Leder gilt als hochwertiger Naturstoff und als langlebiges Material für Schuhe, Kleidung und Möbel. Doch die Herstellung von konventionellem Leder ist problematisch – und die Endprodukte oft giftig. Pflanzlich gegerbtes Leder und Bio-Leder sind darum die bessere Wahl.
Leder ist längst kein unschuldiges Naturprodukt mehr – diese Tatsache ist in den vergangenen Jahren dank diverser Reportagen und Tests verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gelangt. Heute wird Leder zum Großteil in asiatischen Niedriglohn-Ländern hergestellt, wirft Bedenken bezüglich des Tierschutzes auf und ist allzu oft mit giftigen Chemikalien belastet.
Auf eindrucksvolle Weise stellt die ZDF-Reportage „Gift auf unserer Haut“ schockierende Zustände und diverse Probleme der Lederherstellung dar. Wer die Doku gesehen hat oder sich sonstwie näher mit der Thematik befasst, wird verstehen, weshalb wir nur pflanzlich gegerbtes Leder und Bio-Leder (eingeschränkt) empfehlen können.
Leder stammt von toten Tieren
Echtes Leder stammt bekanntlich von Tieren – darum ist es per se kein harmloses Produkt. Traditionell handelt es sich bei Leder um ein Abfallprodukt der Schlachtindustrie und man kann es daher durchaus als nachhaltige Verwertung eines sowieso vorhandenen Rohstoffs betrachten.
Allerdings: Aufgrund der hohen Nachfrage und niedrigen Preise ist heute längst nicht mehr jede verarbeitete Tierhaut ein Nebenprodukt. Und dass sogenannte Nutztiere häufig unter miserablen Bedingungen gehalten – uns getötet – werden, ist kein Geheimnis.
Einige Modefans entscheiden sich deshalb bewusst für veganes Leder, das inzwischen auch aus natürlichen Materialien hergestellt wird.
Herkömmliches Leder vergiftet Umwelt und Arbeiter:innen
Die Lederherstellung ist heutzutage ein giftiges Geschäft: Leder aus industrieller Massenfertigung wird zum größten Teil mit giftigen Chemikalien gegerbt und behandelt. Das meiste Billig-Leder stammt aus Asien – Umwelt- und Arbeitsschutzstandards sind in beliebten Produktionsländern wie Bangladesch oder China oft schwach oder werden kaum effektiv umgesetzt; die Löhne sind meist niedrig.
Der Gerbungsprozess alleine kann enorme Mengen an Giftstoffen freisetzen: Meist werden heute für die Gerbung sogenannte Chrom III-Salze eingesetzt. Durch die Chromgerbung gelangen häufig schädliche Salze zusammen mit hochgiftigen gelösten Schwermetallen über das Abwasser in die Umwelt und auch in die Körper der kaum geschützten Arbeiter:innen.
Chrom III-Salze können auch im fertigen Leder-Produkt Allergien bei seinen Träger:innen auslösen. Unter bestimmten Voraussetzungen können sich im Leder außerdem die deutlich giftigeren Chrom VI-Verbindungen bilden; diese haben ein hohes Allergiepotenzial und gelten als krebserregend.
Pflanzlich gegerbtes Leder ist gesünder
Eigentlich braucht man kein Gift und keine Chemie, um Leder zu gerben. Nur ist die pflanzliche Gerbung etwas langwieriger und damit teurer als die chemische. Pflanzlich gegerbtes Leder (auch: vegetabil gegerbtes Leder) wird mit verschiedenen Gerbstoffen behandelt, die zum Beispiel aus Eichenrinde, Rhabarberwurzeln, Mimosarinde, Quebrachoholz oder Tara-Schoten gewonnen werden. Das ist deutlich schonender für die Umwelt und sicherer für die Verbraucher:innen, denn die pflanzliche Gerbung hinterlässt keine Giftstoffe im fertigen Lederprodukt.
Echtes Leder, Bio-Leder: Das steckt dahinter
Mit „Echtes Leder“ kann jedes Lederprodukt gekennzeichnet werden – über die Art der Herstellung und die Qualität sagt dieser Begriff gar nichts aus.
Die Bezeichnung „Bio-Leder“ ist nicht geschützt und wird daher nicht einheitlich verwendet. So bezeichnen manche Lederhersteller ganz einfach vegetabil gegerbtes Leder als Bio-Leder. Andere gehen in ihren Produktionsstandards weiter und gestalten alle Schritte der Lederherstellung möglichst umweltschonend.
Die strengsten Richtlinien hat der Verband IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft) entwickelt. Für IVN-zertifiziertes Naturleder sollen beispielweise nur als Nebenprodukt der Fleischgewinnung anfallende Tierhäute verarbeitet werden, die verarbeitenden Betriebe müssen ihr Abwasser gründlich reinigen, Chromgerbung ist nicht erlaubt, Farbstoffe müssen schwermetallfrei und möglichst pflanzlich sein. Zudem müssen strenge Sozialstandards in der Produktion eingehalten werden. Nur, wer diese Richtlinien bei der Lederherstellung einhält, darf sich mit der IVN Zertifizierung für Naturleder schmücken.
Der einzige uns derzeit bekannte Händler von Bio-Leder mit Bio-Zertifikat ist Waschbär: Das Leder der Eigenmarke enna** ist nach Biokreis-Richtlinien zertifiziert und stammt von Rindern aus der Mecklenburgischen Schweiz.
Diese Hersteller verwenden pflanzlich gegerbtes Leder
Einige Unternehmen verwenden für ihre Lederprodukte ausschließlich pflanzlich gegerbtes Leder. Dazu gehören Schuhhersteller wie beispielsweise Ekn Footwear und Veja. In unserer Bestenliste Schuhe findest du einige weitere empfehlenswerte Schuh-Marken:
Auch nachhaltige Mode-Hersteller achten darauf, möglichst nur pflanzlich gegerbtes Leder, Bio-Leder oder sogar recyceltes Leder für ihre Kleidungsstücke zu verwenden. Hin und wieder kommen auch Abfälle der Lederindustrie zum Einsatz, beispielsweise für die Leder-Patches, die an vielen Jeans angebracht werden. Recyceltes Leder ist sogar noch umweltfreundlicher als pflanzlich gegerbtes, weil kein „neues“ Leder produziert werden muss. Die entsprechenden Modelabels findest du in vielen nachhaltigen Modeshops – in deiner Stadt oder im Internet.
Wer eine Lederjacke oder eine Ledercouch sucht, schaut sich am besten erstmal auf Flohmärkten, in Second-Hand-Läden oder auf Gebrauchtkauf-Portalen um. Denn bei Leder lohnt der Gebraucht-Kauf: Das Material ist extrem langlebig und robust und daher oft auch gebraucht in guten Zustand zu finden – für deutlich weniger Geld. Wer Lederprodukte Second Hand kauft, trägt aktiv dazu bei, dass durch weniger Neuproduktion Tiere geschützt und die Ressourcen geschont werden.
Wer aus ethischen Gründen aus Leder verzichten möchte, findet inzwischen viele Alternativen. Allerdings sollte man genau hinschauen: Kunstleder aus Synthetik-Materialien ist für die Umwelt kein Gewinn. Mehr dazu im Beitrag: Vegane Schuhe: Die wichtigsten Tipp, die besten Marken
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