Bodendegradation ist die Zerstörung von fruchtbarem Boden – ein äußerst komplexes Umweltproblem. Wo die Schwierigkeiten liegen und was du tun kannst, liest du hier.
Wenn die fruchtbare Erdschicht des Bodens zerstört ist, dann spricht man von Bodendegradation. Wind und Wasser tragen die fruchtbare Bodenschicht ab, dafür entsteht wieder neuer Humusboden – das ist ein natürlicher Prozess. Problematisch ist die Bodendegradation dann, wenn mehr Boden verloren geht, als neuer entstehen kann.
Die Ursache für Bodendegradation sind vielfältige äußere Einflüsse. Einige sind natürlich bedingt, aber immer öfter ist der Mensch selbst die Ursache, zum Beispiel durch seine Bemühungen, dem Ackerboden mithilfe von Dünger und Pestiziden eine möglichst große Ernte abzuringen. So trägt die konventionelle Landwirtschaft langfristig zur Zerstörung der furchtbaren Böden bei.
Das Phänomen der Bodendegradation ist inzwischen ein weltweites Problem. Es betrifft Ackerboden, aber auch Weiden oder Wälder. Besonders bedenklich ist dieser Verlust in den ländlichen Gesellschaften des Globalen Südens.
Bodendegradation vernichtet nutzbare Flächen
In vielen Fällen sind die von Bodendegradation betroffenen Flächen für den Lebensmittelanbau unbrauchbar geworden:
- Das Wissensmagazin Spektrum berichtet, dass weltweit jedes Jahr etwa fünf bis acht Millionen Hektar kultiviertes Land unbrauchbar werden.
- Die Heinrich-Böll-Stiftung weist in ihrem Bodenatlas 2024 darauf hin, dass in Deutschland etwa ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche schon durch Bodenerosion gefährdet ist.
Dies sind bedenkliche Entwicklungen, denn jeder Quadratmeter fruchtbarer Boden ist entscheidend für unsere Ernährungssicherheit, vor allem in Anbetracht des prognostizierten Wachstums der Weltbevölkerung.
Das Helmholtz Institut geht davon aus, dass im Jahr 2050 rund zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben und ernährt werden müssen. Um das zu schaffen, muss die Landwirtschaft unter anderem die heute bestehende Flächen effizienter nutzen können.
Laut der Baywa Stiftung dauert es zwischen 1.000 bis 2.000 Jahre, damit sich aus Gesteinsschichten ein rund zehn Zentimeter dicker Humusboden gebildet hat. Dies macht die bereits stattfindende Bodendegradation zunehmend auch zu einem Problem für die kommenden Generationen.
Der Erhalt des fruchtbaren Bodens ist daher eines der 17 Nachhaltigkeitsziele im Rahmen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Das 15. Ziel fasst alle Maßnahmen zum Schutz der Landökosysteme zusammen.
Meist ist der Mensch verantwortlich
Ursache für Bodendegradation ist insbesondere der Mensch selbst. Vor allem Maßnahmen, die eigentlich höhere Ernteerträgen erzielen sollen, bewirken langfristig genau das Gegenteil. So weist der Bodenatlas 2024 auf die intensive Landwirtschaft als ein Grund für die Bodendegradation hin.
Die wesentlichen Ursachen sind:
- Überweidung – Zu viele Weidetiere auf engem Raum fressen die Wiesen kahl. Die Gräser haben keine Zeit, nachzuwachsen. Dadurch bleibt der Boden ungeschützt zurück und trocknet aus oder ist der Erosion durch Regen schutzlos ausgeliefert.
- Entwaldung – Die Welthungerhilfe erläutert dazu, dass der abgeholzte Waldboden anfälliger für Degradation ist. Das Wurzelnetz der Bäume gibt besonders an Hängen der Erde Halt. Der Regen kann ohne die stützenden Wurzeln den Boden wegspülen. So kann es zu folgenschweren Erdrutschen kommen.
