Stachelige Blätter, braun-gelbe Schale, gelbes, süßes Fruchtfleisch – die Ananas ist für viele der Inbegriff exotischer Tropenfrüchte. Im Obstsalat, auf der Pizza, als Trockenfrucht oder frisch bereichert sie unseren Speisezettel schon seit vielen Jahren. Doch was viele nicht wissen: Ihr Anbau ist problematisch.
Die Ananas schmeckt nicht nur gut, sondern soll aufgrund ihrer wertvollen Inhaltsstoffe besonders gesund sein, beim Abnehmen helfen und sogar Krebs bekämpfen können. Doch stimmt wirklich alles, was über die Ananas verbreitet wird? Und wie sieht es mit der Tropenfrucht in puncto Nachhaltigkeit und Öko-Bilanz aus? Wir haben den Superfood-Klassiker einem genauen Check unterzogen – und einige weniger erfreuliche Fakten entdeckt.
Wissenswertes über die Ananaspflanze
Die krautartige, mehrjährige Ananaspflanze, lateinischer Name Ananas comosus, gehört zur Familie der Bromeliengewächse. Ursprünglich war sie in Mittelamerika und der Karibik beheimatet – die Bezeichnung „Ananas“ leitete sich aus der Sprache der Guaraní-Indios ab. Heute wird die Frucht jedoch weltweit in allen Tropenregionen angebaut.
In der Mitte der Pflanze befindet sich ein Pfahlstamm, der teilweise im Boden steckt und als Verankerung dient. An der Spitze dieses Stammes bildet sich jedes Jahr ein Blütenstiel mit vielen kleinen Einzelblüten. Aus dem Fruchtstand (Blütenstiel) reift nach drei bis vier Monaten die Ananas. Die Tropenfrucht besteht daher ebenfalls aus vielen, miteinander verschmolzenen Früchten, was sich in der Struktur der Schale widerspiegelt. Essbare Ananasfrüchte sind steril und enthalten keine Samen, die Pflanzen vermehren sich über Seitentriebe.
Die Ananas hat nur sehr wenige und kleine Wurzeln, Wasser und Nährstoffe holt sie sich aus dem Regenwasser. Dadurch kann sie auf fast jedem Untergrund wachsen, wird aber beim Anbau in Plantagen stark gedüngt, damit sie große Früchte bringt. Geerntet wird die Ananas meist unreif und mit der ungenießbaren, stacheligen Blattkrone; beim Transport oder während der Lagerung reift sie nach. Reife Früchte erkennt man am aromatischen Geruch oder daran, dass die Schale auf Druck mit dem Finger ein wenig nachgibt.
Inhaltsstoffe und Kalorien der Ananas
Die Tropenfrucht kann mit einigen wertvollen Inhaltsstoffen aufwarten. An erster Stelle ist der hohe Vitamin-C-Gehalt zu nennen, der besonders zur Hauptsaison der Ananas, im Winter, unser Immunsystem unterstützt. Dazu kommen noch Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Kalzium und Phosphor. Weil die exotische Frucht zu 85 Prozent aus Wasser besteht, ist sie beinahe fettfrei; ihre Kalorien stammen aus ihrem Fruchtzucker. Der süße Geschmack schlägt mit 59 kcal pro 100 Gramm jedoch nur sehr moderat zu Buche.
Wie gesund ist Ananas eigentlich?
Die kurze Antwort darauf lautet: Die Ananas ist generell sehr gesund. Das exotische Obst enthält wenig Kalorien, dafür Vitamin C und Mineralstoffe, die es zu einem gesunden Snack für zwischendurch machen. Aber auch zum Aufpeppen diverser, süßer und pikanter Speisen eignet sich die Tropenfrucht hervorragend.
Darüber hinaus bringt die Ananas noch sekundäre Pflanzenstoffe und Wirkstoffe wie Enzyme mit, die sich positiv auf den Stoffwechsel, die Psyche und die Gesundheit auswirken. So fördert die Tropenfrucht zum Beispiel die Verdauung und regt das Immunsystem an. Sogar die Dosenfrüchte enthalten noch relativ viel dieser gesunden Komponenten. Das gilt noch weit mehr für Ananassaft, solange dieser frisch gepresst und nicht voller Konservierungsstoffe ist.
Bei Trockenfrüchten sieht das etwas anders aus. Durch den Wasserentzug sind sie sehr zuckerhaltig und damit kalorienreich. Wie viele der gesunden Inhaltsstoffe beim Trocknungsprozess verloren gehen, lässt sich nicht genau sagen. Ähnliches gilt für Ananas-Kapseln, Ananas-Extrakt oder -Pulver. Daher solltest du besser immer zur frischen Frucht greifen, wenn du dir etwas Gutes tun möchtest.
