero seine Kinderschokolade schon seit über zwei Jahren nicht mehr. Das ist gut, denn wie jede Schokolade ist sie eine Süßigkeit – nichts anderes. Sieht man aber genauer hin, suggeriert die Verpackung der Kinderschokolade immer noch vor allem eines: „Milch“. Das viele Weiß auf der Verpackung macht kleine Tröpfchen, es steht „+Milch“ geschrieben und ein Glas mit weißer Flüssigkeit ist auch zu sehen.
Dabei enthält Kinderschokolade gar keine frische Milch, sondern wie für Schokoladen üblich nur „Milchpulver“, sehr viel Zucker – und etwas weniger Kakao. Immerhin bemüht sich Ferrero hier um bessere Produktionsbedingungen: Seit 2014 kooperiert das Unternehmen mit der Organisation „Fairtrade“ und will bis 2020 sogar seinen gesamten Kakao aus fairem Handel beziehen. Vielleicht fließt ja dann auch nicht mehr so viel Milch auf der Verpackung.
Mehr dazu: Die beste Fairtrade-Schokolade
6. Statt ungesunder Energie: ausschlafen
Dass Red Bull Flügel verleiht, glaubt vermutlich niemand. Trotzdem wurde der Getränkehersteller 2014 in den USA verklagt, weil sein Werbeversprechen nicht der Wahrheit entspreche. Um eine Massenklage zu verhindern, hat Red Bull einen Vergleich in Höhe von 13 Millionen Dollar akzeptiert. Im übertragenen Sinne meinen die „Flügel“ körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Wer sich diese per Energiedrink oder auch per Energieshot antrinken möchte, tut sich aber nichts Gutes (pdf). Diese stehen im Verdacht, Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle und Nierenversagen auszulösen.
Verantwortlich dafür sind wahrscheinlich der hohe Koffeingehalt sowie dessen Wechselwirkungen mit dem hochdosierten Inhaltsstoff Taurin. Das Lebensgefühl von Energie, Leistung und Wettbewerb, das Red Bull geschickt durch das Sponsoring von Sportevents inszeniert, mag vor allem für Jugendliche attraktiver klingen als das, was wirklich Leistung steigert und wach macht: ausreichend viel Schlaf.
Mehr lesen: Morgenroutine: 10 Tipps für einen entspannten Start in den Tag
7. Statt süßer Gesundheitsversprechen: Naturjoghurt
Früher hieß es „Actimel activiert Abwehrkräfte“, heute preist Hersteller Danone seinen Joghurtdrink als “Frühstück fürs Immunsystem“ an. Falsch ist das nicht, denn jeder Joghurt zeigt Wirkung auf die Darmflora und damit auf das Immunsystem. Wer sich aber für Actimel entscheidet, zahlt für gezuckerte Gesundheitsversprechen etwa viermal so viel wie für einen Naturjoghurt in Bio-Qualität mit vergleichbarer Wirkung. Letzteren kann man auch in größeren Portionen kaufen und muss nicht schon nach drei gesundheitsdürstenden Schlücken das leere Plastikfläschchen wegwerfen.
8. Kein zuckriges Kindermüsli: gesundes Frühstück
Dass Kinder mit ihrem Frühstück Maskottchen und Comicfiguren verbinden ist einerseits süß, anderseits bedenklich – vor allem, wenn die Müslis selbst viel zu süß und darum nicht kindgerecht sind. Die beliebten Smacks von Kellogg’s zum Beispiel enthalten ganze 43 Prozent Zucker. Das ist leider keine Ausnahme, sondern die Regel. Konventionelle Markenprodukte und die Nachahmerprodukte der Discounter ähneln sich hier. Die meisten Bio-Produkte machen es zwar besser, doch häufig enthalten auch sie 20 Prozent Zucker und mehr – ebenfalls zu viel. Aber gesund geht’s auch: Tipps, Produkte und Rezepte für gutes Müsli
9. Keine aufgebackenen Versprechen: Brot vom Handwerksbäcker
Wenn Brötchen mit Botschaften wie „ofenfrisch gebacken“ oder „den ganzen Tag frisch“ angepriesen werden, ist Misstrauen angebracht. Denn natürlich gibt es in Backshops genauso wenig eine Backstube wie hinter den Backautomaten der Discounter oder in Tankstellen. Als „frisch“ bewirbt man Brötchen erst, seitdem sie es nicht mehr sind. Die meisten Billig-Brötchen werden in riesigen Fabriken produziert, nur zu 60 Prozent fertig gebacken und tiefgefroren an die Läden geliefert. Die Alternative klingt zwar altbacken, aber wer weiterhin echtes Brot essen will, sollte die guten alten Handwerksbäcker mit seinem Geld unterstützen.
Mehr dazu im Artikel: So dumm isst Deutschland Brot.
10. Keine falsche Energie: echter Ökostrom
„Wir wollen das erste Land sein, das komplett auf neue Energien setzt“, heißt es in einem Werbespot von RWE. Der Energiekonzern will dabei „VoRWEggehen“. Konkurrent E.ON hat indes seine Atom- und Kohlekraftwerke in eine neue Gesellschaft abgestoßen. Doch Kritiker vermuten: Das Unternehmen will sich damit seiner Verantwortung für den Rückbau der Atomkraftwerke und die Endlagerung des Atommülls entziehen.
Ein gewisses Engagement für erneuerbare Energien kann man den großen Energiekonzernen zwar nicht absprechen – noch viel weniger aber ihren jahrzehntelangen Einsatz für gefährliche Atomkraft und schmutzige Kohleenergie.
Mit diesen Ökostrom-Anbietern kannst du nichts falsch machen
Alternativen Produkte auf Utopia.de:
- Die besten grünen Banken
- Leitungswasser statt Plastikflaschen: die besten Trinkflaschen für unterwegs
- 6 empfehlenswerte Bio-Duschgels
- Liste: Der beste Bio-Kaffee und Fairtrade-Kaffee
War dieser Artikel interessant?