- Übernutzung durch Ackerbau – Die Bearbeitungsmethoden der konventionellen Landwirtschaft können langfristig zur Bodendegradation führen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erklärt, dass Monokulturen, falsche Bewässerung oder ein unverhältnismäßig starker Einsatz von Pestiziden zur Unfruchtbarkeit des Bodens führen können.
- Baumaßnahmen, Bodenversiegelung oder auch natürliche Gründe sind unter anderem Ursachen für die restlichen Verluste an fruchtbarem Boden.
Zusätzlich verändern diese Eingriffe in die Bodenökologie das Aussehen des Planeten. Es entstehen zum Beispiel Wüsten aus einst fruchtbaren Savannen oder Bergketten verändern sich durch Erdrutsche. Die Spuren des Menschen in der Natur sind so markant, dass Wissenschaftler:innen schon vom Zeitalter des Menschen sprechen, dem Anthropozän.
Die Arten der Bodendegradation
Die intensive Nutzung der Bodenflächen setzt unterschiedliche Prozesse im Boden in Gang, die zu dem Problem der Bodenunfruchtbarkeit führen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nennt einige der Arten der Bodendegradation:
- Physikalische Bodendegradation: Bodenverdichtung, beispielsweise durch schwere landwirtschaftliche Maschinen. Besonders anfällig sind dafür Bodenarten mit einem hohen Anteil an Ton. Ein normaler, lockerer Boden hat zwischen seinen Krumen kleine Hohlräume. Die Bodenporen können mit Luft gefüllt sein oder Wasser speichern. Durch sie können sich die Wurzeln leichter ausbreiten und die Hohlräume sind wichtig für die lebenden Organismen im Boden. Diese zerlegen unter anderem Pflanzenreste in Nährstoffe und sichern so den fruchtbaren Humusgehalt im Boden.
- Chemische Bodendegradation: Diese passiert unter anderem durch Versalzung. Dabei sammeln sich Salze an, wie Sulfate, Nitrate oder andere Verbindungen. Sie bewirken, dass der Boden verhärtet. Das ifo-Instiut berichtet, dass künstliche Bewässerung zu den Hauptursachen zählt. Dabei fehlen auf den bewässerten Feldern oft Drainagen, um das Wasser wieder abzuleiten. Stattdessen verdunstet es und lässt die im Wasser gelösten Salze zurück. Andere Ursachen sind auch salzhaltiges Regenwasser oder Grundwasser. Laut dem Umweltbundesamt sind Nitrate auch in Kunstdüngern enthalten und gelangen so mit der Düngung in den Wasserkreislauf der Natur. Andere Möglichkeiten sind zum Beispiel Verunreinigungen durch Chemikalien oder Pestizide.
- Mechanische Bodendegradation: Die Bearbeitung mit dem Pflug oder großflächige Äcker setzen den Erdboden direkt den Witterungseinflüssen aus. Der NABU berichtet beispielsweise von einem Staubsturm, der 2011 von den ausgetrockneten Feldern über die Autobahn bei Rostock zog. Die Folge war einer der schwersten Auffahrunfälle der letzten 20 Jahre.
Wie geht es dann weiter?
Die Bodendegradation bewirkt, dass der Boden sich in unfruchtbares Land verwandelt. Spektrum warnt, dass Bodendegradation eine zumeist unterschätzte Gefahr darstellt. Die Folgen dieser Entwicklung gestalten sich oftmals komplex und können weitreichend sein.
- Bodenerosion und Desertifikation – Das BMZ erklärt, dass durch die Bodendegradation die Fruchtbarkeit der Erde abnimmt. Dadurch verliert der Boden seine schützende Pflanzendecke und wird so angreifbar für die Erosion. Dabei tragen sowohl Wind als auch Wasser weiter den geschädigten Boden ab. Das Land trocknet weiter aus. Im extremen Fall kann aus einem einst grünen Landstrich eine ausgetrocknete, wüstenartige Landschaft entstehen. Der Begriff „Desertifikation“ leitet sich vom englischen Begriff für Wüste – desert – ab.