Die Wirkstoffe der Ananas: Enzym, Salicylate und Phytosterine
Der Tropenfrucht werden viele positive Effekte nachgesagt. Sie soll …
- beim Abnehmen helfen, indem sie Fett verbrennt,
- das Immunsystem stärken,
- als Anti-Krebs-Mittel helfen,
- gegen Entzündungen und Schwellungen sowie blutverdünnend wirken,
- aphrodisierend sein
- und die allgemeine Stimmung aufhellen.
Dafür verantwortlich sind verschiedene Wirkstoffe in der Frucht, allen voran das Enzym Bromelain. Bromelain ist eigentlich eine Mischung aus mehreren Proteasen, die als Verdauungsenzyme von Natur aus im menschlichen Körper vorkommen und Eiweiß zersetzen. In klinischen Studien wurde nachgewiesen, dass Bromelain tatsächlich gegen Schwellungen und Ödeme, etwa nach Operationen, wirksam ist. Darüber hinaus konnte auch eine blutverdünnende und entzündungshemmende Wirkung des Enzyms in Studien zweifelsfrei nachgewiesen werden. Zur Heilung von Krebs mit Bromelain gibt es bis dato nur vielversprechende Versuche im Reagenzglas oder Fallstudien. (Metastudie von 2012) Die Ananas enthält außerdem Salicylate (dazu zählt auch der Wirkstoff von Aspirin), die die entzündungshemmende und blutverdünnende Wirkung des Enzyms unterstützen.
Und auch in Sachen Stimmungsaufhellung lassen Studienergebnisse Positives von der Tropenfrucht erwarten. In der Ananas finden sich Phytosterine wie Serotonin und Melatonin, die auch in Antidepressiva enthalten sind. Zusätzlich scheint Ananas auch die körpereigenen Antioxidantien zu stärken – doch auch hier sind weitere Forschungen notwendig.
Was ist dran am Mythos „Ananas, der Diät-Turbo“?
Ananas ist ideal zum Abnehmen, das hat wohl schon jede Frau (und wahrscheinlich auch jeder Mann) einmal gehört. Die sogenannte „Ananas-Diät“ setzt sogar ausschließlich auf die Wirkung der Tropenfrucht zum Fettabbau und zur Beschleunigung des Stoffwechsels. Dafür verantwortlich sein soll auch hier wieder das Bromelain, das im Reagenzglas Fettzellen aufspalten konnte.
Doch so ganz stimmt das nicht. Denn obwohl das Enzym im Darm aktiv ist und die Verdauung ankurbelt, gelangt es gar nicht bis ins körpereigene Fettgewebe. Passiver Fettabbau funktioniert also auch mit der exotischen Frucht nicht. Trotzdem ist sie für eine Diät wegen der geringen Kalorien und der Stoffwechsel fördernden Inhaltsstoffe durchaus geeignet – wenn auch nicht als Abnehm-Turbo.
Ananas richtig schneiden und schälen
Das tropische Obst hat seine Tücken: Die stacheligen Blätter und die raue Schale sowie der „Kern“ wirken erst einmal abschreckend. Statt aber gleich zur Dosen-Ananas zu greifen, probier es doch mit unserer Anleitung zum richtigen Schälen und Schneiden von Ananas.
Zuerst schneidest du die Blattkrone und den Fruchtansatz unten von der reifen Ananas ab. Dann stellst du die Frucht aufrecht auf eine Arbeitsfläche und schneidest von oben nach unten rundherum die Schale ab. Dabei solltest du auch die tiefer liegenden, harten „Augen“ entfernen. Nun kannst du die Frucht entweder länglich in Scheiben schneiden und dabei den Stiel in der Mitte übrig lassen. Oder durch schneidest runde Scheiben, aus denen du das harte Mittelstück im Anschluss entfernst.
Fruchtig-exotische Ananasrezepte
Weil die Tropenfrucht so vielseitig ist, gibt es wohl unzählige Ananasrezepte. Roh im Müsli, im Obstsalat oder im Joghurt schmeckt erfrischend und geht schnell. Auf dem Hawaii-Toast oder der Pizza Hawaii sorgt sie für eine fruchtige Note. Außergewöhnlich wird die Ananas in einer exotischen Ananas-Chili-Marmelade. Und dann gibt es natürlich auch noch unzählige Varianten an Süßspeisen, zum Beispiel cremige Ananas-Kokos-Schnitten.
Eine fruchtige Idee im Sommer: Ananas grillen: Ein Rezept für das leckere Dessert
Ein Klassiker, der schnell zubereitet ist, sind gegrillte Ananas als Nachtisch. Dazu entweder eine frische Ananas in Scheiben schneiden, oder Ananasringe aus der Dose nehmen und abtropfen lassen. Danach mit Butter bestreichen, mit Zucker und Zimt je nach Geschmack bestreuen und für etwa 5 Minuten auf den Grill legen. Funktioniert übrigens auch ausgezeichnet mit einem Elektro-Grill oder im Backrohr.
Die Ananas als Umweltsünde?
So süß die Ananas auch schmeckt und so gesund die Frucht auch sein mag – sie hat definitiv ihre Schattenseiten, und zwar dort, wo es um Umwelt und Öko-Bilanz geht. Ganz abgesehen vom langen Transportweg verursacht die große Nachfrage nach Ananas noch viel mehr Probleme. Die Tropenfrucht wächst zwar auf fast allen Böden. Damit die Früchte auch schön groß und saftig werden, wie die Konsument:innen das wünschen, hilft man massiv mit mineralischem Dünger nach.
Konzerne wie Dole und Del Monte haben Zehntausende Hektar Regenwald abholzen lassen, um genügend Anbauflächen zu erhalten. Und als wäre das nicht schlimm genug, haben die riesigen Monokulturen noch verheerende Folgen für Umwelt und Ökosystem der Region. Um Unkraut und Schädlinge im feucht-warmen Klima in Schach zu halten, versprüht man massiv Herbizide und Pestizide, die das Grundwasser vergiften. Rückstände dieser Gifte finden sich teilweise dann auch in den hier verkauften Früchten, wenngleich das mittlerweile nur noch selten vorkommt.
Ananas: Super-schädliches Superfood
Wenn die Ananas schon in Sachen Umwelt kein Musterschüler ist: Schaffen die Plantagen dann wenigstens Arbeitsplätze und bessere Lebensbedingungen für die Bevölkerung dort? Auch hier wieder ein klares Nein. Das verseuchte Grundwasser und die massiv versprühten Herbizide und Pestizide machen die Menschen rund um die Ananasplantagen krank. Trinkwasser gibt es nur in der Flasche oder aus dem Tanklaster. Die Schutzausrüstung der Arbeiter:innen beim Ausbringen der Umweltgifte ist teilweise mangelhaft, Hautverletzungen und Lungenschäden sind die kurzfristige Folge, Krebserkrankungen die langfristige. Dazu werden die Arbeiter:innen oft schlecht bezahlt und sind nicht genügend abgesichert (OXFAM-Bericht). Bei so vielen Negativ-Aspekten schmeckt die Ananas plötzlich ziemlich bitter.
Sind Bio-Ananas eine ökologische Alternative?
Bio-Ananas klingt nach der Lösung für die Freunde der gelben Tropenfrucht. Bio-Anbau sollte doch besser sein als der Anbau auf konventionellen Plantagen oder? Ja: Es werden organische statt der mineralischen Dünger eingesetzt, der ökologische Fußabdruck ist um 20 Prozent geringer, und es kommen keine gefährlichen synthetischen Pflanzenschutzmittel zum Einsatz.
Allerdings: Auch Bio-Ananas wachsen oft in großen Monokulturen und die Arbeitsbedingungen für die Plantagen-Arbeiter sind auf Bio-Plantagen nicht zwingend besser. Oft liegen die Bio-Farmen direkt neben solchen mit konventionellem Anbau, es beseht also die Gefahr von Verwehungen der Pestizide. Zumindest gilt das für Costa Rica, das Hauptexportland für Ananas weltweit. In Afrika (vor allem in Ghana) gibt es einige wirklich nachhaltige Initiativen, die Früchte kommen aber bei uns nicht oder nur sehr vereinzelt in den Handel (taz). In Deutschland bekommt man Bio-Ananas, die auch noch aus fairem Handel stammt, nur vereinzelt in Bio- und Weltläden oder aber in Obst-Abokisten.
Fazit: Die Ananas hat einiges an gesunden Inhaltsstoffen. Wer sich gerne ab und zu mal eine Ananas gönnt, kauft diese am besten im Bioladen oder hält sogar Ausschau nach Fairtrade-Produkten. Allerdings: Heimische Obstsorten wie Äpfel, Birnen oder Trauben sind genauso gesund und angesichts der Umstände, unter denen Ananas angebaut und geerntet wird, sind diese Früchte sicher die bessere Alternative.
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