- Artensterben – Das Bundesministerium für Umwelt berichtet, dass Europa insgesamt mehr Bodenressourcen verbraucht, als neue entstehen können. Dadurch geht auch Lebensraum für viele Arten verloren. Weltweit ist bei 42 Prozent der an Land lebenden Tier- und Pflanzenarten der Bestand im letzten Jahrzehnt messbar zurückgegangen
- Klimawandel – Eine gemeinsame Veröffentlichung der Vereinten Nationen (UNEP) und der europäischen Umweltagentur weist auf die Wechselwirkungen zwischen Bodenqualität und Klimawandel hin. Sie stellen fest: „Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Klimawandel, nachhaltiger Entwicklung, Umweltqualität und Bodendegradation.“ Höhere Durchschnittstemperaturen, Hitzewellen oder häufigerer Starkregen sind Kennzeichen des Klimawandels. Sie verstärken die genannten Prozesse rund um die Bodenerosion. Der andere Aspekt ist, dass durch den Verlust des Bodens auch ein wertvoller Kohlenstoffspeicher verloren geht. Mit dem Verlust der Humusschicht kann der Boden weniger Kohlenstoff speichern. Der Humus fungiert als Speicher für die klimaschädlichen Treibhausgase.
https://utopia.de/ratgeber/anthropogener-klimawandel-das-solltest-du-wissen/
Gegen die Bodendegradation: Was ist zu tun?
Einer der Ansatzpunkte, um gegen Bodendegradation vorzugehen, betrifft die Anbaumethoden in der Landwirtschaft. Einige Beispiele:
- Der WWF fordert generell statt konventioneller eine nachhaltige Landwirtschaft, um die Bedürfnisse von Menschen und Natur gleichermaßen zu schützen.
- Die Welthungerhilfe unterstützt weltweit landwirtschaftliche Projekte, die der Bodenzerstörung entgegenwirken. Dabei können oftmals traditionelle Anbaumethoden die Bodenfruchtbarkeit besser schützen als moderne industrielle Methoden.
- Das Informationsportal Ökolandbau.de empfiehlt zum Beispiel Untersaaten, als ein natürliches Mittel zum Schutz des Bodens. Andere Methoden, um den Boden gesund zu erhalten, sind Mulchen oder Zwischenfrüchte. Das Ziel dieser Maßnahmen ist es, so lange wie möglich den Boden mit schützenden Pflanzen zu bedecken. Hecken zwischen den Feldern bewirken einen natürlichen Windschutz gegen die Erosion.
Du kannst ebenfalls etwas unternehmen, um die Böden zu schützen:
Nachhaltig einkaufen – Unterstütze mit deinen Einkäufen die nachhaltige Landwirtschaft.
- Kaufe zum Beispiel in Bio-Läden in deiner Umgebung oder direkt in Hofläden ein.
- Verzichte nach Möglichkeit auf Palmöl. Oftmals entstehen die Palmölplantagen auf abgeholztem Regenwald.
Ernähre dich überwiegend vegan – PETA erläutert, dass die Tierhaltung unter anderem durch Überweidung oder übermäßiges Düngen für den Anbau der Futterpflanzen zur Bodendegradation beiträgt. Einige Tipps für den veganen Ernährungsstil:
- Mit unserem veganen Ernährungsplan gelingt dir der Einstieg.
- Milch kannst du leicht durch Pflanzenmilch ersetzen.
- Fleischersatz erleichtert dir den Umstieg.
Was du sonst noch tun kannst:
- Verwende statt Kunstdünger organischen Dünger. Die Nitrate im Kunstdünger tragen zum Problem der Versalzung im Boden bei.
- Spende für Umweltorganisationen, die sich für den Erhalt der Böden einsetzen. Dazu zählen beispielsweise die Welthungerhilfe, Brot für die Welt, WWF oder der BUND Naturschutz.
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